Barsbüttel. Hamburger Behörde prüft erneut, ob Einbahnstraßenregel bei Sanierung der Hauptverkehrsader wegfällt. Entscheidung noch diese Woche.
Es waren rund 60 Minuten, nach denen die Barsbütteler wieder optimistischer sein können, den Straßen-Streit mit Hamburg zu beenden und eine von ihnen gewünschte Lösung zu finden. So lange dauerte ein Rundgang von Torsten Sevecke, Staatsrat der Hamburger Wirtschaftsbehörde, an und im Umkreis der Barsbütteler Straße in Jenfeld mit Andre Peters von der Initiative „Straßen Bewegung Barsbüttel“ (SBB). Diese will die Sperrung der Hauptverkehrsachse auf Hamburger Gebiet zwecks Sanierung eines 720 Meter langen Teilstücks bis zur Landesgrenze vom 20. August bis Jahresende verhindern und hat schon eine Klage gegen die Stadt vorbereitet. „Ich habe Hoffnung, dass die Behörde unseren Vorschlag umsetzt“, sagt Peters (59), ein selbstständiger Mediaberater.
Er und seine Mitstreiter haben eine Alternative zur geplanten Einbahnstraßenregelung in Richtung Hamburg erarbeitet, damit Autofahrer nach Barsbüttel keine weiten Umwege fahren müssen. Die Ausweichstrecke führt über die Nebenstraßen Ratiborweg, Gleiwitzer Bogen und Bruhnrögenredder. An Anfang und Ende kommt man wieder auf die Barsbütteler Straße. Ein Teil des Weges hat nur eine Spur, dafür einen Parkstreifen. Der soll nach dem Willen der Initiative umfunktioniert werden. Auf dem 150 Meter langen Reststück der Hauptstraße nach Osten, das grunderneuert werden muss, soll die Installation einer Ampel beidseitigen Verkehr ermöglichen. Mit dieser Variante hatte sich Hamburg bereits befasst und ablehnend reagiert.
Öffentlicher Nahverkehr muss über die Autobahn geführt werden
Jetzt wird die Sache erneut geprüft. „Herr Sevecke hat aber auch klar signalisiert, dass an der Bauzeit von rund vier Monaten festgehalten wird“, sagt Barsbüttels stellvertretender Bürgermeister Rainer Eickenrodt von der Wählergemeinschaft BfB. Er hatte den Kontakt zwischen Hamburger Behörde und der Interessengemeinschaft hergestellt, war bei der Begehung der Nebenstraßen dabei. Der Politiker nennt weitere Details des Gesprächs: „Klar ist auch, dass die Wege für Gelenkbusse zu klein sind. Der öffentliche Personennahverkehr wird über die Autobahn geregelt, und auch Lastwagen müssen sich andere Strecken suchen.“ Problematisch wäre es zudem, wenn sich alle Fahrzeuge auf diese Ausweichstrecke stürzten. Dann käme es in Spitzenzeiten zu Rückstaus.
Dass Hamburg noch einmal auf Barsbüttel zugeht und das Verkehrskonzept auf den Prüfstand stellt, ist ein Verdienst der SBB. In ihr haben sich rund 25 Gewerbetreibende aus Barsbüttel und Hamburg zusammengefunden, die durch eine Straßensperrung hohe Umsatzeinbußen fürchten. Auch andere Bürger unterstützen die Gruppe, Peters beziffert die Zahl der Anhänger im dreistelligen Bereich.
Initiative präsentiert der Hansestadt Alternativen
Die Initiative versucht, Sevecke zu überzeugen, indem sie Lösungen für mögliche Probleme bei ihrer Ausweichvariante präsentiert. So haben Gewerbetreibende auf ihren Grundstücken für Anwohner rund 300 Parkplätze zugesichert, sollten die Abstellflächen für Autos in der Umgebung nicht ausreichen. Dazu gehört Peter Weichert, der einen Fachmarkt für Haus und Garten betreibt. „Wir haben 39 Parkplätze. Ich würde den Bürgern so viele wie möglich zur Verfügung stellen“, sagt der 56-Jährige. Ein bestimmtes Kontingent müsse er für Kunden vorhalten, das habe ihm die Behörde mitgeteilt. Die genaue Zahl kenne er noch nicht.
Hamburg darf sich bei dem Projekt keine Verzögerungen leisten und hat sich deshalb für lange Bauabschnitte entschieden, damit Schleswig-Holstein sein Programm zur Sanierung der Landesstraßen in Stormarn 2019 überhaupt starten kann. Die Aufträge an die Gewerke sind inzwischen vergeben. Das bestätigte Behördensprecher Christian Füldner dem Abendblatt. Er sagt: „Die Prüfung der Alternative soll bis Ende dieser Woche abgeschlossen sein, dann wird es eine Entscheidung geben.“
Beschwerden bei Hamburgs Bürgermeister brachten nichts
Barsbüttel protestiert, wie mehrfach berichtet, seit Langem gegen die Straßensperrung. Die Gemeinde wurde in der Planungsphase zwar mehrfach angehört. Der Vorschlag, den Autoverkehr im Wechsel an der Baustelle vorbeizuleiten, wurde aber abgewiesen.
Im April verabschiedeten die Gemeindevertreter eine Resolution mit der Forderung, dass Hamburg Änderungen vornimmt – ohne Erfolg. Im Mai legte die CDU nach und beschwerte sich beim Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Auch das brachte nichts. Genauso wenig wie eine Initiative der Grünen, die 6000 Protestkarten in der Gemeinde sowie in Jenfeld mit dem Slogan „20 Kilometer Umleitung für eine 720-Meter-Baustelle! Stoppt den Wahnsinn!“ verteilten mit der Bitte um Weitersendung an Tschentscher.
Zuletzt hatte Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) den Straßen-Streit zur Chefsache gemacht. Er präsentierte eine neue offizielle Umleitungsstrecke – diese wird ausgeschildert – und reduzierte den Umweg von 20 auf rund acht Kilometer. Barsbütteler bezeichneten das als Mogelpackung. Die Initiative suchte sich einen Anwalt und drohte mit Klage.