Bargteheide. Nach Aus des Cinema Paradiso prüft Bargteheide Förderung durch die AktivRegion Alsterland. Parteien kritisieren Informationsfluss.

Als am 18. Dezember 2018 im Bargteheider Cinema Paradiso der letzte Film gezeigt wurde, war das nach langem Trubel im Kleinen Theater ein weiterer herber Einschnitt für die Kulturlandschaft der Kleinstadt: Hans-Peter Jansen, der das Kino seit 2005 betrieben hatte, trat das letzte Mal vor sein Publikum. Einen Tag später verließ der Kinomacher Bargteheide – mit einem Projektor im Gepäck, den er mit Mitteln der Stadt und Unterstützung von Land und Bund 2013 angeschafft hatte.

WfB-Politiker Norbert Muras.
WfB-Politiker Norbert Muras. © WfB

Rund 30.000 Euro steuerte Bargteheide damals zum Kaufpreis von 73.ooo Euro für den Projektor mit der Bezeichnung DCP 30 SX 2 bei. „Ich bin nicht der Auffassung, dass er Eigentum von Herrn Jansen ist“, sagt Norbert Muras, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft für Bargteheide (WfB), „Er hat ihn nicht bezahlt, sondern lediglich den Kauf abgewickelt.“

Allein der Einbau des Geräts ging damals auf die Rechnung des Kinomachers, der bis Freitagnachmittag für das Abendblatt nicht für eine Stellungnahme erreichbar war. „Wie der Vorgang moralisch zu bewerten ist, muss jeder selbst entscheiden“, sagt Bargteheides Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht auf Abendblatt-Anfrage. Rechtlich sei die Lage klar: „Das Gerät gehört Hans-Peter Jansen, der als Kinobetreiber das Fördergeld eingeworben hat.“ Die Stadt habe Jansen auch angeboten, ihm den Projektor abzukaufen: „Auf dieses Angebot ist er nicht eingegangen.“

110.000 Euro für Projektor und neue Lautsprecher

SPD-Politiker Norbert Weingärtner.
SPD-Politiker Norbert Weingärtner. © SPD Bargteheide | SPD Bargteheide

Wie berichtet, begann die Stadt nach Jansens Ankündigung, den Pachtvertrag nicht zu verlängern, die Suche nach einem neuen Pächter. Der Trägerverein des Kleinen Theaters hatte sich als einziger Bewerber auf die Ausschreibung für den Kinobetrieb in Bargteheide gemeldet. Anfang Januar 2019 traf sich die Arbeitsgruppe Kultur und beschloss, dass Stadt und Verein über die Modalitäten verhandeln sollen. Ein Vertrag, der den Betrieb bis Ende 2020 regelt, sollte aufgesetzt, ein neuer Projektor möglichst kostengünstig angeschafft werden. Die Kosten dafür schätzt die Stadt auf 60.000 bis 70.000 Euro. „Spätestens im März sollte wieder ein Kinoprogramm auf die Beine gestellt werden“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Weingärtner.

Der Politiker fühlt sich von der Verwaltung schlecht informiert, sagt: „Die Arbeitsgruppe hat eine schnelle Lösung gefordert.“ Für den Finanzausschuss, der am Donnerstagabend getagt hat, hatte Weingärtner mit einer beschlussfähigen Aussage gerechnet. Stattdessen gab die Verwaltung nur einen aktuellen Stand: Im Haushalt stünden rund 42.000 Euro für die Beschaffung des neuen Projektors bereit, außerdem gebe es noch Rücklagen. Hinzu kämen Mittel aus einer vielversprechenden Fördermöglichkeit: Die Stadt hat das Kino-Projekt mit der Gesamtsumme von rund 110.000 Euro zur Prüfung bei der AktivRegion Alsterland eingereicht. Mit der Summe soll nicht nur ein Projektor finanziert, sondern auch die Beschallungsanlage im Kleinen Theater erneuert werden.

Wann wieder Filme gezeigt werden ist noch unklar

Am 28. Februar will die Stadt ihr Vorhaben bei dem Verein vorstellen, der mit Zuschüssen der Europäischen Union Projekte im ländlichen Raum unterstützt. Stimmt der Vorstand zu, darf sich Bargteheide auf Zuschüsse in Höhe von 55 Prozent der Nettokosten freuen. Einen Tag zuvor, am 27. Februar, treffen sich die Mitglieder des Haupt- und Sozialausschusses, die die Anschaffung noch absegnen müssen. Mit einer schnellen Lösung in Sachen Kino ist derzeit also nicht zu rechnen.

Auch der Vertrag sei im Rathaus noch in Arbeit. Eine belastbare Aussage darüber, wann im Kleinen Theater wieder Filme gezeigt werden, könne die Stadt folglich nicht geben. Kruse-Gobrecht sagte dem Abendblatt: „Wir arbeiten daran, dass es ohne größeren Verzug bald losgehen kann.“

Der WfB-Fraktionsvorsitzende Norbert Muras wartet derzeit noch auf Klärung im Fall des alten Projektors, spricht in diesem Zusammenhang von einem „dringend zu beseitigenden Informationsdefizit“. Seine Partei hatte Anfang Januar eine Liste mit Fragen an die Verwaltung geschickt. Darin wird um eine detaillierte Erklärung von Jansens Ansprüchen auf das Gerät gebeten. „Doch die Fragen wurden bisher nicht beantwortet“, sagt Muras. Der Trägerverein steht derweil nach eigenen Angaben in den Startlöchern. „Wir haben Vorarbeit geleistet“, sagt Sprecher Joachim Krämer. „Wenn ein Projektor angeschafft ist und wir wissen, wann er installiert wird, brauchen wir etwa vier Wochen“, sagt Krämer. Ein aktuelles Programm müsse erdacht, gedruckt und ins Internet gestellt werden. Bei der Auswahl der Filme will sich der Verein von einem Filmdisponenten helfen lassen. Zudem soll an der Programmauswahl auch eine Gruppe von Bargteheider Bürgern beteiligt werden.

FDP fordert eine vernünftige wirtschaftliche Lösung

FDP-Politiker Dirk Backen.
FDP-Politiker Dirk Backen. © Privat | Privat

Optimistisch, dass eine gute Lösung gefunden wird, ist Dirk Backen (FDP): „Fördermittel sind mehr als willkommen“, sagt er, „es geht schließlich beim Einsatz von Steuergeld um eine wirtschaftlich vernünftige Lösung.“ Für die fragwürdigen Eigentumsverhältnisse hinsichtlich des Projektors könne die derzeitige Stadtverwaltung nicht verantwortlich gemacht werden, sagt Backen: „Sie hat jetzt den Auftrag, das neue Vertragswerk bestmöglich zu gestalten.“ Es liege im Interesse aller Beteiligten, dass das Bargteheider Kino bald wieder seinen Betrieb aufnimmt.