Ahrensburg. In Ahrensburg erwarten die Grünen umfassendere Infos aus dem Rathaus. FDP fordert Liste aller Instandsetzungsvorhaben
Die Ahrensburger Kommunalpolitiker sind sich bei diesem Thema weitgehend einig: Sie wollen den Sanierungsstau an städtischen Schulen auflösen. „Von etlichen Missständen haben wir überhaupt keine Kenntnis, das muss dringend geändert werden“, sagt der Grünen-Stadtverordnete Christian Schubbert, der auch Vorsitzender des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses (BKSA) ist.
Dessen Mitglieder sollen künftig über Termine von Objektbegehungen vorab informiert werden, um daran teilnehmen zu können. Zudem sollen sämtliche Protokolle dieser Ortsbesichtigungen dem Gremium schnellstmöglich zur Verfügung gestellt werden. Einen entsprechenden Antrag haben die Grünen für die BKSA-Sitzung am heutigen Donnerstag gestellt. In einer Ergänzung fordert die FDP, den Sanierungs-/Instandhaltungsbedarf konkret zu erheben und die Ergebnisse zum vierten Quartal dieses Jahres vorzulegen.
Anlass ist der jüngste Alarmruf aus der Stormarnschule. Von der Decke fallende Lampen, morsche Fenster, bröckelnder Putz, kaputte Fußböden: Weil diese Zustände unzumutbar seien, hatte der Elternbeirat des Gymnasiums die sofortige Renovierung von 15 Klassen noch in den Sommerferien (beginnen am Wochenende) gefordert. Der Brief ging am 6. Juni im Rathaus ein.
Noch entscheidet das Rathaus, welche Projekte es verfolgt
Als die Eltern in der Stadtverordnetenversammlung am 18. Juni in der Einwohnerfragestunde nachhakten, wie denn die Erfolgsaussichten seien, schauten sich die Kommunalpolitiker verdutzt an: Sie wussten von nichts. Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach erläuterte, dass das Ansinnen der Stormarnschule in die Haushaltsberatungen für das Jahr 2019 eingebracht werde. Er erläuterte, dass es aufgrund von krankheitsbedingten Ausfällen in der Verwaltung ohnehin nicht leistbar sei, die Arbeiten kurzfristig zu organisieren und zu vergeben. Außerdem seien Handwerker ausgebucht und nicht so schnell zu finden.
„Wir möchten, dass der Ausschuss laufend informiert wird, dann können alle Fraktionen besser Anträge zu einzelnen Projekten stellen“, sagt Christian Schubbert. Er will den gesamten Investitionsbedarf nicht nur für Schulen und Turnhallen, sondern auch für Veranstaltungsräume wie Marstall, Alfred-Rust- und Eduard-Söring-Saal im Überblick haben. Mehr Transparenz sei gut für eine bessere Zusammenarbeit von Verwaltung und Politik.
Noch ist es so, dass die Verwaltung um den Bürgermeister die Sanierungswünsche der Schulen sammle und sortiere. „Was nach dieser Vorauswahl nicht im Haushaltsplan erscheint, bekommen wir auch gar nicht zu sehen“, sagt die Grünen-Fraktionssprecherin Nadine Levenhagen.
Verwaltung soll Politik umfassender informieren
„Das mag gängiges Verwaltungshandeln sein“, ergänzt Christian Schubbert, „aber wir möchten auch von den abgelehnten Vorhaben erfahren.“ Letztendlich würden die Ahrensburger Kommunalpolitiker von Eltern dafür verantwortlich gemacht, wenn Modernisierungen nicht in Angriff genommen würden. Das habe sich bei der Stormarnschule gerade gezeigt. Das altehrwürdige Gymnasium mit den maroden Klassenräumen im 1959 errichteten Anbau ist kein Einzelfall. Im Winter war beispielsweise die Heizung im Heimgarten-Schulzentrum mehrfach defekt, es fiel sogar Unterricht aus.
„Insbesondere die Diskussion um den Sanierungs-/Instandhaltungsbedarf in der Heimgartenschule und nunmehr auch in der Stormarnschule zeigt, dass es nicht ausreichend ist, lediglich Investitionen in Neubauten zu planen“: So begründet BKSA-Mitglied Julian Wagner (FDP) den Ergänzungsantrag seiner Fraktion.
Dass die Verwaltung das Problem erkannt habe, könne man im Schulentwicklungsplan ablesen: „Das heißt konkret, dass die Gebäudesubstanz (auch technische Ausstattung) über die lange Nutzungsdauer gelitten hat und jeweils konkret im Einzelfall Sanierungsbedarf entstanden ist.“ Es sei sinnvoll und wirtschaftlich konzeptionell vorzugehen. Diese Art Masterplan für die Ahrensburger Schulen soll nun auf den Weg gebracht werden.
Architekten stellen Entwurf für Neubau an der SLG vor
Um sich zusätzlich direkt zu informieren, brechen die Grünen zu einer Besichtigungstour durch die Gebäude auf. Termine in drei Grundschulen stehen bereits fest. „Dabei können wir Mängellisten sammeln, um danach die Dringlichkeit abzuwägen“, sagt der Ortsvorsitzende und Stadtverordnete Horst Marzi gegenüber dem Abendblatt.
Auch andere Parteien halten es für wichtig, den Informationsfluss in die politischen Gremien zu verbessern. „Das ist ein guter Weg, damit wir bei Problemen rechtzeitig reagieren können“, sagt der Stadtverordnete Matthias Stern (CDU). Als Lehrer an der Stormarnschule kennt er die Missstände aus seinem Alltag.
In dem Gymnasium sollen in den Sommerferien Handwerker anrücken. „Es ist geplant, zwei Klassenräume zu erneuern“, sagt Robert Tessmer, der für Schulen zuständige Fachdienstleiter im Rathaus. Das sei auch im Vorjahr so geschehen. Für den Schulelternbeirat ist das nicht mehr als der Tropfen auf den heißen Stein. Mütter und Väter hatten sogar angeboten, Renovierungsarbeiten selbst zu erledigen. Das habe die Stadt allerdings aus rechtlichen Gründen abgelehnt. Eine andere Idee ist eine Spendensammlung.
Die Raumnot ist an der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule (SLG), in der der Bildungsausschuss diesmal tagt, das größte Problem. Ein neues Gebäude für mehr als fünf Millionen Euro soll es lösen. Die Architekten vom Hamburger Büro Acollage stellen ihren Entwurf heute Abend vor. Für den Neubau sollen der Oberstufenpavillon und die beiden angrenzenden Holzhäuser, in denen noch Flüchtlinge leben, abgerissen werden. Seit zehn Jahren sind Kinder der Gemeinschaftsschule in Wanderklassen in die gut 300 Meter entfernte Fritz-Reuter-Schule ausgelagert. 2010 könnte der Anbau stehen.
Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss Ahrensburg Do 5.7., 19.30, Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule, Oberstufenpavillon, Wulfsdorfer Weg 71