Ahrensburg. Beratungsgesellschaft stellt Ergebnisbericht zum Stadtmarketing im Hauptausschuss vor. Er nennt verschiedene Alleinstellungsmerkmale.

„Ahrensburg vereint das Beste aus zwei Welten, wo Kinder glücklich groß werden, wo starke Wirtschaft weiter wächst und wo man das Leben bewusst genießt“: Mit dieser Botschaft will Ahrensburg künftig für sich werben. Eine Lenkungsgruppe zum Stadtmarketing, bestehend aus Vertretern der Verwaltung, der Politik, der Kaufleutevereinigung Stadtforum, der Interessengemeinschaft Hagener Allee, der Industrie- und Handelskammer sowie des Hotel- und Gaststättenverbandes, hat diesen Slogan entwickelt.

Doch was soll der Satz eigentlich bedeuten? Und welchen Nutzen soll Ahrensburg daraus ziehen? Das erläuterte Regina Schroeder von der Cima den Mitgliedern des Hauptausschusses. Die Lübecker Beratungsgesellschaft hat die Entwicklung des Ahrensburger Stadtmarketings in den vergangenen zwölf Monaten begleitet. Zwischenzeitlich war der Prozess zum Erliegen gekommen, weil die zuständige Mitarbeiterin bei der Stadtverwaltung seit Monaten krank ist. Erst auf Druck der Politik wurde die Arbeit im Mai fortgesetzt – nun liegt erstmals ein Ergebnisbericht vor. Er hebt folgende Alleinstellungsmerkmale hervor, mit denen Ahrensburg künftig werben sollte:

Naherholung: Auf der künftigen Moorwanderwegbrücke sollen Spaziergänger die Natur genießen HA buero51 - Architekten Zwei Welten vereint

Ahrensburg vereint nach Ansicht der Lenkungsgruppe zwei Welten: Auf der einen Seite biete sie urbanes Leben mit Einkaufsmöglichkeiten und kulturellen Angeboten, andererseits herrsche insbesondere in den Stadtteilen auch ein ländliches Flair. Diese Kombination sei sehr reizvoll – und besonders.

Jugend: Ann Kristin Nickel, Arshia Salimpour (M.) und Luca Weßler beim Planspiel im Rathaus HA Joana Ekrutt Kinder gestalten mit

Eine weitere Besonderheit sei, dass Kinder und Jugendliche in Ahrensburg nicht einfach nur bespaßt würden. „Hier werden sie ernst genommen und als Mitgestalter des Stadtlebens aktiv eingebunden“, sagt Regina Schroeder. Das Planspiel „Jugend im Rathaus“, bei dem Schüler das Zusammenspiel von Verwaltung und Politik kennenlernen, sei ein gutes Beispiel. Aber auch der Kinder- und Jugendbeirat stehe für eine aktive Beteiligung der jungen Menschen. Dadurch lernten sie spielerisch, sich für ihre Interessen stark zu machen und Demokratie zu leben. Hervorzuheben sei auch, dass der Austausch zwischen Schülern und der lokalen Wirtschaft speziell gefördert wird, etwa durch den Ausbildungs-Schnuppertag.

Verkehrsanbindung: Mit der Bahn sind die Ahrensburger in 15 Minuten am Hamburger Hauptbahnhof Birgit Schücking Birgit Schücking,Birgit Schücking Gute Verkehrsanbindung

Mit den U-Bahnhöfen Ahrensburg Ost und West, dem Regionalbahnhof und dem Bahnhof Gartenholz biete die Stadt „einmalige Lagevorteile“, sagt Schroeder. „In 15 Minuten sind die Menschen per Bahn am Hauptbahnhof Hamburg.“ Positiv seien auch der nahe Autobahnanschluss, und dass der Hamburger Flughafen und der Hafen nur 20 beziehungsweise 30 Kilometer entfernt sind.

Wirtschaft: Basler, hier Vorstandsvorsitzender Dietmar Ley, ist nur eine von vielen großen Firmen Michael Rauhe Michael Rauhe Guter Wirtschaftsstandort

Eine Stärke ist laut Bericht die Bedeutung Ahrensburgs als Wirtschaftsstandort. „Wir haben einen deutlichen Einpendlerüberschuss“, so Schroeder. Viele namhafte, internationale Firmen hätten hier ihren Sitz. „Die Stadt ist ,Headquarter’ in der Metropolregion mit einem krisenfesten Branchenmix“, lautet die Feststellung der Lenkungsgruppe.

