Trittau. Auch der Reinbeker Stadtverordnete Tomas Unglaube (SPD) beklagt „Aussitzen“ des Problems in Schreiben an Abfallwirtschaft Südholstein.

21 Punkte standen auf der Tagesordnung der Gemeindevertreter-Sitzung am Dienstagabend in Trittau. Das Thema Müll war zwar nicht dabei, aber Gesprächsbedarf dazu gab es trotzdem reichlich. Weil das Chaos den Trittauern offensichtlich sehr auf den Nägeln brennt.

Nach den Worten von Bürgermeister Oliver Mesch mehren sich die Beschwerden der Bürger über den zuständigen Entsorger Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH). „Hier laufen die Telefone heiß“, skizzierte der Verwaltungschef die Lage. Teilweise erfolge die Leerung der Tonnen in der Gemeinde erst mit fünf Tagen Verspätung. „Die AWSH hat große Schwierigkeiten, es gibt nicht genug Fahrer“, sagte er. Es sei eine missliche Situation, er wolle aber niemanden die Schuld zuweisen. Die Ausschreibung sei korrekt gelaufen und die Grabau Entsorgung GmbH als Subunternehmen mit der Abholung des Mülls beauftragt worden. Deren Vertrag gelte noch bis 2020.

Inzwischen sei ein gutes Maßnahmenpaket eingeleitet worden, das erst Wirkung zeigen müsse. Das sei ein komplexer Vorgang, der nur durch die Einstellung neuer Mitarbeiter gelöst werden könne. „Ich hoffe, dass sich die Situation sukzessive verbessert.“

Nur noch wenige Müllwagen unterwegs, sagt ein Politiker

Den Ausführungen einzelner Gemeindevertreter war zu entnehmen, dass sie Zweifel an einer schnellen Besserung hegten. Besonders ungünstig sei, dass nicht kommuniziert werde, zu welchem Termin der Müll abgeholt werde. So stünden die Tonnen über Tage draußen, um die Abholung nicht zu verpassen. Christian Winter (SPD) berichtete von unhaltbaren Zuständen wie an der Straße Im Raum. Dort würden Mülltonnen immer wieder umgeworfen, wodurch sich der Unrat auf dem Boden verteile und wieder eingesammelt werden müsse. Laut Hubert Menzel von der Bürgergemeinschaft Trittau (BGT) sind aktuell nur noch drei der 20 Müllwagen kreisweit im Einsatz. Fast alle Fahrer hätten gekündigt. Menzel: „Die Firma steht kurz vor dem Kollaps.“

„In der Königsberger Straße/Ecke Elbinger Weg liegen die Gelben Säcke bereits seit einer Woche“, ärgerte sich sein Fraktionskollege Peter Sierau. Kleinere Straßen würden gar nicht erst angefahren. Er habe einen der Fahrer zu den Missständen befragt, dessen Antwort: „Wir können uns nicht zerreißen.“ Sierau äußerte Verständnis. Man könne den Fahrern nicht verübeln, wenn sie aufgrund schlechter Bezahlung kündigten. „Sie verdienen bis 400 Euro weniger als ihre Kollegen in Hamburg.“ Laut Fahrer hätten seine Kollegen schon seit Langem mehr Lohn gefordert.

Infos zur weiteren Entsorgung erst bei Nachfragen

„Die Müllwerker geben Gas ohne Ende“, bestätigt der Bürgermeister. Verständnis für die Fahrer auf allen Seiten, für die Informationspolitik der AWSH dagegen gleich null. „Erst einmal beschönigen und um den heißen Brei herumreden“, lautet deren Taktik, so der allgemeine Tenor.

Das ist auch die Auffassung des Reinbeker Stadtverordneten Tomas Unglaube (SPD). Er macht seinem Unmut in einem weiteren Schreiben an den AWSH Luft, kritisierte den „Langmut, mit dem Sie als Verantwortliche glauben dieses Chaos aussitzen zu können“. Bürger erführen erst durch Nachfragen bei der Hotline oder versteckt auf den hinteren Internetseiten des Unternehmens, dass sie Müll in kleinen Mengen direkt an den Recyclinghöfen kostenfrei abgeben können.

Das Schreiben nimmt den Entsorger in die Pflicht

Unglaube weist den Entsorger auf die vertragsgemäße Erfüllung seiner Aufgaben hin. Immerhin sei das Chaos vor allem darauf zurückzuführen, dass dieser ein Subunternehmen beauftragt habe, das aufgrund niedriger Lohnzahlungen als Arbeitgeber unattraktiv sei. Seine Forderung: Die AWSH solle allen Kunden kostenlos und unbürokratisch Müllsäcke zur Verfügung stellen.

Zum Thema Informationspolitik hatte eine Trittauerin einen hilfreichen Tipp an die Gemeindevertreter: Die aktualisierten Abholzeiten könnten inzwischen über die AWSH-App abgerufen werden, sagte Michaela Droege. Ein Hinweis, den Bürgermeister Mesch sofort überprüfte: „Ich hab das nachgecheckt“, sagte er am nächsten Tag. „Das immerhin funktioniert.“