Ahrensburg. Mehr als 50 Anwohner der Siedlung am Hagen und aus dem Ortsteil Ahrensfelde machten jetzt ihrem Unmut vor Politikern Luft.

Die Besucherreihen bei der Ahrensburger Stadtverordnetenversammlung sind gefüllt wie selten. Mehr als 50 Bürger sind an diesem Abend erschienen, fast alle wohnen an der Dorfstraße im Ortsteil Ahrensfelde oder am Braunen Hirsch in der Siedlung am Hagen. Ihr gemeinsames Anliegen: weniger Autoverkehr vor der Haustür. Denn die einstmals ruhigen Straßen haben sich zu einer beliebten Querverbindung vom A-1-Anschluss Ahrensburg in den Hamburger Osten entwickelt mit laut jüngster Verkehrszählung 8000 Fahrzeugen täglich.

„Obwohl die Strecke gar nicht ausgeschildert ist, ist die zumutbare Belastung überschritten“, sagt Thomas Behrendt. Er lebt seit den 1990er-Jahren am Braunen Hirsch und hat den Zuhöreransturm mit einer schriftlichen Anfrage zur Verkehrsberuhigung ans Rasthaus ausgelöst. Navigationsgeräte und Smartphone-Apps leiteten die Autofahrer durch die Wohnviertel. Das zeige sich an den Autokennzeichen im Berufsverkehr, die von RZ (Herzogtum Lauenburg) über HL (Lübeck) bis nach Mecklenburg-Vorpommern reichten.

Rechtfertigen die neuen Zahlen den Bau einer Umgehungsstraße?

„Wir sind die Südtangente, die mitten durch den Ort führt“, so Behrendt in Anspielung auf die Umgehungsstraße, für die die Stadt gerade eine Realisierungsstudie erstellen lässt. „Parallel sprechen wir bis Ende November mit dem Ministerium in Kiel über die Fahrzeugzahlen, die vorhanden sein müssten, um überhaupt erst einmal an neue Trassen zu denken“, sagt Bürgermeister Michael Sarach. Die Zählung in diesem Frühjahr habe einen Anteil von 40 bis 50 Prozent Durchgangsverkehr ergeben. Mehr als die Hälfte der Fahrten sind demnach den Menschen aus den Stadtteilen zuzurechnen.

An diesem Ergebnis äußern mehrere Gäste starke Zweifel: Sie empfinden den Durchgangsverkehr als deutlich größer. „Seit der ersten Zählung werden alle Zahlen angezweifelt. Sie sind aber nicht erfunden, sondern kommen von Experten“, sagt Bürgermeister Sarach. Er appelliert daran, sich nicht mit Vorwürfen zu überschütten, sondern gemeinsam bei der Landesregierung für eine Lösung einzusetzen: „Wir werden bei einer Südumgehung auch über viel Geld sprechen müssen, über einen mittleren bis höheren Millionenbereich.“

Dem Ruf nach kurzfristigen baulichen Veränderungen an der Strecke erteilt der Verwaltungschef eine Absage. „Es ist eine dieser Situationen, in denen man als Verantwortlicher gern etwas anders machen würde, aber Recht und Gesetz dies nicht erlauben“, so Sarach. Er könne den Ärger über steigende Lärm- und Verkehrsbelastung nachvollziehen. Diese Entwicklung sei aber in vielen anderen Straßen auch so – teilweise mit mehr als 20.000 Fahrzeugen täglich. Der Braune Hirsch – dort ist Tempo 50 erlaubt – sei eine Hauptverkehrsachse zur Erschließung des Südens: Deshalb seien dort zum Beispiel Fahrbahnverengungen nicht erlaubt. Die Stadt habe eine elektronische Geschwindigkeitsanzeige aufgestellt. Die geforderten Radarkontrollen seien Sache der Polizei.

Auf Dorfstraße abgestelltes Auto wurde schon elfmal angefahren

Über Raser beschweren sich auch Zuhörer aus Ahrensfelde. „Die erlaubten 30 km/h auf der Dorfstraße werden regelmäßig stark überschritten“, sagt ein Anwohner. Er regt an, die Fahrbahn zu verengen, Schwellen einzubauen, Poller oder Fußgängerampeln aufzustellen.

Als „unerträglich“ bezeichnet ein weiterer Ahrensfelder die Situation: „Tempo 30 wird so gut wie nie eingehalten.“ Offenbar versuchen Bürger auch, mit auf der Straße abgestellten Autos den Verkehr zu bremsen – mit ungeahnten Folgen. „Ein Fahrzeug ist schon elfmal angefahren worden, und die Hälfte der Verursacher ist einfach abgehauen“, so der Redner. Er schlägt vor, eine Umleitung für den Schwerlastverkehr vorzuschreiben.

Für die Studie zur Südumgehung zahlt die Stadt 60.000 Euro. Ergebnisse sollen spätestens im Frühjahr 2019 präsentiert werden.