Hamburg. Mit dem Ausbau der Bahnstrecke von Hamburg nach Bad Oldesloe befürchten Anwohner einen drastischen Anstieg des Güterverkehrs.

Rund 100 Anwohner, darunter zahlreiche Kinder, haben am Freitagabend vor dem S-Bahnhof Wandsbek erstmals öffentlich gegen die geplante Zunahme des transeuropäischen Güterverkehrs protestiert. Mit dem Ausbau der Bahnstrecke von Hamburg-Hauptbahnhof nach Ahrensburg und Bad Oldesloe zur S-Bahn-Linie 4 sollen künftig verstärkt Güterzüge vom Süden Europas bis nach Skandinavien fahren.

„S-Bahn ja, aber keine langen Güterzüge durch Wandsbek, Tonndorf und Rahlstedt“, lautete daher eine der Forderungen der Bürger. Sie favorisieren eine Güterverkehrs-Trasse entlang der Autobahn A1.

Anwohner befürchten vierfache Menge von Güterzügen

Wie Arnold Harmsen, 1.Vorsitzender des Vereins Lärm- und Umweltschutz Wandsbek-Marienthal sagte, erwarte er mit dem Ausbau der S4 eine Vervierfachung des Güterverkehrs. Es könnten sogar rund 200 Güterzüge innerhalb von 24 Stunden durch die Wohngebiete fahren, darunter auch Gefahrguttransporte. Harmsen begrüßt den Bau der S4, forderte aber Beschränkungen bei Tempo und Zahl der Güterzüge. Im Flugverkehr gehe es Nachtflugverbote, nur die Bahn nehme keine Rücksicht auf die Gesundheit der Anwohner.

Die Bürger sind auch in Sorge um das Wandsbeker Gehölz und um die bisherigen Schulwege für ihre Kinder, die durch den geplanten Ausbau der Gleise unterbrochen werden. „Rettet das Wandsbeker Gehölz“, stand auf einem Transparent. Ein weiteres Schild hatte die Aufschrift: „Klima=Bäume“.

Deutsche Bahn will "engen Draht" zu Anliegern halten

Unterdessen hat sich die Bahn zu der Protestaktion geäußert. „Wir nehmen nach wie vor die Sorgen und Kritikpunkte der Menschen an der Strecke sehr ernst“, sagte Peter Mantik, Sprecher Schienenanbindung FBQ und S4 Hamburg, auf Abendblatt-Anfrage. „Deshalb sind wir auch darauf bedacht, einen engen Draht zu den Anliegern zu halten, beispielsweise im mobilen Bürgerdialog.“ Termine mit dem Projektteam könnten jederzeit zusätzlich vereinbart werden.

Nach Bahnangaben sollen im Wandsbeker Gehölz etwa 40 Bäume gefällt werden – Linde, Ahorn, Buche und Birke. Sie sollen nach dem aktuellen Terminplan bis Ende 2020 entfernt werden. „Die Gehölze wurden im Zuge der Vermessung und Bestimmung der Bäume gekennzeichnet, insgesamt waren es knapp 200.“ Die Kennzeichnung sei kein Indiz dafür, ob ein Baum gefällt werde oder nicht. Sie diene der vertieften Planung. Bäume, die gefällt werden, stehen auf der benötigten Baustraße und der Baustellen-Einrichtungsfälle.