Bad Oldesloe/Glinde. Die Batterien können gelöschte Wagen erneut in Brand setzen. Erster Pkw wurde daher bereits in Container versenkt.

Die Feuerwehren in Stormarn bereiten sich auf die Gefahren bei der Bekämpfung von Bränden von Elektroautos vor. Die Feuerwehr in Glinde hat bereits eine sogenannte Mulde angeschafft. In dem wasserdichten und nach oben offenen Container können Autos mit E-Motor versenkt und gekühlt werden. Bad Oldesloe ist in Verhandlung mit einem Privatunternehmen, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. „Es hat zwar schon Unfälle mit Elektroautos gegeben. Aber wir hatten hier noch keinen Fall, in dem eines in Brand geraten ist“, sagt Kreisbrandmeister Gerd Riemann. Doch angesichts steigender Absatzzahlen sei es nur eine Frage der Zeit, bis die Feuerwehr gerufen wird, um ein E-Auto zu löschen.

An der Autobahn 7 wurde ein Mini in einem Container versenkt

Dass das kompliziert werden kann, hat kürzlich ein Fall in Kaltenkirchen im Kreis Segeberg gezeigt. Am 7. Mai wurde die Feuerwehr zu einem Einsatz auf einen Parkplatz an der Autobahn 7 gerufen. Dort hatte ein mit einem Elektromotor betriebener Mini Cooper Feuer gefangen. Ein paar Minuten später waren zwar die Flammen gelöscht, doch unter Kontrolle war der Brand damit noch längst nicht. Denn es passierte genau das, wovor in den Schulungen der Feuerwehr immer wieder gewarnt wird: Die unter der Rücksitzbank des Fahrzeuges verbaute Batterie war beschädigt und erhitzte sich derart, dass sie den Wagen erneut hätte in Brand setzen können.

Nachdem der Mini gelöscht war, stiegen die Temperaturen der Antriebsbatterie und drohten das Fahrzeug erneut zu entflammen.
Nachdem der Mini gelöscht war, stiegen die Temperaturen der Antriebsbatterie und drohten das Fahrzeug erneut zu entflammen. © Freiwillige Feuerwehr Kaltenkirchen

Die Einsatzleitung handelte sofort und improvisierte: Sie forderte einen Container vom Betriebsamt aus Norderstedt an. Die Mulde wurde mit Wasser gefüllt und der Mini darin versenkt, um die Batterie zu kühlen. Erst nach vier Stunden konnten die Einsatzkräfte zur Wache zurückkehren. Der Fall aus dem Nachbarkreis zeigt, worauf sich die Feuerwehren künftig werden einstellen müssen. 2018 sind bundesweit 68.000 E-Autos zugelassen worden, ein Zuwachs von 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist im Gesamtverhältnis immer noch eine relativ geringe Zahl, die Tendenz aber ist klar. Deswegen beschäftigen sich auch die Feuerwehren in Stormarn damit, wie die heiklen Fahrzeugbrände künftig besonders effektiv bekämpft werden können.

Akku muss nach einem Brand über Stunden gekühlt werden

„Wir gehen davon aus, dass ein Akku nach einem Brand über Stunden oder vielleicht sogar Tage gekühlt werden muss und das können wir vor Ort natürlich nicht mit Einsatzkräften übernehmen“, sagt Gerd Riemann gegenüber dem Abendblatt. Deswegen arbeitet der oberste Feuerwehrmann des Kreises mit seinen Kameraden in den Gemeinden an einer Lösung. Dass in Kaltenkirchen relativ schnell ein Container zum Kühlen der Batterie aufgetrieben werden konnte, war ein Glücksfall. Aufs Glück wolle sich Riemann aber nicht verlassen, sagt: „Mittelfristig wollen wir in Stormarn an drei Standorten Container bereithalten, die bei einem Unfall angefordert werden können und innerhalb von 30 bis 45 Minuten vor Ort sind.“

Nachdem das abgelöschte E-Auto dann in dem Wasserbad versenkt wurde, könnte der Container für einen Tag auf einem von mehreren stillgelegten Parkplätzen an einer der Autobahnen stehen. So lange, bis die Batterie keine Gefahr mehr darstellt und das Auto von einem Abschleppdienst übernommen werden kann. Die Freiwillige Feuerwehr in Glinde hat bereits eine Mulde, in die ein Elektroauto nach einem Feuer mit einem Kran hinein gehoben werden könnte. Die Wände des wasserdichten Behälters sind nur etwa einen Meter hoch. Doch das reicht, um die Batterie zu kühlen.

Und wenn auf dem E-Highway ein Lastwagen in Brand gerät?

Die Mulde war auch schon Teil von Übungen. Der im Südkreis stationierte Container soll nur der Anfang sein. Weil die Anfahrt bei einem Einsatz im Norden oder Westen zu lange dauern würde, will Riemann auch in Ahrensburg und Bad Oldesloe Container haben. Die Feuerwehr in der Kreisstadt ist bereits in Verhandlungen. „Wir sind in Gesprächen mit einem Unternehmen, das im Besitz einer ausrangierten Mulde ist“, sagt Gemeindewehrführer Olaf Klaus dem Abendblatt. Bislang wurde der flache Container für die Lagerung alter Batterien genutzt. „Er ist wasserdicht und hat die richtige Größe“, sagt der Oldesloer Feuerwehr-Chef.

Kreisbrandmeister Gerd Riemann fordert mehrere befüllbare Mulden – verteilt über Stormarn.
Kreisbrandmeister Gerd Riemann fordert mehrere befüllbare Mulden – verteilt über Stormarn. © Finn Fischer

Die Frage sei jetzt noch, wie die Mulde im Ernstfall zum Einsatzort gebracht werden kann. Olaf Klaus sagt: „Darüber sprechen wir gerade auch mit der Polizei.“ Für elektrobetriebene Autos, die unter freiem Himmel in Brand geraten, ist die Containerlösung sinnvoll. Schwieriger wird es, wenn das Auto etwa in einer Tiefgarage oder einem Parkhaus Feuer fängt. Auch für größere Fahrzeuge gibt es noch keine wirklich praktikable Lösung. Auf den Straßen sind bereits jetzt Hybrid- und Elektro-Lastwagen unterwegs, die für ein Wasserbad in einem Container zu sperrig sein dürften.

Wenn es zum Beispiel auf dem E-Highway zwischen Reinfeld und Lübeck zu einem Feuer in einer elektrisch betriebenen Zugmaschine kommen sollte, muss auch die Feuerwehr in Stormarn improvisieren. Kreisbrandmeister Gerd Riemann: „Die Zugmaschine lässt sich natürlich abkoppeln, es muss nicht das ganze Gespann in ein Wasserbad. Aber ich weiß nicht, ob eine Zugmaschine in die Mulde passen würde.“