Stapelfeld. Schleswig-Holstein will Zubringer an der Autobahn-Anschlussstelle dreispurig ausbauen. Grundlage ist Verkehrskonzept aus Stormarn.

Das ging viel schneller als erwartet: Selten sind sich alle Seiten in ihrem Urteil so einig wie beim jetzt in Auftrag gegebenen Ausbau der A-1-Anschlussstelle Stapelfeld/Braak. Der schleswig-holsteinische Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) hat die Verbreiterung der Landesstraße 222 von der östlichen Autobahnabfahrt auf Braaker Seite bis zur Kreuzung an der Müllverbrennungsanlage (MVA) Stapelfeld auf westlicher Seite in Auftrag gegeben (wir berichteten).

Die Alte Landstraße soll auf dem gut einen Kilometer langen Abschnitt in Richtung Hamburg zweispurig werden. In der Gegenrichtung bleibt es bei einem Streifen. Damit sollen die oft kilometerlangen Staus im morgend- und abendlichen Berufsverkehr am überlasteten Verkehrsknoten ein Ende haben.

Aufsichtsratsvorsitzender Henning Görtz (l.) und Geschäftsführer Detlev Hinselmann
Aufsichtsratsvorsitzender Henning Görtz (l.) und Geschäftsführer Detlev Hinselmann © HA | Harald Klix

„Das ist eine sehr gute Nachricht für alle Berufspendler und Firmen“, sagt Detlev Hinselmann, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) in Bad Oldesloe. Die Wirtschaftsförderer hatten das Projekt vor gerade einmal gut fünf Monaten angestoßen. Ende August präsentierte die WAS ein Konzept gegen den Verkehrskollaps an den A-1-Abfahrten Stapelfeld/Braak sowie Ahrensburg/Großhansdorf/Siek. An der Finanzierung des Gutachtens hatten sich der Kreis Stormarn und die fünf Kommunen beteiligt.

Braaks Bürgermeister fordert vierspurigen Ausbau

„Dieses Konzept werden wir nun umsetzen“, sagte Buchholz nach einem Treffen mit den Verkehrsexperten der „Jamaika“-Regierungsfraktionen in Kiel. Der Minister, der in Ahrensburg wohnt und das Problem aus eigener Erfahrung kennt, hat den Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) mit der Detailplanung beauftragt. Dabei geht es auch darum, ob ein jahrelanges Planfeststellungsverfahren erforderlich ist. Nach ersten Einschätzungen von Fachleuten ist dies nicht nötig, sodass der Ausbau zügig folgen könnte.

Das Oststeinbeker Ingenieurbüro Masuch+Olbrisch hat in seinem Verkehrskonzept festgestellt, dass die vielen Abbieger zur Autobahn aus Richtung MVA Stapelfeld die Hauptursache für die Staus sind. Deshalb sollte die Zahl der Fahrbahnen auf der L 222 in Richtung Hamburg auf zwei verdoppelt werden. Für den dann dreispurigen Ausbau sei auch unter der Autobahnbrücke genügend Platz. Zudem müssten keine Grundstücke gekauft werden. Nach groben Schätzungen liegen die Baukosten, die Land und Bund üblicherweise unter sich aufteilen, bei 2,5 Millionen Euro.

Jetzt müssen die Details ausgehandelt werden

„Es ist sehr erfreulich, dass sich hier auf Landesebene in rekordverdächtiger Zeit etwas tut“, sagt Bürgermeister Jürgen Westphal (Wählergemeinschaft Stapelfeld). Das sei noch im November, als mit Minister Buchholz die Erklärungen für das erste gemeinsame Gewerbegebiet von Schleswig-Holstein und Hamburg (Minerva- und Victoriapark in Stapelfeld und Rahlstedt) unterzeichnet wurden, nicht absehbar gewesen.

Allerdings beginne jetzt die Detailarbeit. „Da werden wir die Vorstellungen unserer Gemeinde erneut einbringen“, sagt Westphal. Der 1700-Einwohner-Ort macht sich für einen vierspurigen Ausbau der L 222 von der Autobahn bis Hamburg stark.

Dieser ist für den Braaker Bürgermeister Hans-Ulrich Schmitz (CDU) die einzig sinnvolle Lösung. „Nachmittags stehen die Autos regelmäßig vom Höltigbaum bis zu uns im Stau“, sagt er, „da helfen nur zwei Spuren in beiden Richtungen.“ Mit dem jetzigen Vorschlag werde das Nadelöhr nur etwas weiter weg vom Autobahnanschluss verlegt. „Das ist nicht zielführend“, sagt Schmitz, der selbst häufig auf der Strecke unterwegs ist. Seine Prognose: „Wenn das neue Gewerbegebiet fertig ist, ersticken wir im Verkehr.“

Zunächst ist der LBV in Lübeck an der Reihe. Einen Zeitplan für das weitere Vorgehen gibt es laut Verkehrsministerium noch nicht.

1720 Kilometer Stau zwischen Ahrensburg und Stapelfeld

Für Stormarns Landrat Henning Görtz hat sich die Eigeninitiative im Kreis ausgezahlt. „Es war genau der richtige Weg, dass die WAS den Stein ins Wasser geworfen hat“, sagt er. Zuletzt hatte der Kreistag beschlossen, sich mit maximal 90.000 Euro an der Planung zu beteiligen. „Ob das jetzt nach dem Auftrag aus Kiel noch nötig ist, muss sich zeigen“, sagt Kreisbaudirektor Klaus Kucinski.

Laut Allgemeinem Deutschen Automobil-Club (ADAC) war die Strecke Ahrensburg–Stapelfeld im Vorjahr landesweit der Autobahnabschnitt mit den zweitmeisten Staus in Schleswig-Holstein. 1720 Kilometer kamen in der Jahresbilanz zusammen, was allerdings auf die Dauerbaustelle zurückzuführen ist. Landesweit bildeten sich Autoschlangen von fast 35.000 Kilometern – ein Zuwachs von knapp 1900 Kilometern.