Ahrensburg. Entsorger aus Geesthacht sucht weiter externe Hilfe. Ende der Probleme ist nicht absehbar. Politik kündigt gründlichere Überwachung an.
Das Müll-Chaos in Stormarn wird noch mindestens bis in den Herbst hinein andauern. Damit jedenfalls rechnet Heinz Hartmann (SPD), Kreistagsabgeordneter und stellvertretender Kreispräsident, nach der Sondersitzung des Kreis-Umweltausschusses. Dort musste Dennis Kissel, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH), nun den Politikern Rede und Antwort zu den anhaltenden Verspätungen bei der Müllabfuhr stehen.
„Wir haben eine Bugwelle vor uns, die immer größer wird und sich nur langfristig abbauen lässt.“ So beschreibt Heinz Hartmann seinen Eindruck nach der teils nichtöffentlichen Sondersitzung in Bad Oldesloe. „Die Probleme werden bis September/Oktober anhalten – darüber müssen wir uns im Klaren sein.“ Die Politik werde der AWSH und dem beauftragten Subunternehmen Grabau Entsorgung GmbH (GEG) aber in den kommenden Monaten „stärker auf die Finger schauen“, sagt der Politiker.
Kreistagsabgeordneter will Firma besser überwachen
„Wenn nötig, werden wir weitere Sondersitzungen einberufen – auch in der politischen Sommerpause“, sagt der Reinfelder. Sollte sich die Situation weiter verschlechtern, werde sich zunächst der Hauptausschuss und danach voraussichtlich auch der Kreistag mit dem Thema beschäftigen. „Wir werden die weitere Entwicklung engmaschig kontrollieren und schnell reagieren“, kündigt Heinz Hartmann an. Dass es noch bis mindestens September dauern wird, bis die Müllabfuhr wieder pünklich ist, hält auch AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke „für ein realistisches Maß“. Derzeit liegt die Verspätung seinen Angaben zufolge bei durchschnittlich vier bis fünf Werktagen. In einigen Fällen sind es aber auch deutlich mehr. In Ammersbek zum Beispiel stehen die Biotonnen bereits seit 13. Juni – also mehr als eine Woche – ungeleert herum. Als neuer Termin war am Donnerstag auf der Internetseite der Abfallwirtschaft für die gesamte Gemeinde der 3. Juli genannt. Zahlreiche verzweifelte Ammersbeker riefen daraufhin auch in der Abendblatt-Redaktion an. „Drei Wochen sind wirklich schlimm, gerade jetzt in der Gartensaison“, sagt Peter-Michael Kamps aus dem Ortsteil Rehagen. Weil seine Tonne überquoll, brachte er einen Teil seiner Bioabfälle bereits zum Recyclinghof nach Bargteheide.
„Die Situation ist grotesk-schlimm“, sagt auch Christian Arndts, der im Ortsteil Lottbek wohnt. „Überall steht Bioabfall an der Straße, mittlerweile befinden sich auch noch die ebenfalls überfälligen Restmülltonnen daneben.“ In seiner Reihenhaus-Stichstraße sind es 14 Tonnen – alle randvoll mit Müll. „Wir Nachbarn haben uns in den vergangenen Tagen gegenseitig mit freien Müll-Kapazitäten geholfen“, sagt er. Doch weitere zwei Wochen funktioniere das nicht mehr.
AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke gibt Entwarnung. „Es handelt sich um ein Missverständnis“, sagte er auf Abendblatt-Anfrage. Die Biotonnen sollen am heutigen Freitag geleert werden, so sein Versprechen. Das Datum sei wegen technischer Probleme nicht mehr auf der Internetseite zu finden. Beim 3. Juli handele es sich bereits um den darauffolgenden Abfuhrtermin.
Anwohner applaudieren Müllmännern
Sollte die Leerung diesmal funktionieren, werden die Müllmänner in Ammersbek wohl mit freudigen Gesichtern begrüßt. So wie derzeit in vielen Orten. In Oststeinbek applaudierten einige Menschen sogar spontan, als die Müllabfuhr in dieser Woche die Tonnen an ihrer Straße leerte.
Die AWSH versucht unterdessen, weitere externe Unterstützung für die Müllabfuhr zu bekommen. So werden voraussichtlich am morgigen Sonnabend vier Fahrzeuge des Zweckverbands Ostholstein und vier weitere der Firma Damm aus Grambek (Herzogtum Lauenburg) Sonderschichten fahren. „Wo sie eingesetzt werden, müssen wir noch planen“, sagt Stötefalke.
In den Sommerferien könnte sich die Lage weiter zuspitzen
Hinzu kommen, wie berichtet, sechs Fahrzeuge der Entsorgungsbetriebe Lübeck. Sie sollen den liegengebliebenen Restmüll in Reinfeld und Heidekamp einsammeln. Unter der Woche sind zudem drei Müllwagen aus Hamburg und drei Leihfahrzeuge mit AWSH-Mitarbeitern als Unterstützung im Einsatz. Die Kosten werden laut AWSH der Grabau Entsorgung GmbH in Rechnung gestellt, die wegen Fahrermangels seit Wochen ihre vertraglichen Pflichten nicht erfüllen kann.
Ob sich die angespannte Situation in Stormarn durch die externe Hilfe dauerhaft zumindest stabilisieren lässt, ist fraglich. Das Problem: „Wir kommen jetzt auch noch in die Sommerurlaubszeit hinein“, sagt Stötefalke. „Da haben viele Fahrer frei.“