Städtebau: Der Dreizack mit Rondeel und Großer Straße soll besser vermarktet werden Henrik Bagdassarian HA Städtebauliche Struktur

Das Schloss ist zurzeit das zentrale Ahrensburger Bildmotiv. Die Stadt sollte laut Cima künftig aber stärker mit der besonderen städtebaulichen Struktur im Zentrum werben: dem Dreizack mit Rondeel und der angrenzenden Großen Straße. „Der barocke Stadtgrundriss muss stärker inszeniert werden“, fordert Schroeder. Die Innenstadt müsse mehr ans Schloss angebunden werden, um von dort Touristen anzulocken und so Kopplungseffekte für Einzelhändler und Gastronomen zu erreichen.

Hochwertige Einzelhändler

Im Unterschied zu anderen Städten, in denen zuletzt viele Ein-Euro-Shops und Ähnliches eröffnet haben, habe Ahrensburg noch „qualitativ hochwertige“ Einzelhändler. „Viele Geschäfte sind inhabergeführt“, so Schroeder. Ahrensburg biete damit „noch echte Bummelqualität, jenseits von austauschbarem, schnellem Massenkonsum“, heißt es dazu im Ergebnisbericht. Deshalb soll es künftig gelingen, mehr Gäste zum Shopping in die Stadt zu locken oder Touristen, beispielsweise im Anschluss an einen Schlossbesuch, dazu zu bewegen.

Ruhe statt Großstadtlärm

Ahrensburg könne mit seinen Naherholungsangeboten punkten, heißt es im Ergebnisbericht. Zum Beispiel im Tunneltal. „Auch von dort sind es nur fünf Kilometer ins Zentrum“, sagt Schroeder. „Alles ist kompakt und gut mit dem Fahrrad oder zu Fuß erreichbar. Das ist ein Qualitätsmerkmal.“

Das Schloss als Leitmotiv

Nach Ansicht der Lenkungsgruppe soll Ahrensburg auch künftig mit dem Schloss werben. Denn es sei nicht nur Touristenmagnet, sondern auch Teil des Lebens der Ahrensburger. Daneben sollen andere visuelle Motive stärker als bisher genutzt werden: der barocke Stadtgrundriss, Kinder und Jugendliche bei ihren Aktivitäten und Fotos aus den Firmen. „Ahrensburg soll sich als moderne, freundliche und qualitätsbewusste Stadt inszenieren“, sagt Schroeder. So solle es unter anderem gelingen, qualifizierte Fachkräfte und junge Familien nach Ahrensburg zu locken.

Insbesondere Letzteres sorgt bei WAB-Politiker Peter Egan für Irritation. „Ist das wirklich die Realität, in der wir leben?“, fragt er. „Die Menschen laufen in Ahrensburg Sturm gegen neue Wohngebiete. Sie wollen keinen Wachstum.“ Genau für solche Konflikte sei das Stadtmarketing da, widerspricht Regina Schroeder. „Es ist oft ein Moderator zwischen den verschiedenen Interessen: Damit bei den Menschen ankommt, warum bestimmte Entscheidungen getroffen werden.“

Lesen Sie morgen: Stimmen von Bürgern und aus der Politik zum Thema Stadtmarketing

So geht es weiter

Die Arbeit am Stadtmarketing soll in den kommenden Monaten fortgesetzt werden. Die Beratungsgesellschaft Cima wird den Prozess weiterhin begleiten. Die Mitglieder des Hauptausschusses haben dafür 35.600 Euro zusätzlich bewilligt. Zunächst soll die Firma die infrage kommenden, künftigen Organisationsformen des Stadtmarketings bewerten. Die Cima empfiehlt die Ausgliederung in eine GmbH oder einen Verein, „um nach den bisherigen Konflikten bei dem Thema einen richtigen Neustart hinzubekommen“, sagt Projektleiterin Regina Schroeder.

Zudem sei es so leichter, finanzielle Unterstützung von außen – beispielsweise von Firmen – zu bekommen. Auf Wunsch der Lenkungsgruppe wird die Cima auch eine Angliederung des Stadtmarketings bei der Verwaltung prüfen. Unabhängig von der Organisationsform sieht die Cima für ein erfolgreiches Stadtmarketing einen Bedarf von zwei zusätzlichen Vollzeitstellen: einen Stadtmanager und einen Tourismusbeauftragten. „Bisher fehlt in Ahrensburg eine Anlaufstelle für die Gäste“, sagt Schroeder.

Ein Stadtlogo zu entwickeln, ist der zweite Schritt im weiteren Prozess. Dafür plant die Cima einen Agenturwettbewerb mit Bürgerbeteiligung. Die Lenkungsgruppe wird aus den eingereichten Vorschlägen ihre Top drei auswählen, die Ahrensburger sollen dann den Sieger bestimmen. Schroeder: „Das ist eine riesige Chance, um in die Stadtteile zu kommen und die Bürger mitzunehmen.“ Bis März 2019 könnte der Prozess abgeschlossen sein. Der Zeitplan sei „aber nicht in Stein gemeißelt“, so Schroeder.

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