Stapelfeld. Gut eine Million Euro für die Garantie, später keine Ansprüche geltend zu machen: Ist das ein Nebeneffekt des Chinesen-Geschäfts?

Der Kreis Stormarn hat es tatsächlich geschafft, Anteile an der Müllverbrennungsanlage (MVA) in Stapelfeld ein zweites Mal zu verkaufen. Das bringt jetzt unverhofft offenbar gut eine Million Euro in die Kasse. Diesen Betrag jedenfalls bestätigt Norbert Brackmann für den Kreis Herzogtum Lauenburg. Der CDU-Bundestagsabgeordnete ist dort unter anderem stellvertretender Landrat. Die Verhandlungen für beide Kreise waren unter denselben Voraussetzungen und deckungsgleich verlaufen – geführt von Stormarns Landrat Klaus Plöger.

Zum ersten Verkauf der 1979 in Betrieb genommenen Verbrennungsöfen an der Autobahn 1 bei Stapelfeld war es 1996 gekommen. Die staatlichen Eigentümer – zu 80 Prozent Hamburg, zu je zehn Prozent die beiden Randkreise – verkauften den Betrieb für umgerechnet 95,7 Millionen Euro an die damalige Veba Kraftwerke Ruhr (VKR). Stormarn strich zehn Prozent dieser Summe ein. Bestandteil der seinerzeit ausgehandelten Verträge: Die früheren Gesellschafter können zum 1. Januar 2017 Anteile zurückübertragen bekommen (wir berichteten).

Lange war unklar, ob es sich lohnen würde, diese Anteile zu nehmen: Nachdem Hamburg und die Randkreise zum Ende dieses Jahres fristgerecht ihre Lieferverträge gekündigt hatten, stand der Fortbetrieb der MVA über das Jahr 2016 hinaus auf der Kippe. Wer in dieser Situation Mitgesellschafter geworden wäre, hätte vor allem eines gemusst: einen Rückbau mitfinanzieren. Nach Abendblatt-Informationen hat eine Risikobewertung ergeben, dass das jeden der Kreise rund 900.000 Euro hätte kosten können. Vor diesem Hintergrund entschieden die Lauenburger zwischenzeitlich sogar, auf ihre Anteile zu verzichten.

Nachdem klar war, dass die MVA weiterbetrieben wird, begann sich eine Anteilseignerschaft aber zu lohnen. Favorisiertes Modell: Anteile am 1. Januar 2017 übernehmen und nach einer logischen Sekunde weiterverkaufen. Denn die immer geringeren Gewinne im Müllverbrennungsgeschäft hierzulande hätten auch eine dauerhafte Dividende – eine weitere Option – nicht wirtschaftlich genug erscheinen lassen. Dass nun alles noch ganz anders gekommen ist, hängt anscheinend unmittelbar mit dem neuen Eigentümerwechsel in Stapelfeld zusammen. MVA-Betreiber EEW, einst eine E.on-Tochter, war 2013 zunächst teilweise, dann ganz vom schwedischen Investor EQT übernommen worden. Der hat das Unternehmen mit Sitz im niedersächsischen Helmstedt, das 18 Müllverbrennungsanlagen betreibt, an die chinesische Firma Holding Bejing Enterprises verkauft (wir berichteten).

Dieser Eigentümerwechsel mag jetzt überrascht haben. Angebahnt worden ist dergleichen offenbar schon länger: Wohl deshalb hat EEW die Kreise jetzt vorzeitig ausgezahlt, damit der neue Eigentümer frei über die Firma verfügen kann.