Ahrensburg/Wandsbek. Ordnungshüter beider Länder gehen zusammen auf Einbrecher-Jagd. Großkontrolle mit Zivilfahndern und Hubschrauber.

„Wir haben einen, der sich jetzt Richtung Hamburg bewegt“, ruft Carsten Ripke in den Raum – und meint damit einen polizeibekannten Einbrecher, den Zivilfahnder in Ahrensburg entdeckt haben und nun observieren. Ripke ist bei der für Stormarn zuständigen Polizeidirektion Ratzeburg für die Einsatzkoordinierung zuständig. Am Donnerstagnachmitag sitzt er jedoch im Wandsbeker Kommissariat und organisiert dort zusammen mit den Hamburger Kollegen eine groß angelegte Kontrolle im Kampf gegen Einbrecher. „Super“, erwidert ein Hamburger Kollege in der Befehlszentrale.

Es ist die erste länderübergreifende Kontrolle in dieser Einbruchssaison, die mit der dunklen Jahreszeit beginnt und sich bis Ende März erstreckt. Denn 70 Prozent aller Einbrüche innerhalb eines Jahres registriert die Stormarner Polizei im ersten und vierten Quartal. Die Schwerpunkte sind Ahrensburg und Reinbek. Auf Hamburger Seite sind es die Stadtteile an der Landesgrenze sowie Poppenbüttel und Wandsbek.

Auch Autodiebstähle werden gemeinsam verfolgt

Dort sind am Donnerstag zwischen 14 Uhr und 22 Uhr 130 Hamburger und 47 Schleswig-Holsteiner Beamte unterwegs, observieren und hoffen, Täter auf frischer Tat festzunehmen. „Der Großteil der Kräfte ist deswegen heute in zivil unterwegs“, sagt Alexander Klinnert, der den Einsatz im PK 37 leitet. „Wir haben heute auch den Hubschrauber im Einsatz. Kommt es zu einer Verfolgung, können uns die Kollegen mit dem Nachtsichtgerät oder der Wärmebildkamera unterstützen.“

Carsten Ripke erklärt: „Kern des gemeinsamen Konzeptes ist, dass wir in Räumen denken, unabhängig von Landesgrenzen. So haben wir in beispielsweise in Reinbek und Aumühle eine ähnliche soziale Struktur wie in Teilen Hamburgs.“ Mit der Zusammenarbeit führen beide Länder ein Konzept fort, das sie als Erfolg im Kampf gegen die Einbruchskriminalität ansehen. Neben den gemeinsamen und abgestimmten Kontrollen ist der Informationsfluss deutlich verbessert worden. Erkenntnisse über das Vorgehen von Tätern werden viel schneller als zuvor geteilt. „Ein wunderbares Beispiel ist die Festnahme eines Autodiebs am Mittwoch auf der A 24“, betont Holger Meincke, stellvertretender Direktor der Polizeidirektion in Ratzeburg. In Poppenbüttel wurde ein VW-Bus gestohlen. Die Beamten dort meldeten dies sofort an das Autobahnrevier Mölln, das gezielt nach dem T5 Ausschau hielt. Mit Erfolg: Gegen 15.45 Uhr, zwei Stunden nach der Tat, wurde der Wagen gestoppt und der Dieb festgenommen.

Verstärkte Polizei-Präsenz soll Täter abschrecken

„Früher wurde das Auto zur Fahndung rausgegeben“, sagt Ripke. Das heißt: „Nur wenn die Polizei den Fahrer zufällig für eine Verkehrskontrolle gestoppt hätte, wäre bei der Überprüfung der Kennzeichen herauskommen, dass das Auto gestohlen ist. „Mit den neu geschaffenen Kommunikationswegen gibt es jetzt einen konkreten Auftrag“, sagt Ripke. Holger Meincke ergänzt, dass die bessere Zusammenarbeit bei Autodiebstählen ein positiver Nebeneffekt des Konzepts zur Einbrecherjagd ist.

Gemeinsame Aktionen sind in diesem Bereich allerdings nicht geplant. „Wir konzentrieren uns darauf, die Bürger davor zu schützen, Opfer von Einbrechern zu werden“, sagt Ulrich Wagner, Leiter des Polizeikommissariats in Wandsbek. „Zum einen wollen wir Räume observieren und so Täter auf frischer Tat festnehmen“, sagt Wagner. Mit einer verstärkten Präsenz von uniformierten Beamten sollen aber auch Täter abgeschreckt werden. „Dadurch steigt auch das subjektive Sicherheitsempfinden, wenn die Bürger vermehrt Polizei wahrnehmen.

Das dritte Standbein im Konzept gegen Einbruchskriminalität ist für Wagner die Prävention. So sind für den 22. November und 22. Januar auch gemeinsame Aktionen geplant. Beamte gehen unter anderem von Haustür zu Haustür und zeigen dabei mögliche Schwachstellen am Haus auf. Auch an Bahnhöfen stehen Beamte und informieren die Menschen mit Infoblättern.

Die länderübergreifenden Kontrollen verzeichnen Erfolge

„Diese Aktionen werden sehr gut aufgenommen“, sagt Holger Meincke, der weiß, dass bei solchen Gesprächen Polizisten die Menschen auch immer wieder ermutigen, die 110 zu wählen, sobald sie etwas Verdächtiges beobachtet haben. Meincke: „Wir gucken uns das an und die Menschen bekommen auch eine Rückmeldung.“

Erfahrungsgemäß geht ein Großteil der Festnahmen auf frischer Tat auf Hinweise von Zeugen zurück. Doch viele Taten können die Ermittler in Hamburg und Stormarn inzwischen auch anhand von Spuren am Tatort aufklären. Während es vor wenigen Jahren noch eher unüblich war, nach Einbrüchen akribisch nach Fingerabdrücken, DNA- oder Fußabdruckspuren zu suchen, ist es heute schon fast die Regel. In Hamburg gibt es beim Landeskriminalamt eine feste Dienstelle, die sich ausschließlich um die Einbruchskriminalität kümmert. Die Einheit ist aus der Soko „Castle“ hervorgegangen, die zahlreiche Erfolge verzeichnen konnte. Auch in Ahrensburg und Reinbek gibt es je eine Ermittlungsgruppe, die sich ausschließlich mit Einbrüchen beschäftigt. Nach einer Tat versuchen Experten, das Vorgehen zu rekonstruieren und gezielt nach Spuren zu suchen. Oft verbringen sie zwei Stunden in einer Wohnung.

Und diese Arbeit hat sich in der Vergangenheit als Erfolg erwiesen. Immer wieder könnten Täter anhand gesicherter DNA-Spuren identifiziert werden. Auch die groß angelegten, länderübergreifenden Kontrollen zeigen Erfolg. „In dieser Zeit gab es in dem Kontrollgebiet keine Einbrüche“, sagt Carsten Ripke. Ob auch nach der Aktion am Donnerstag ein solcher Erfolg verbucht werden kann, ist noch unklar. Fest stand hingegen nach kurzer Zeit, dass der Verdächtige, der in Ahrensburger observiert wurde, in Hamburg nur Bekannte besucht hat.