Ahrensburg. Das Abendblatt hat mit Heimkehrern und Zugezogenen über Erfahrungen auf dem Immobilienmarkt zwischen Reinfeld und Reinbek gesprochen.

Hohe Nachfrage und ein knappes Angebot lassen die Preise für Wohnungen und Häuser in Stormarn weiter steigen. Was bedeutet das für Immobiliensuchende, die neu in die Region kommen oder nach der Ausbildung zur Familiengründung zurück in ihre Heimatorte ziehen wollen? Zwar gibt es unter den alteingesessenen auch erklärte Gegner des Wachstums. Doch Makler berichten: „Alle wollen nach Stormarn.“ Stimmt das? Das Abendblatt hat sich im Kreis umgehört.

Anne-Kathrin Jordan vom Maklerbüro Grossmann & Berger sagt: „Die Nachfrage übersteigt das Angebot.“ Die Gesuche nach Häusern habe seit 2008 um mehr 50 Prozent zugenommen, die Nachfrage nach Wohnungen sich sogar verdoppelt. Im Ahrensburger Neubaugebiet Erlenhof würden rund 4000 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. Auch Bestandsimmobilien seien oft nicht wesentlich billiger, wenn Modernisierungskosten mit in die Berechnung einbezogen würden. „Die liegen auch bei Objekten aus den 1970er- und 80er-Jahren gern bei 500 bis 1000 Euro pro Quadratmeter“, so Jordan.

Hohe Preise bescheren Maklern gute Geschäfte

Das bestätigt auch Makler-Kollege Horst Gibbesch aus Bargteheide: „Wir spüren den Siedlungsdruck deutlich, vor allem im Speckgürtel.“ Dessen Grenze habe vor etwa 15 Jahren noch in Ahrensburg gelegen. Mittlerweile reiche der Suchradius vieler Hamburger bis nach Bad Oldesloe und in die umliegenden Gemeinden. „Aus Kostengründen wird immer weiter ausgewichen, solange zumindest ein größerer Ort in der Nähe liegt“, sagt Gibbesch. Rund 80 Prozent seiner Interessenten kämen aus der Hansestadt, der Rest aus dem Kreis und dem näheren Umland. Zuzüge von weiter weg seien zumindest zahlenmäßig nicht entscheidend.

Entsprechend gut laufen die Geschäfte der Makler. Horst Gibbesch sagt: „Die hohen Preise animieren zum Verkauf.“ Sein Unternehmen habe so viele Interessenten in der Kundenkartei, dass nur etwa die Hälfte der Angebote in den einschlägigen Immobilienportalen oder der Zeitung inseriert werden müssten. Doch woher kommt das Angebot? „Gebrauchtimmobilien“ kommen vor allem durch Senioren auf den Markt, die nach dem Auszug der Kinder in eine altersgerechte Wohnung ziehen wollen“, sagt er. Das sei ein gesunder Wandel, wie es Gibbesch nennt. Doch ist dieses Angebot nicht so groß, wie es sein könnte. Maklerin Jordan ergänzt: „Früher konnte durch den Hausverkauf eine Wohnung erworben und noch die Rente aufgebessert werden.“ Heute müsste für eine seniorengerechte Bleibe in Stadtnähe oft noch Geld draufgezahlt werden. Viele Ältere verzichteten daher auf diesen Schritt.

Pärchen suchte mehr als zwei Jahre

Soenke Stange und Lina Pilz haben sich ein gebrauchtes Haus in der Hagener Allee in Ahrensburg gekauft
Soenke Stange und Lina Pilz haben sich ein gebrauchtes Haus in der Hagener Allee in Ahrensburg gekauft © HA | Marc R. Hofmann

Trotzdem gebe es noch genug zu tun für die Makler: Die Vertriebszeiten der Immobilien seien von einem halben bis einem Jahr auf nur noch etwas drei Monate gefallen. „Die meisten Interessenten suchen länger, probieren es bei mehreren Maklern“, sagt Gibbesch. Wie vermarktet wird, hängt bei Grossmann & Berger vor allem davon ab, wie eilig es der Kunde mit dem Verkauf habe. „Dann schalten wir auch Anzeigen, nutzen unsere Homepage und die Portale“, so Jordan.

Zu den Interessenten, die länger gesucht haben, gehören auch Soenke Stange und seiner Freundin Lina Pilz. Der 36-Jährige ist in der Schlossstadt aufgewachsen, suchte von Hamburg aus mit seiner Freundin mehr als zwei Jahre nach einer Immobilie. „Hamburg war unbezahlbar“, sagt er. Und auch in Stormarn mussten die beiden Kompromisse eingehen, kauften im November 2017 einen Bungalow Baujahr 1965. Seit April wohnen sie in dem 120 Quadratmeter großen Haus, das in weiten Teilen noch einer Baustelle gleicht. „Wir hatten Glück und haben das Haus auf eBay-Kleinanzeigen gefunden“, sagt er.

