Stapelfeld. Antrag für moderne Müllverbrennungsanlage könnte im Herbst 2018 gestellt werden. Nächsten Monat Luftmessungen in Stormarn.

Der Eigentümer der Müllverbrennungsanlage (MVA) Stapelfeld prüft einen Neubau auf dem Gelände nahe der Autobahn. „Es geht um eine dreistellige Millioneninvestition“, sagt der EEW-Energy-from-Waste-Firmensprecher Peter Werz. Zum einen soll die 1979 eingeweihte Anlage mit gleichbleibender Verbrennungskapazität von 350.000 Tonnen jährlich mit modernster Technik neu errichtet werden. Zum anderen ist eine zusätzliche Klärschlamm-Verbrennungsanlage geplant. Branchenkenner gehen von 150 bis 200 Millionen Euro Gesamtkosten aus.

Künftig soll auch Klärschlamm in den Öfen landen

Vor einigen Jahren stand noch die Verschrottung der Anlage ab Ende 2016 im Raum. Jetzt ist nach mehreren Eigentümerwechseln der Weiterbetrieb für Jahrzehnte wahrscheinlich. EEW könnte den Antrag im Herbst 2018 beim zuständigen Umweltministerium in Kiel einreichen. „Wir befinden uns in einer frühen Phase der Voruntersuchungen für zwei den Standort sichernde Vorhaben“, sagt Werz.

Bereits im Dezember sollen an mehreren Orten in Stormarn Instrumente zur Messung der Luftqualität aufgestellt werden. „Sobald die Ergebnisse vorliegen, werden die zuständigen Stellen sie bewerten“, sagt Werz. EEW wolle mit den Genehmigungsbehörden im Land zusammenarbeiten und auch die Öffentlichkeit früh über die Pläne informieren.

Zeitnah – voraussichtlich Anfang kommenden Jahres – sollen Details bei einer Info-Veranstaltung in der Stapelfelder Anlage bekannt gegeben werden. Dazu würden auch Umweltverbände eingeladen. Nach eigenen Angaben ist die MVA bereits einer der saubersten Verbrennungsbetriebe in Europa. Die Abgase, die aus dem weithin sichtbaren 110 Meter hohen Schornstein kämen, seien besonders effizient gereinigt.

Landrat und Bürgermeister finden Vorhaben gut

In Stapelfeld landet der Restmüll aus den Stormarner Haushalten: rund 60.000 Tonnen jährlich. Die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH), die die Entsorgung auch im Kreis Herzogtum Lauenburg organisiert, hatte den Liefervertrag mit der MVA für zehn Jahre bis Ende 2026 verlängert.

Die „Mülle“, wie sie im Volksmund heißt, produziert bei der Verbrennung mit bis zu 1100 Grad Celsius jährlich 132.000 Megawattstunden Strom. Das reicht für 38.000 Haushalte. Hinzu kommt Fernwärme, mit der 25.000 Haushalte in Stapelfeld und im Osten von Hamburg versorgt werden.

Platz genug für einen Neubau ist auf dem Grundstück. Deshalb kann die alte Anlage solange in Betrieb bleiben, bis die neue fertig ist. Die soll dann auch Klärschlamm verfeuern können. Das Abfallprodukt aus den Klärwerken haben Bauern lange vor allem als Dünger auf Feldern verteilt. Im Oktober ist nun eine deutlich strengere Verordnung in Kraft getreten. „Zahlreiche Kommunen benötigen eine Lösung für die umweltschonende Verwertung von Klärschlämmen“, sagt EEW-Sprecher Werz.

Rund 70 Arbeitsplätze wären gesichert

Das Unternehmen hat den Kreis Stormarn und die Gemeinde Stapelfeld in seine Pläne eingeweiht. Dort stößt das Vorhaben durchaus auf Zustimmung. „Das ist ein klares Bekenntnis zum Standort“, sagt Stormarns Landrat Henning Görtz. Es sei gut, wenn Restmüll und Klärschlamm auch künftig nicht per Lkw quer durch die Republik transportiert werden müssen. „Entscheidend ist, dass Stapelfeld mit der Situation klarkommt“, sagt Görtz.

Das ist zumindest auf politischer Ebene der Fall. „Für unsere Fernwärmeversorgung ist es wichtig, dass der Standort erhalten bleibt“, sagt Stapelfelds Bürgermeister Jürgen Westphal (Wählergemeinschaft WGS). Da die Verbrennungskapazität gleich bleibe, sei nicht mit mehr Verkehr zu rechnen. Es sei gut, dass alle Beteiligten früh involviert seien. „Alle weitere Fragen gilt es in einem Genehmigungsverfahren zu klären“, sagt Westphal.

Damit wären auch rund 70 Arbeitsplätze gesichert – und ein wichtiger Steuerzahler. So kurz kann der Weg sein vom Auslauf- zum Zukunftsmodell.