Ahrensburg/Delingsdorf. Stadt will mit Nachbarort Delingsdorf wieder über die Umgehung sprechen. Doch eine Einigung über die Trasse scheint schwierig zu sein.

Tag für Tag fahren mehr als 20.000 Autos durch die Lübecker Straße zwischen Delingsdorf und Ahrensburg – Tendenz steigend. Laut Gutachtern wird vor allem der Lkw-Verkehr bis 2025 stark zunehmen. Tag für Tag kommt es aber jetzt schon zu langen Staus im Berufsverkehr.

Für Entlastung würde eine etwa einen Kilometer lange Umgehungsstraße von der Landesstraße 82 (früher B 75) in Höhe des Getränkehandels Timmermann/ehemalige Ziegelei ins Gewerbegebiet sorgen. Diese Nordtangente, seit 15 Jahren ebenso oft geplant wie verworfen, könnte nach jahrelangem Stillstand nun doch möglich sein.

Ahrensburger Bürgermeister will mit seinem Kollegen reden

Auslöser ist die Ankündigung des Delingsdorfer Bürgermeisters Randolf Knudsen (Wählergemeinschaft), bei dem Thema wieder „gesprächsbereit“ zu sein. Die Trasse muss teilweise über Delingsdorfer Gemeindegebiet führen. „Die täglichen Staus sind auch für uns ein großes Problem“, sagt Knudsen.

Ahrensburgs Verwaltungschef Michael Sarach hat die Aussage des Kollegen aus dem Nachbardorf „mit Freude“ zur Kenntnis genommen. „Das ist ein positives Signal“, so Sarach, seit jeher ein Befürworter der Nordtangente. „Wir werden in Kürze zusammenkommen, um darüber zu reden“, sagt er.

Bedenken: erhöhtes Verkehrsaufkommen in Delingsdorf

Bürgermeister von Delingsdorf, Randolf Knudsen, sagt: „Es geht uns um eine möglichst kurze und damit effektive Umgehung.“
Bürgermeister von Delingsdorf, Randolf Knudsen, sagt: „Es geht uns um eine möglichst kurze und damit effektive Umgehung.“ © Melissa Jahn | Melissa Jahn

Trotz aller Einigkeit in der Sache dürften diese Gespräche nicht einfach sein. Das liegt an den Vorstellungen für die genaue Trassenführung. Vor dreieinhalb Jahren hatten die Delingsdorfer Gemeindevertreter bereits einem Gebietstausch mit einer Variante dicht am Ahrensburger Stadtteil Gartenholz mit großer Mehrheit zugestimmt. Das sei auch der aktuelle Stand, so Knudsen.

Dagegen diskutierten die Ahrensburger Kommunalpolitiker zuletzt über weiter von den Wohnungen entfernte Trassen. „Es geht uns um eine möglichst kurze und damit effektive Umgehung“, sagt Knudsen, „und nicht darum, ob dichter an Delingsdorf oder Ahrensburg.“ Eine schnelle Verbindung zum Bahnhof Ahrensburg-Gartenholz sei mit Blick auf den Bau der S 4 auch für seinen Ort interessant. Denn entgegen erster Überlegungen soll Delingsdorf keine eigene S-Bahn-Haltestelle bekommen. Auf der anderen Seite gebe es allerdings auch Bedenken, dass sich das Verkehrsaufkommen in Delingsdorf mit einer Nordtangente möglicherweise noch weiter erhöhen könnte.

Knappe Sache: Im April 2014 gab es 15 Nein-Stimmen

Im April 2014 war die Einigung an einem denkbar knappen Nein mit 15 zu 14 Stimmen der Ahrensburger Stadtverordneten gescheitert. Die SPD war geschlossen dafür, Grüne, Wählergemeinschaft und FDP dagegen. Sechs CDU-Vertreter stimmten dafür, drei dagegen, einer enthielt sich.

Detlef Levenhagen (CDU) sagt:Die Trasse sollte nicht zu dicht an den Wohnungen im Gartenholz entlangführen.“
Detlef Levenhagen (CDU) sagt:Die Trasse sollte nicht zu dicht an den Wohnungen im Gartenholz entlangführen.“ © HA | Christian Thiesen

„Die Trasse sollte nicht zu dicht an den Wohnungen im Gartenholz entlangführen“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Detlev Levenhagen, der damals für den Kompromiss mit Delingsdorf gestimmt hatte. Die Nordtangente sei im Entwurf des neuen Flächennutzungsplans eindeutig enthalten. Jetzt sei die Verwaltung gefragt. Bürgermeister Sarach sollte die Delingsdorfer Vorstellungen ausloten und dann mit den Fraktionen das weitere Vorgehen besprechen, so Levenhagen.

Grüne: Variante weit entfernt von der Wohnbebauung

Ähnlich denkt der SPD-Fraktionsvorsitzende Hartmut Möller. „Wir sollten sofort reagieren“, sagt er. Möller erinnert daran, dass die Umgehung auch für die Delingsdorfer Bürger viele Vorteile hätte. „So kämen sie schnell zum Park-and-ride am Bahnhof Gartenholz“, sagt er. Und der Weg zur Autobahn dürfte auch einfacher werden. „Deshalb wäre es richtig, nicht einzig und allein über die südlichste Variante der Nordtangente zu reden.“

Dem stimmt der Grünen-Stadtverordnete Jörg Hansen zu, „Wenn wir uns mit einer Variante anfreunden können, die möglichst weit entfernt von der Wohnbebauung ist, wären auch wir dafür“, sagt er. Das Gartenholz-Viertel dürfe nicht mit noch mehr Verkehrslärm belastet werden. Delingsdorf habe in den vergangenen Jahren etliche Neubaugebiete ausgewiesen, sei stark gewachsen und nutze die Ahrensburger Infrastruktur. Auch deshalb sollte eine gemeinsame Lösung im Interesse beider Seiten sein.

Ahrensburgs Bauamt ist mit Großprojekten ausgelastet

„Der Korridor sollte so sein, dass die Bürger möglichst wenig belastet werden“, meint auch Hinrich Schmick, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft WAB. Mit dem bereits beschlossenen Umzug des Verbrauchermarktes Famila dichter an die Stadt ins neue Gewerbegebiet ergebe sich für den Kornkamp ohnehin eine ganz neue Verkehrssituation. Das ermögliche beispielsweise eine Trasse übers jetzige Famila-Grundstück.

Ein Knackpunkt sind für Schmick allerdings die Kosten – zuletzt waren bis zu 15 Millionen Euro im Gespräch. „Mit der Innenstadtsanierung haben wir in den nächsten Jahren schon erhebliche Ausgaben“, sagt Schmick. Hinzu komme, dass das personell eng besetzte Bauamt mit Großprojekten ausgelastet sei. Für die WAB ist zudem eine Tiefgarage unter dem Stormarnplatz wichtig.

Klare Worte findet Thomas Bellizzi (FDP): „Wir brauchen nur miteinander zu reden, wenn in Delingsdorf die Bereitschaft besteht, über mehr als die eine Trasse zu verhandeln.“ Diese s-förmige Umgehung sei wenig attraktiv, zerstöre zudem die sogenannte „Familienwiese“ am Gartenholz. Das sei mit der FDP nicht zu machen.