Ahrensburg. Politiker loben, dass es mit dem neuen Bericht beim Stadtmarketing endlich vorangeht. Schlossstädter haben viele weitere Ideen.

Das neue Konzept zum Stadtmarketing sorgt in Ahrensburg für lebhafte Diskussionen. Wie berichtet, hat eine Lenkungsgruppe – bestehend aus Vertretern von Verwaltung, Politik und Wirtschaft – im Hauptausschuss erstmals einen Ergebnisbericht präsentiert. Mit dem Slogan „Ahrensburg vereint das Beste aus zwei Welten, wo Kinder glücklich groß werden, wo starke Wirtschaft weiter wächst und wo man das Leben bewusst genießt“ soll die Stadt künftig für sich werben. Doch was sagen Bürger und Politiker zu dem Konzept? Womit könnte sich Ahrensburg ihrer Ansicht nach gut in der Öffentlichkeit präsentieren? Und was müsste in der Stadt besser werden? Das Abendblatt hat sich umgehört.

Elke Hoppe (l.) und Karin Ahrens genießen das Leben in Ahrensburg 
Elke Hoppe (l.) und Karin Ahrens genießen das Leben in Ahrensburg  © HA | Johanna Helbing

Mit dem Begriff „Marketing“ können viele Bürger nicht so richtig etwas anfangen. Aber einige haben trotzdem Ideen für einen passenden Slogan. „Ahrensburg ist eine kleine Stadt, aber es ist alles vorhanden“, sagt die Ahrensburgerin Karin Ahrens. „Friseure, Apotheken, Bäckereien – alles da“, pflichtet Freundin Elke Hoppe ihr bei. „Und das Schloss ist sowieso eine Attraktion.“ Beide sind sich einig: „Uns gefällt Ahrensburg sehr gut.“ Eine Sache fehlt ihnen dennoch. „Eine Veranstaltung zum Tanzen für Ältere wäre schön“, sagt Hoppe. „Aber auch für Jüngere“, meint Ahrens. „Denen fehlt das auch.“

Familie Schütze ist vor sieben Jahren aus Hamburg in die Schlossstadt gezogen – aus beruflichen Gründen und wegen der Kinder. „Es ist schön, hier zu wohnen“, sagt Cornelia Schütze. Besonders gefalle ihr, dass in Ahrensburg alles fußläufig zu erreichen sei und es viele Veranstaltungen gebe. Und: „Wir haben ein Schloss. Wer hat das schon!“, sagt sie und liefert damit einen weiteren möglichen Slogan für das Stadtmarketing. Problematisch sei aber die Kita-Situation. „Unter einem Jahr Wartezeit für einen Platz ist nichts zu machen.“

Bürger sehen noch Verbesserungspotenzial

Ihr Mann Ben lobt die Gestaltung der Großen Straße mit den Wasserbecken und den Sitzmöglichkeiten. Aber: „Es fehlt ein Spielplatz im Zentrum.“ Zudem seien Schloss und Innenstadt schlecht miteinander verbunden. „Es müsste bessere Beschilderungen geben. Viele Touristen laufen orientierungslos vor dem Schloss herum“, sagt er. Für Künstler werde zudem zu wenig getan, findet der 38-Jährige. „Ein günstiges Atelier zu kriegen, ist fast unmöglich“, sagt er. Aber die Nähe zu Hamburg mache Ahrensburg attraktiv.

Christin Heinsohn wünscht sich ein Kino in Ahrensburg 
Christin Heinsohn wünscht sich ein Kino in Ahrensburg  © HA | Johanna Helbing

Viele Bürger wünschen sich zudem ein Kino. „Wenn ich ins Kino gehen möchte, muss ich immer nach Hamburg fahren. Das nervt mich, denn ich würde mir gern öfter mit meinem Sohn einen Film ansehen“, sagt Verkäuferin Christin Heinsohn. Auch die Ahrensburgerin Cornelia Schiemann sagt: „Ein Kino fehlt schon lange.“

