Ahrensburg. Günstigere Immobilien gibt es nur weiter entfernt von Hamburg. Maklerin glaubt, das Limit ist in Ahrensburg und Großhansdorf erreicht.

Steigende Immobilienpreise in der Großstadt treiben immer mehr Hamburger, die von einem Eigenheim träumen, ins Umland – das hat seinen Preis. So geht aus dem aktuellen Immobilienatlas der LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg hervor, dass die Preise für neue Häuser im Hamburger Umland im zweiten Halbjahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 12,2 Prozent gestiegen sind.

Sie liegen jetzt bei 2596 Euro pro Quadratmeter und weisen damit die höchste Preissteigerung für Wohnimmobilien im Großraum Hamburg auf. Zum Vergleich: In der Hansestadt stiegen die Preise für neu gebaute Häuser um 9,9 Prozent auf 3926 Euro pro Quadratmeter.

„Hohe Nachfrage trifft auf knappes Angebot, das lässt die Preise weiter steigen“, sagt Jens Grelle, Vorstandsvorsitzender der LBS zu dem Ergebnis. Er sieht den Wunsch nach Unabhängigkeit von der Mietpreis-Entwicklung, die Möglichkeit, die eigenen vier Wände selber gestalten zu können sowie die derzeit niedrigen Zinsen und die Altersvorsorge als Motive für den Kauf von Wohneigentum.

Neugebaute Häuser sind in Ahrensburg am teuersten

Besonders tief in die Tasche greifen muss, wer in Ahrensburg ein neues Haus kaufen möchte. Mit durchschnittlich 3546 Euro pro Quadratmeter werden hier laut Studie die teuersten Neubauangebote im Hamburger Umland gehandelt. In Stormarn folgt Bargteheide mit 3138 Euro pro Quadratmeter. Die Großhansdorfer Immobilienmaklerin Petra Marquardt kann das bestätigen. Neben Ahrensburg seien die Preise auch in Großhansdorf besonders hoch, was „an den hohen Grundstückspreisen liegt“, so die Maklerin. Denn: „Ein hoher Grundstückswert lässt die Einstufung des Immobilienpreises steigen.“

Die Studie zeigt, dass die Grundstückspreise mit zunehmender Entfernung zur Großstadt abnehmen. So liegt der Preis für ein Grundstück in Städten wie Ahrensburg (264 Euro pro Quadratmeter) oder Reinbek (257 Euro pro Quadratmeter) deutlich über dem Wert von Trittau (200 Euro pro Quadratmeter) oder dem Umland von Bad Oldesloe (103 Euro pro Quadratmeter). „Je ländlicher die Region, desto bezahlbarer der Wohnraum“, bestätigt auch Maklerin Marquardt.

Verkehrsanbindung spielt Rolle beim Preis

Neben der Entfernung spiele jedoch auch die Anbindung eine entscheidende Rolle. Das ist Erklärung für die durchschnittlichen Grundstückspreise von Bargteheide (223 Euro pro Quadratmeter) und Bad Oldesloe (210 Euro pro Quadratmeter), die nur leicht hinter den Spitzenreitern Ahrensburg und Reinbek liegen.

Vor allem für Familien, bei denen beide Eltern berufstätig sind, sei das ein wichtiges Kriterium bei der Kaufentscheidung, sagt Marquardt. „Wenn die Lage stimmt, dann ist auch die Bereitschaft der Käufer da, mehr zu bezahlen.“ Dabei scheinen Eigentumswohnungen im Hamburger Umland immer beliebter zu werden. So wurden laut Immobilienatlas 2018 zum ersten Mal mehr Neubau-Angebote für Eigentumswohnungen (646) als Eigenheime (380) registriert. „Diese eher städtische Wohnform scheint vermehrt in den größeren Orten im Umland wie beispielsweise Norderstedt oder Ahrensburg angeboten zu werden“, sagt Jens Grelle von der LBS.

Bestandshäuser im Oldesloer Umland relativ günstig

Auch Maklerin Marquardt beobachtet diese Entwicklung. Vor allem ältere Menschen wollten ihre Häuser verkaufen, wenn sie sich beispielsweise nicht mehr um den Garten kümmern könnten. Zudem steige die Suche nach Eigentumswohnungen ihrer Meinung nach an, da sie gut vermietet werden könnten und sich somit als Kapitalanlage eigneten. Preisspitzenreiter bei neuen Eigentumswohnungen im Hamburger Umland ist Großhansdorf mit 4104 Euro pro Quadratmeter. Im Durchschnitt liegen die Umlands-Preise aktuell bei 3176 Euro pro Quadratmeter und sind damit um 8,7 Prozent teurer als das Angebot zu Jahresbeginn 2017. Angesichts dieser Entwicklung prognostiziert Marquardt: „In Großhansdorf und Ahrensburg sind wir mit den Preisen am Limit.“

Doch nicht nur Neubauten werden teurer, sondern auch für Bestandshäuser lassen sich Preissteigerungen verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Hauspreise im Hamburger Umland im Mittel um 8,9 Prozent auf 2237 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Im Kreis Stormarn führen Ahrensburg (3006 Euro pro Quadratmeter) Oststeinbek (2861 Euro) und Reinbek (2814 Euro) die Preisrangskala an. Für unter 2000 Euro pro Quadratmeter sind bestehende Häuser nur im Umland von Bad Oldesloe zu haben.

Verkauf einer Immobilie dauert mittlerweile länger

Angesichts der jährlich steigenden Preise braucht Petra Marquardt mittlerweile länger, um eine Immobilie zu verkaufen. „Die Preise sind so wahnsinnig hoch, dass Interessenten sich häufig vor einem Kauf scheuen.“ Ein weiteres Problem: geringere Finanzierungen durch die Banken. Der Eigenanteil sei auf mindestens 20 Prozent gestiegen, so Marquardt. „Viele können sich das nicht leisten.“ Vor allem im Alter sei das aufrund der langen Laufzeiten „fast nicht mehr möglich“, da die Finanzierung dann nicht mehr über die Berufstätigkeit gesichert sei.

LBS-Chef Jens Grelle rät Interessenten dennoch, jetzt zu prüfen, wie und wo sich ihre Wohnträume verwirklichen lassen. Denn: „Jeder zahlt in seinem Leben den Betrag für eine Immobilie – entweder für sein Eigentum oder an seinen Vermieter.“