Ahrensburg. Verwaltung befragt Gastronomen, ob sie WCs für alle zugänglich machen würden. Lokalbetreiber und Dehoga äußern Bedenken.
Hängen demnächst Schilder mit der Aufschrift „Nette Toilette“ an den Türen von Ahrensburgs Restaurants und Fenstern? Der Umweltausschuss würde dies begrüßen. Er hat auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen, dass die Stadtverwaltung prüfen soll, ob die Gastronomen bereit sind, ihre Toiletten künftig jedermann zur Verfügung zu stellen. Vor allem aber soll die Verwaltung die Gastronomen fragen, ob sie zudem bereit sind, ihre Lokale entsprechend zu kennzeichnen.
Die Mitglieder des Ausschusses folgten einem Antrag der WAB-Vertreterin Karen Schmick. Sie hatte vorgeschlagen, dass an Lokalen, in denen Bürger das WC nutzen dürfen, zum Beispiel Schilder mit der Aufschrift „Nette Toilette“ angebracht werden könnten. Solche Hinweise gibt es bereits in zahlreichen anderen Städten in Deutschland (siehe dazu auch Bericht rechts).
Der WAB-Vorschlag und der Beschluss waren Teil der Debatte um die als „Luxus-WC“ bekannt gewordene öffentliche Toilette vor dem Ahrensburger Rathaus. Sie ist wegen hoher Kosten für die Stadt umstritten. Der Umweltausschuss stimmte dafür, dass die Toilette noch ein Jahr bei reduzierter Miete stehen bleiben soll. Für die Bürger soll es dadurch vorerst weiter ein rund um die Uhr geöffnetes, behindertengerechtes WC in Ahrensburgs Innenstadt geben. Für die Zukunft ist geplant, ein solche Toilette in zentraler Lage neu zu bauen.
Wirte bräuchten Geld von der Stadt, sagt der Verbandschef
Hinter der Idee, Ahrensburgs Gastronomie in die Diskussion einzubeziehen, steht die Suche nach Alternativen für öffentliche Toiletten. Doch wie reagieren Restaurantbetreiber auf die Idee des Umweltausschusses? Vom Abendblatt befragte Wirte lehnen das Anbringen von entsprechenden Hinweisschildern auf ihre Toiletten ab.
„Wenn ein Bürger ein dringendes Bedürfnis hat, hereinkommt und fragt, ob er unsere Toilette benutzen kann, sagen wir natürlich nicht nein“, sagt zum Beispiel David Wolfkuhl, Betriebsleiter des Block House an der Großen Straße. „Wir würden aber kein gesondertes Schild an Tür oder Fenstern anbringen, dass unsere Toiletten von allen genutzt werden dürfen.“ Wolfkuhl befürchtet, dass dies zu sehr wie eine Einladung wirke, eine Art Durchgangsverkehr zu den Toiletten entstehen könnte. „Unsere Gäste sollen natürlich nicht gestört werden“, sagt der Block-House-Leiter.
Ähnlich äußert sich auch der Betriebsleiter des Casa Rossa an der Manhagener Allee. „Es ist kein Problem, unsere Toilette zu benutzen, wenn man nett fragt, dafür nehmen wir auch kein Geld“, sagt Francesco Monteverde. „Aber ein Schild sieht nicht schön und zu sehr nach Einladung aus. Diesen Eindruck wollen wir nicht erwecken.“ An einem Toiletten-Hinweisschild stört sich auch Dirk Manz, Inhaber des Milljöh an der Großen Straße. „Schilder gibt es schon so viele, und solch ein Hinweis wäre rausgeschmissenes Geld“, sagt er. „Wer bei uns auf Toilette will, der fragt auch so, ob er das darf.“
Auf einen anderen Aspekt weist Axel Strehl hin, Inhaber des gleichnamigen Restaurants an der Straße Reeshoop und Landesvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga): „Wenn Lokale ihre Toiletten mit einem Schild für alle Nutzer öffnen, sollten sie dafür auch eine finanzielle Entschädigung von der Stadt bekommen. Schließlich kostet der Betrieb von Toiletten auch Geld.“
Ebenfalls skeptisch sieht der Behinderten- und der Seniorenbeirat von Ahrensburg den aktuellen Beschluss des Umweltausschusses. „Ich habe selber schon mit mehreren Restaurantbetreibern gesprochen“, sagt Angelius Krause vom Behindertenbeirat. „Alle stellen ihre Toiletten gern zur Verfügung, aber sie wollen dies nicht noch extra mit Schildern kennzeichnen.“ Entscheidend sind für Angelius Krause zudem zwei andere Punkte: „Die Toiletten in vielen Restaurants sind nicht behindertengerecht. Und außerdem haben die Lokale natürlich nicht rund um die Uhr geöffnet.“ Behinderten- und Seniorenbeirat fordern daher den Neubau einer entsprechenden Toilette in der Ahrensburger Innenstadt.
Wie denken Sie über die Aktion „Nette Toilette“? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn, Große Straße 11-13, 22926 Ahrensburg, oder senden Sie uns eine Mail an stormarn@abendblatt.de