Stapelfeld. Kündigung der Stadtreinigung Hamburg ist ohne Konsequenzen für Mitarbeiter

Für die Müllverbrennungsanlage (MVA) in Stapelfeld bricht eine neue Ära an. Der Vertrag mit dem größten Kunden, der Stadtreinigung Hamburg, läuft Ende Dezember aus. Bis zu 200.000 Tonnen Abfall ließ die Hansestadt jährlich in der Anlage verbrennen, die eine Kapazität von 350.000 Tonnen hat.

Trotzdem blickt der MVA-Eigentümer Energy from Waste (EEW) optimistisch in die Zukunft. „Die Anlage ist für die Jahre 2017 und 2018 voll ausgelastet“, sagt Firmensprecher Peter Werz. Das liegt zum einen an den Verträgen mit der für die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg zuständigen Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) sowie mit dem Wege-Zweckverband der Gemeinden des Kreises Segeberg (WZV). Beide zusammen liefern nächstes Jahr 110.000 Tonnen. Der alte AWSH-Vertrag, der allein 115.000 Tonnen umfasste, galt ebenfalls nur bis zum Jahresende.

Gewerbe- und Auslandsmüll schließt die Lücke

Weitere Mengen habe EEW über die Teilnahme an öffentlichen und privaten Ausschreibungen sowie die Akquise von Gewerbe- und Auslandsabfällen generiert. Unter anderem handelt es sich um rund 10.000 Tonnen Restmüll aus Großbritannien. „Es liegen schon heute teils langfristige Verträge mit Gewerbeabfalllieferanten vor“, sagt Werz. Das sichert auch die mehr als 100 Arbeitsplätze, die direkt und indirekt an der „Mülle“ hängen. „Die Beendigung des Vertrags mit der Stadtreinigung Hamburg hat keine Auswirkung auf die Beschäftigungslage in Stapelfeld“, sagt Peter Werz.

Die MVA-GmbH war 1973 von den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg sowie der Hansestadt Hamburg gegründet worden. 1979 ging die Anlage in Betrieb, 1997 wurde sie umgebaut. Seit 2003 gehört sie zur EEW-Gruppe mit Sitz im niedersächsischen Helmstedt. „Dank jährlicher Investitionen im unteren einstelligen Millionenbereich befindet sie sich auf dem aktuellen Stand der Technik“, sagt Peter Werz.

Die neue Vereinbarung zwischen AWSH und EEW ist bis zum 31. Dezember 2024 datiert. Es besteht die Option auf eine Verlängerung um zwei weitere Jahre. Die MVA Stapelfeld hatte sich in einer europaweiten Ausschreibung durchgesetzt, an der bis zu 15 Entsorger Interesse bekundet hatten. „EEW hat einfach das wirtschaftlichste Angebot vorgelegt“, sagte AWSH-Geschäftsführer Dennis Kissel nach der Entscheidung. Ausschlaggebend waren offenbar auch die kurzen Wege für die Müllfahrzeuge und die gute Schadstoffbilanz.

Die beiden Öfen der MVA können durchaus auch noch nach dem Jahr 2024 Abfall bei 850 bis 1100 Grad Celsius verbrennen. Für den Betreiber lohnt sich das auch mit weniger als 350.000 Tonnen. „Die Wirtschaftlichkeit der Anlage wird schon bei einer geringeren Jahrestonnage erreicht“, sagt Peter Werz. Die Grenze könne er aus wettbewerblichen Gründen nicht nennen.

Fernwärme beheizt rund 25.000 Haushalte

Für die Gemeinde Stapelfeld ist die neueste Entwicklung durchaus von großer Bedeutung. Zum einen ist die MVA ein wichtiger Arbeitgeber und Steuerzahler. Zum anderen beheizt sie über ein 37 Kilometer langes Fernwärmenetz rund 440 Haushalte und damit den Großteil im Dorf.

Insgesamt liefert die Anlage 241.000 Megawattstunden Fernwärme und versorgt rund 25.000 Haushalte in Hamburg, Betriebe in den Gewerbegebieten Höltigbaum und Merkurpark sowie das benachbarte Hallenbad mit Heizenergie.

Außerdem produziert die MVA 132.000 Megawattstunden Strom. Diese Menge reicht, um den Jahresbedarf von mehr als 38.000 Haushalten zu decken. Im Vergleich zu einem Braunkohlekraftwerk werden dabei im Jahr 38.000 Tonnen Kohlendioxid weniger erzeugt.