Die Idee des Stadtmarketings begrüßen viele Einwohner. Denn: „Alles, was Ahrensburg interessanter macht und die Lebensqualität steigert, ist wünschenswert“, sagt Uhrmachermeister Andreas Werning. Besonders die zahlreichen Veranstaltungen wie Music for free, Stadt- und Weinfest hielten den Standort interessant. „Eine schöne Sache. Da kommen Leute von außen“, sagt Werning, der auch Mitglied im Stadtforum ist. Am Konzept des Stadtmarketings gefalle ihm vor allem die Vernetzung verschiedener Interessenvertreter. „Bei allem, was ein Wir-Gefühl stärkt, schreien wir ,Hurra’.“ Er mache sich jedoch Sorgen um die anfallenden Kosten. „Das Personal fürs Marketing muss schließlich finanziert werden.“

Mutter Marina Wenske wünscht sich mehr Barrierefreiheit 
Mutter Marina Wenske wünscht sich mehr Barrierefreiheit  © HA | Johanna Helbing

Marina Venske, die in Ahrensburg wohnt und aufgewachsen ist, hat es schwer, eine behindertengerechte Wohnung zu finden. „Es müsste mehr für Barrierefreiheit und Inklusion getan werden“, sagt sie. Zudem möchte sie, dass auf dem Stormarnplatz ein Spielplatz gebaut wird. „Ahrensburg ist riesig. Man könnte so viel machen.“ Ihrem Bruder Steven Baluta-Venske, der beim FC Ahrensburg Fußball spielt, gefällt der Stormarnplatz hingegen, wie er ist.

Um Ahrensburg anderen schmackhaft zu machen, würde Matjesverkäufer Reinhold Rhode das Schloss und den Mühlenteich in den Fokus stellen. Erdbeerverkäufer Gleb Fedorenko aus Bargteheide sagt: „Ahrensburg ist groß, dafür, dass es eine Kleinstadt ist.“

Wirtschaft soll sich an den Kosten beteiligen

Erleichterung, dass es beim Stadtmarketing endlich vorangeht: So lässt sich die überwiegende Stimmung in der Politik beschreiben. „Wir haben ein Grundgerüst geschaffen. Jetzt dürfen wir aber nicht stehen bleiben“, sagt Thomas Bellizzi (FDP). Im nächsten Schritt müsse es darum gehen, die Bürger mitzunehmen. Sie müssten sich in dem neuen Leitbild widergespiegelt sehen. „Inhaltlich kann Ahrensburg damit arbeiten“, sagt CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen zu dem Ergebnisbericht. Die Frage sei allerdings, wie teuer die Fortführung des Marketing-Prozesses letztlich für die Stadt werde. „Wir werden zwei bis drei neue Mitarbeiter brauchen“, sagt Levenhagen. Er erwarte, dass sich die Wirtschaft an den Kosten beteilige, „denn sie hat ja auch eine Menge davon“. Bisher habe Ahrensburg ein speziell herausgearbeiteter Markenkern gefehlt, sagt Christian Schubbert-von Hobe (Grüne). Das habe dazu geführt, dass die verschiedenen Akteure in der Stadt ihre Veranstaltungen so vor sich hingeplant hätten. „Wir brauchen aber in Ahrensburg nicht den x-ten Rummel wie in anderen Städten“, sagt er. „Wir brauchen etwas, das originär Ahrensburg ist.“ Man müsse sich immer die Frage stellen: Was führt dazu, dass die Menschen in Ahrensburg wohnen oder Veranstaltungen besuchen wollen? Deshalb begrüße er es, dass das Marketingkonzept nun einen Rahmen dafür vorgebe. „Darin finden sich alle wieder“, sagt Doris Unger (SPD), die auch Mitglied der Lenkungsgruppe ist. „Wir müssen es als etwas Großes für die Zukunft betrachten. Fertig sind wir aber noch lange nicht.“

Kritik gibt es von der Wählergemeinschaft WAB. Was im Konzept beschrieben werde, „geht an der Realität vorbei“, sagt Peter Egan. Die Ahrensburger wollten kein Wachstum und keine neuen Wohnprojekte, die damit gefördert werden sollen. Bereits seit 2006 werde über das Stadtmarketing diskutiert. „Wir haben seitdem viel Geld versenkt und schmeißen nun immer mehr hinterher“, kritisiert Egan. „An praktischen Maßnahmen ist bisher aber gar nichts herausgekommen.“

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