Ahrensburg. S-Bahnen sollen Ende 2027 von Hamburg über Ahrensburg und Bargteheide bis Bad Oldesloe rollen. Gegner wollen gegen Projekt klagen.
Es ist eine Nachricht, die bei den Befürwortern der neuen S-Bahn-Linie 4 zwischen Hamburg und Bad Oldesloe für Begeisterung sorgt: Nach langem Ringen haben Bund und Länder eine Lösung ausgehandelt, wie die Baukosten von 1,847 Milliarden Euro aufgeteilt werden könnten. Der Bund soll mit 1,473 Milliarden Euro den Löwenanteil (rund 80 Prozent) übernehmen, Schleswig-Holstein will 118 Millionen Euro und Hamburg 236 Millionen Euro beisteuern.
Ahrensburger kämpft seit 20 Jahren für S 4
„Für mich ist das wie ein Feiertag. Manchmal lohnt sich Durchhaltevermögen“, sagt Jörg Sievers. Der Ahrensburger kämpft seit gut 20 Jahren für das Projekt, ist Sprecher der S-4-Initiative Hamburg/Stormarn. „An der Notwendigkeit der S 4 hat sich in all der Zeit nichts geändert“, sagt Sievers. Er arbeitet als Software-Tester in Hamburg-Winterhude, pendelt täglich mit Bus und Bahn. Und ärgert sich bereits seit den 1990er-Jahren über Verspätungen, Zugausfälle und schlechte Anschlussverbindungen. „Mit der S 4 würde ich pro Strecke 20 Minuten weniger unterwegs sein“, sagt Jörg Sievers. „Das sind 40 Minuten Lebenszeit pro Tag.“
Auch der Rahlstedter SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Thorben Buschhüter, zweiter Kopf der S-4-Initiative, zeigt sich erleichtert. Er sagt: „Wir haben damit eine große Hürde aus dem Weg geräumt.“ Allerdings steht die Finanzierung noch unter dem Vorbehalt, dass die jeweiligen politischen Gremien zustimmen. „Auch wenn sich die Länder über ihre Anteile einig sind, es gehören drei Unterschriften unter den entsprechenden Vertrag“, sagt Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP). „Und der Bund will noch die Haushaltsberatungen abwarten.“ Buchholz spricht von einem „fairen Kompromiss“, sagt: „Wir sind auf einem guten Weg.“
Vertreter der Bahn wollen in Stormarn über Lärmschutz informieren
Es deute vieles daraufhin, dass die Vereinbarung noch in diesem Jahr von allen Projektpartnern unterschrieben werde, sagt Bahnsprecher Peter Mantik. Und weiter: „Mit einer festen Finanzierung werden Fakten geschaffen, dann gibt es kein Zurück mehr.“ Derzeit läuft parallel dazu bereits das Planfeststellungsverfahren für den ersten Bauabschnitt von Hamburg-Hasselbrook bis Luetkensallee. Die Unterlagen für den dritten Abschnitt, der von der Landesgrenze bis nach Ahrensburg führt, werden nach Angaben der Bahn derzeit erstellt. Mantik rechnet damit, dass sie bis Ende des Jahres fertig sind, anschließend werde die öffentliche Auslegung erfolgen. „Dann können wir auch Genaueres zum Lärmschutz in Stormarn sagen.“
Mehrmals wollen Vertreter der Deutschen Bahn wegen dieses Themas noch zu Info-Veranstaltungen nach Stormarn kommen, kündigt Mantik an. Am Montag, 25. November, werde er zunächst um 19 Uhr im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr in Reinfeld Rede und Antwort stehen. „Wir werden bereits zwei Stunden vor Beginn mit unserem Info-Mobil vor dem Rathaus stehen“, sagt Mantik.
Die Gegner des Bahnprojekts zeigen sich von der Finanzierungsnachricht unbeeindruckt. „Wir werden gegen das Projekt klagen und es verhindern“, sagt Claus-Peter Schmidt, Vorsitzender der „Bürgerinitiative an der Bahnstrecke Hamburg–Lübeck“. Seine Zuversicht zieht er aus dem Naturschutzgebiet Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal. Die S-4-Gleise sollen direkt am Rand des Areals entlangführen, das ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) der Europäischen Union ist. „Dabei gäbe es eine Alternative“, sagt Schmidt. Die Initiative möchte, dass Güter-, Fern- und zum Teil auch Regionalzüge künftig auf einer neuen Strecke parallel zur Autobahn 1 fahren und die Bestandsstrecke nur von der S 4 und eventuell einigen Regionalbahnen genutzt wird.
Planfeststellungsbeschluss für ersten Abschnitt wird noch 2019 erwartet
Die Pläne der Deutschen Bahn sehen anders aus. Demnach sollen für die S 4 von Hamburg-Hasselbrook bis zum Regionalbahnhof Ahrensburg auf 17 Kilometern zwei zusätzliche Gleise gebaut werden, auf den restlichen drei Kilometern bis Gartenholz ein weiteres Gleis. In Hamburg werden vier neue Stationen errichtet, in Stormarn kommt Ahrensburg-West dazu. Das Projekt ist in drei Planfeststellungsabschnitte unterteilt. Für den ersten Abschnitt wird noch in diesem Jahr der Planfeststellungsbeschluss erwartet. „Dann werden wir sofort unsere Klage einreichen“, sagt Claus-Peter Schmidt. Sie sei bereits fertig.
„Es ist unklar, ob und inwieweit Klagen das Vorhaben aufhalten können“, sagt Buschhüter. Das Gute sei, dass das Projekt direkt beim Bundesverwaltungsgericht lande, nicht erst über verschiedene Instanzen gehe. Buschhüter hofft, dass 2020 nach dem Planfeststellungsbeschluss für Abschnitt eins mit vorbereitenden Bauarbeiten im Bereich Hasselbrook begonnen werden kann. Ende 2027 sollen nach derzeitigem Stand die ersten S-Bahnen über Ahrensburg und Bargteheide bis Bad Oldesloe rollen.