Ahrensburg. Behindertengerechte Toilette vor dem Rathaus wird Ende des Jahres abgebaut. Verwaltung präsentiert mögliche Standorte für Nachfolge.

Die Debatte um eine behindertengerechte öffentliche Toilette in der Ahrensburger Innenstadt geht weiter. Gesucht wird nun einen kostengünstigere Alternative zu dem „Luxus-WC“ vor dem Rathaus, mit dem es Ahrensburg zu bundesweiter Bekanntheit gebracht hat: Im Jahr 2016 nahm es der Bund der Steuerzahler in sein Schwarzbuch auf, weil jeder Toilettengang à 50 Cent der Stadt jährliche Einnahmen von gerade einmal 600 Euro bescherte. Pro Tag nutzten es im Durchschnitt lediglich zwei bis drei Menschen. Bei 46.000 Euro für Miete, Wasser und Strom kostete jeder Klogang den Steuerzahler damit fast 60 Euro.

Es entbrannte eine Debatte darüber, ob und wo in der Stadt eine behindertengerechte Toilette notwendig ist, die rund um die Uhr genutzt werden kann. Als Alternative wurde eine Teilnahme an der Aktion „Nette Toilette“ ins Spiel gebracht, bei der Geschäftsinhaber mit einem Aufkleber darauf hinweisen, dass ihre Sanitäranlagen öffentlich zugänglich sind. Sie erhalten dafür einen Zuschuss von der Stadt.

Obwohl jeder Toilettengang nach einer Nachverhandlung mit dem Betreiber die Stadt jetzt „nur“ noch rund 30 Euro kostet, entschieden die Politiker, den Mietvertrag zum Jahresende zu kündigen und beauftragten die Verwaltung mit der Suche nach einem neuen Anbieter und möglichen Aufstellorten.

Verwaltung hat verschiedene Standorte geprüft

Das Ergebnis wurde jetzt im Umweltausschuss präsentiert. Geprüft wurde ein Standort in der Nähe des Schlosses, am Regionalbahnhof und mehrere Varianten an der Großen Straße. „Für uns ist letzterer Standort der beste“, sagte Kay Renner von der Stadtplanung. Die Anlage solle dort aufgestellt werden, wo sie gut erreichbar sei und eine hohe Frequenz an Passanten auch eine stärkere Nutzung erwarten lasse. „Damit wir nicht wieder im Schwarzbuch landen“, wie er süffisant anmerkte. Zur Visualisierung zeigte er verschiedene barrierefreie Modelle der Firma Hering, die er in Absprache mit dem Behindertenbeirat herausgesucht hatte.

Kritik an einem so prominenten Standort kam von Ausschussmitglied Christian Schmidt (Grüne): „Einige Bürger fühlten sich am jetzigen Standort beim Toilettengang beobachtet“. CDU-Kollege Toufic Schilling entgegnete: Wichtig sei, dass Benutzer sich jederzeit sicher fühlten, was bei einer sichtbaren Anlage besser gegeben sei.

Für den Behindertenbeirat wäre eine Anlage in der Großen Straße jedenfalls eine deutliche Verbesserung. „Alles, was in der Innenstadt liegt und möglichst nah am Rondeel ist, wäre gut für uns“, sagte der Vorsitzende Gerhard Bartel im Umweltausschuss.

Im Haushalt ist für einen Neubau noch kein Geld vorgesehen

Jane Jobst aus dem Rathaus wies jedoch daraufhin, das im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr noch kein Geld für den Neubau einer Toilette eingeplant sei. „Bisher haben wir nur 30.00 Euro für eine Weitermiete der bestehenden Anlage und 4600 für die Einführung der ,Netten Toilette’ vorgesehen.“ Während die Kündigung der bestehenden Anlage zum Jahresende Fakt ist, ist die Teilnahme an der „Netten Toilette“ noch nicht beschlossen. Bisher haben sich nur vier Betriebe zur Teilnahme bereit erklärt, wovon drei eine behindertengerechte Toilette haben.

„Für den Bau einer neuen Toilette liegen uns mehrere Angebote vor“, sagte Jobst auf Abendblatt-Nachfrage. Sie soll – anders als bisher – gekauft und nicht mehr gemietet werden. Das koste etwa 100.000 Euro. Für eine Variante ohne Selbstreinigungsfunktion schätzt die Verwaltung die jährlichen Betriebskosten auf nur noch etwa 15.000 Euro. Sollte doch ein höherwertiges Exemplar gewünscht werden, „könnte die Anschaffung leicht das doppelte Kosten“, so Bauamtsleiter Peter Kania.

Sollte sich die Politik rasch entscheiden, könnte die in Schnellbauweise entstehende neue Toilette möglicherweise noch nahtlos das „Luxus-WC“ ersetzen, wie Kay Renner sagte.