Familie Wagner kehrt zurück nach Ahrensburg

Die Maklercourtage konnten sie sich so sparen, 370.000 Euro waren trotzdem fällig. Nun steht noch eine Grundsanierung an. Das Paar, das mit Unterstützung der Familie abends und am Wochenende viel selbst erledigt, hat Wände versetzt, eine neue Küche eingebaut und ist auf asbestbelastete Fliesen gestoßen. Soenke Stange: „Die hat eine Firma entsorgt, das hat uns der Voreigner noch bezahlt.“ Rund 50.000 Euro haben sie bereits investiert und rechnen noch einmal mit der gleichen Summe. Die 33-jährige Lina Pilz sagt: „Bis zum Herbst soll zumindest das Erdgeschoss fertig sein.“

Ähnlich gelagert ist der Fall von Familie Wagner. Christoph und Rebecca (beide 33) sind in Ahrensburg aufgewachsen, haben vor zwei Jahren ein Grundstück in der Nähe der Heimgartenschule gefunden, das darauf stehende Haus abgerissen. Grundstück und Nebenkosten schlugen mit gut 280.000 Euro zu Buche, für den Abriss und den Architekten haben sie weitere 70.000 Euro bezahlt. Das Paar, das bereits zwei Töchter hat, wollte eine Bleibe mit Garten. Christoph Wagner: „Da war das Angebot in Hamburg sehr gering.“ Ein erster Entwurf für einen Neubau sei von der Stadt als zu groß abgelehnt worden, daher die Verzögerung. Jetzt soll es bald losgehen. Wagner ist Geschäftsführer eines Baustoffhandels, hofft durch das Stellen von Material, beim Bau sparen zu können. „Trotzdem habe ich vor den Ausgaben großen Respekt“.

Modernisierung muss mit einkalkuliert werden

Nur einen Steinwurf weiter ist Thomas Niederste-Hollenberg fündig geworden. Der 48-Jährige wohnt noch mit seiner Familie in Glücksburg an der Grenze zu Dänemark, arbeitet aber seit geraumer Zeit in Hamburg. Als ihm die Pendelei zu viel wurde, begann die Familie mit der Suche – zuerst ebenfalls in Hamburg. „An das Preisniveau mussten wir uns gewöhnen“, sagt Niederste-Hollenberg. Ahrensburg sei die Empfehlung eines Arbeitskollegen. „Die Stadt hat eine ideale Größe für eine Familie mit Kindern“, sagt er. Um nach den Sommerferien umziehen zu können, sei ein Neubau nicht infrage gekommen. Knapp 550.000 Euro beträgt die Summe, die die Familie für die 177 Quadratmeter große Doppelhaushälfte bezahlt hat. Weitere 200.000 Euro seien noch für Umbauten eingeplant.

Die Schlüsselübergabe ist für den 84-jährigen Alteigentümer Harald Düwel ein emotionaler Moment. Er ist mittlerweile gut in einer Seniorenresidenz untergekommen, sagt: „Das große Haus fühlte sich für mich nicht mehr richtig an.“ Er sei gespannt, was die Familie daraus mache. „Unser Haus grenzte damals an einen Acker, mit dem Wachsen der Familie haben wir auch das Haus Stück für Stück vergrößert“, so Düwel, der zwei erwachsene Kinder hat.

Christensen hat eine Genossenschaftswohnung gefunden

Moritz Christensen (30) ist glücklich mit seiner neuen Genossenschaftswohnung in Bad Oldesloe
Moritz Christensen (30) ist glücklich mit seiner neuen Genossenschaftswohnung in Bad Oldesloe © HA | Finn Fischer

Etwas anders gelagert ist der Fall von Moritz Christensen. Der 30-Jährige wollte nach dem Studium nach Bad Oldesloe zurück. „Ich habe ein halbes Jahr nach einer Wohnung gesucht aber auf dem freien Markt nichts gefunden“, sagt Christensen. Gerade kleine Wohnungen für eine Person seien in Bad Oldesloe schwer zu finden. Nach drei Monaten kontaktierte er die Oldesloer Wohnstättengenossenschaft (OWG) und wurde fündig: „Da gehört dann schon etwas Glück dazu, weil freiwerdende Wohnungen sofort vergeben werden.“ Kleiner Malus: Für seine Zwei-Zimmer-Wohnung in der Hamburger Straße musste Christensen erst für 1000 Euro Genossenschaftsanteile kaufen.