Ahrensburg. Beschlüsse zum Flächennutzungsplan und zum Gewerbegebiet Beimoor-Süd II beeinflussen Debatte über Ahrensburgs nördliche Umgehung

Wie komplex die Verhältnisse in Ahrensburg inzwischen sind, zeigte sich besonders gut in der vergangenen Sitzung des Bauausschusses, wo Beschlüsse zu zwei Langzeitthemen anstanden- Im Hintergrund aber war wie ein roter Faden ein anderes Thema präsent, das Verwaltung, Politik und Bürger seit mehr als zehn Jahren beschäftigt, nämlich die Nordtangente.

Zu beschließen hatte der Ausschuss zunächst den Entwurf und die Offenlage des neuen Flächennutzungsplans, der die Grundlage für stadtplanerisches Handeln sein soll. Der noch gültige Plan stammt von 1974 und wurde durch fast 50 Änderungen nachgebessert. Er stimmt schon lange nicht mehr mit den sich wandelnden Zielen der Stadt überein – also höchste Zeit für einen neuen. Und nach jahrelanger Debatte scheint die Politik in die Zielgerade einzubiegen.

Grünen-Antrag im Sinne der Bewohner des Gartenholz-Viertels

Doch die Grünen-Fraktion hatte einen Antrag eingebracht, der sich auf eine vor vier Monaten begonnene Diskussion über die Nordtangente bezog. Die Grünen verlangten, die südliche Trasse der drei für die Nordtangente diskutierten Wegführungen, die „Clariant-Variante“, ersatzlos als Alternative zu streichen. Bereits 2014 war diese Trasse von der Politik verworfen worden, weil sie dicht am Wohngebiet Gartenholz vorbeiführt. Seit 2015 aber war sie wieder präsent, weil sie als Verhandlungsoption erhalten bleiben sollte. Denn die Nachbargemeinde Delingsdorf hatte mehrmals deutlich gemacht, dass für sie allein die südliche „Clariant-Variante“ akzeptabel sei, weil diese am wenigsten Raum auf ihrem Gebiet beanspruche.

Bereits in der Einwohnerfragestunde hatte Stefan Kupffer von der Interessengemeinschaft Gartenholz angemahnt, dass die „Clariant-Variante“ verworfen worden sei und dieser frühere politische Beschluss umgesetzt werden müsse. Tatsächlich bestätigte der Bauausschuss diese Sicht und stimmte dem Grünen-Antrag mit 4:3-Stimmen bei zwei Enthaltungen zu.

Entscheidung gegen „Clariant“-Variante ist baurechtlich irrelevant

Bauamtsleiter Peter Kania hatte zuvor darauf hingewiesen, dass eine solche Entscheidung gegen die „Clariant-Variante“ baurechtlich irrelevant sei, weil die Erwähnung möglicher Wege für die Nordtangente ohnehin nur nachrichtlichen Charakter habe. Eine verbindliche Entscheidung gegen eine bestimmte Trassenführung sei erst in einem späteren Planfeststellungsverfahren möglich.

Stefan Kupffer wertete das Abstimmungsergebnis dennoch als Erfolg, weil es ein politisches Bekenntnis gegen die „Clariant-Variante“ und ein Signal an Delingsdorf sei, dass die Gemeinde sich nicht auf nur eine Wegführung fixieren und offen für Alternativen sein sollte.

Jörg Hansen (Grüne) sieht seinen erfolgreichen Antrag nicht als Signal an die Nachbargemeinde, sondern als schlichte Notwendigkeit. „Uns ist wichtig, dass es keine Lärmverschiebung von Nachbar zu Nachbar gibt, dass nicht Verkehr von der Lübecker Straße ins Gartenholz umgeleitet wird. Es darf nicht sein, dass die einen Lärm loswerden und die anderen ihn bekommen.“ Hansen spielte damit auf die Situation der Anlieger an der Lübecker Straße (Landesstraße 82, die frühere B 75) an, die unter dem massiven Verkehr auf ihrem Straßenabschnitt leiden. Sie hoffen auf Entlastung durch eine nördliche Umgehung, die einen zusätzlichen Verkehrsabfluss aus den Gewerbegebieten ermöglicht. Ihre Vertretung, die Interessengemeinschaft Ahrensburg Nord-Ost (Igano), hatte davor gewarnt, dass ein Verzicht auf die „Clariant-Variante“ das seit 2007 diskutierte Projekt Nordtangente verhindern könnte.

Satzungsbeschluss für Beimoor-Süd II trotz zusätzlichen Verkehrs auf der B 75

Das Thema wurde in der Diskussion über die Gewerbegebietserweiterung Beimoor-Süd II fortgesetzt. Die Igano hatte in ihren Einwendungen nach der Offenlage des Plans ihre Sorge formuliert, dass dadurch noch mehr Verkehr auf der Lübecker Straße zu erwarten sei. Stadtplaner Andreas Schneider räumte ein, dass die Verkehrsbelastung für die Anlieger der Lübecker Straße tatsächlich grenzwertig sei und durch Beimoor-Süd II wohl noch zunehmen werde, dass aber die Abwägung im Sinne von Ahrensburgs Zukunftsentwicklung zugunsten der Gewerbegebietserweiterung ausgefallen sei. Es brauche jedoch im Norden der Stadt eine Umgehung zur spürbaren Entlastung.

Es folgte eine einstimmige Empfehlung an die Stadtverordneten, mit dem Satzungsbeschluss Baurecht für das Gebiet Beimoor-Süd II zu schaffen, das von der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn vermarktet wird. Der ebenfalls (mit 6:3-Stimmen) beschlossene Entwurf des Flächennutzungsplans wird vermutlich im November in der Stadtverordnetenversammlung behandelt und frühestens im Dezember offengelegt. Die Zukunft der Nordtangente wird sich in diskreten Gesprächen mit Delingsdorf entscheiden.