Ahrensburg. Ahrensburgs öffentliche Toilette ist trotz gesenkter Miete wieder ein Kandidat für das Schwarzbuch. Politiker beraten über Kündigung.

Der Gang auf die öffentliche Toilette am Ahrensburger Rathaus bleibt eine teure Angelegenheit – zumindest für die Stadt. Denn diese subventioniert jede WC-Spülung in dem dunkelgrünen Häuschen mit knapp 30 Euro. Dank einer neu ausgehandelten geringeren Miete haben sich die Kosten im Vergleich zum Vorjahr halbiert – damals zahlte die Stadt pro Toilettengang knapp 60 Euro.

Für den Bund der Steuerzahler (BdSt) steht der Aufwand allerdings immer noch in keinem Verhältnis zum Nutzen. „Wir halten auch den neuen Toilettenvertrag für unangemessen teuer angesichts der geringen Inanspruchnahme der Anlage“, sagt Rainer Kersten, BdSt-Geschäftsführer in Schleswig-Holstein. Noch werde ausgewertet, ob Ahrensburg ins neue Schwarzbuch (Veröffentlichung am 5. Oktober) komme.

„Länderspiegel“ machte Fall zum „Hammer der Woche“

2006 ging die Stadt einen Zehnjahresvertrag mit dem Betreiber des sich selbst reinigenden WCs ein. Am Anfang zahlte sie jährlich 38.000 Euro Miete. Hinzu kommen etwa 2000 Euro für Strom und Wasser. Durchschnittlich zwei bis drei Menschen benutzen das nach einem Fernsehbericht bundesweit bekannte „Luxus-Klo“ an der Manfred-Samusch-Straße täglich. Die Gebühr beträgt 50 Cent. Die Kosten für Miete und Wartung stiegen automatisch auf zuletzt 44.000 Euro.

Dies brachte die Stadt Ahrensburg ins Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler. Die ZDF-Sendung „Länderspiegel“ machte das WC zum „Hammer der Woche“. Die Kommunalpolitiker reagierten und kündigten den Vertag mit der Wall GmbH, dem Nachfolger des ursprünglichen Betreibers JCDecaux, zum 31. Dezember 2016. Dagegen protestierten unter anderem der Senioren- und Behindertenbeirat.

Standort am Rathaus wenig geeignet

Weil es keinen rund um die Uhr geöffneten Ersatz gab und der Betreiber die Miete auf knapp 30.000 Euro senken wollte, beschloss die Mehrheit der Politiker, den Vertrag um ein Jahr zu verlängern. Zudem sollte die Verwaltung einen besseren Platz suchen.

Der Standort am Rathaus hat sich laut Verwaltung als wenig geeignet erwiesen. Rathaussprecherin Imke Bär erklärt die geringe Nutzung auch damit, dass es in unmittelbarer Nähe drei öffentliche und behindertengerechte WCs gibt: im Rathaus, in der Stadtbücherei und im Peter-Rantzau-Haus.

Zwei alternative Standorte sind im Gespräch

Senioren- und Behindertenbeirat betonen, dass in der Stadt eine behindertengerechte Toilette rund um die Uhr erreichbar sein müsse. Wie viele Menschen das Häuschen abends und nachts, wenn das Rathaus und Co. geschlossen haben, tatsächlich nutzen, ist nicht bekannt.

„Dem Umweltausschuss schlagen wir die Kündigung der Anlage vor, verbunden mit dem Abbau Anfang 2018“, sagt Imke Bär. Die Verwaltung habe mit Behinderten- und Seniorenbeirat Alternativen erarbeitet. „Als mögliche Standorte werden öffentliche Bereiche vorgeschlagen, die eine hohe Frequentierung aufweisen“, sagt Bär. Dazu zählen die Große Straße und die Straße zum Schloss. An der Großen Straße gebe es viele Restaurants, die Toiletten im Keller hätten. Zudem werde dort das Wein-, Oktoberfest und Stadtfest gefeiert. Das Schloss locke viele Besucher an.

Neubau einer Toilette kostet rund 100.000 euro

Marlies Möller (SPD), Vorsitzende des Umweltausschusses, kann sich eine neue öffentliche Toilette an beiden vorgeschlagenen Plätzen vorstellen. „Die Große Straße wäre als Standort sehr gut“, sagt sie. Wichtig sei neben der zentralen Lage, dass die Toilette behindertengerecht und rund um die Uhr geöffnet sei. Auf einen Kündigung des bestehenden Vertrags will sie sich jetzt noch nicht festlegen. „Sollte es zu diesem WC keine Alternative geben, halte ich es weiter für akzeptabel.“ Die Verwaltung macht drei Vorschläge.

Möglich wäre erstens der Neubau an einem anderen Standort für rund 100.000 Euro mit geschätzt 15.000 Euro Betriebskosten pro Jahr, zweitens die Zusammenarbeit mit einem Betreiber wie der Wall GmbH und drittens eine Vertrag mit den Gastronomen über die „Nette Toilette“ (siehe unten). Restaurantbetreiber öffnen ihre behindertengerechten WCs für alle und bekommen monatlich einen Zuschuss für die Reinigung von 30 bis 50 Euro von der Stadt. Doch weil kein Restaurant rund um die Uhr geöffnet hat, dürfte dies nur eine ergänzende Maßnahme sein.

Nette Toilette: Nur vier Wirte wären dabei

Rote Aufkleber mit der Aufschrift „Hier finden sie eine nette Toilette“ weisen an der Eingangstür von Lokalen darauf hin, dass auch Nicht-Gäste das WC benutzen können.

40 Gastronomen hat die Verwaltung auf Wunsch der Politik gefragt, ob sie mitmachen würden.

Nur vier antworteten mit Ja. Drei von ihnen haben eine behindertengerechte Toilette. 32 Gastwirte meldeten sich gar nicht.

Die Kosten für die Stadt setzen sich aus zwei Komponenten zusammen. Sie müsste einmalig für die Lizenz, Aufkleber und die Aufnahme in eine spezielle App 1600 Euro zahlen.

30 bis 50 Euro monatlich bekämen zudem die Gastronomen. Damit beteiligt sich die Stadt an den Reinigungskosten. dob

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Besucher und Kunden finden es wichtig, dass es in der Innenstadt ein auch am Wochenende geöffnetes öffentliches WC gibt. „Es wäre schön, wenn es eine günstigere Alternative zu der am Rathaus gäbe und wenn die Toilette zentraler liegen würde, etwa an der Großen Straße“, sagt Agnes Sebasis.

Auch der 47 Jahre alte Thorsten Kühl aus Schönberg ist regelmäßig in Ahrensburg. „Ich finde es gut, dass es hier eine öffentliche Toilette gibt, die immer zugänglich ist“, sagt er. „Die Stadt muss das anbieten.“ Er findet den jetzigen Standort nicht schlecht. „Mir ist sie sofort aufgefallen.“

Umweltausschuss Ahrensburg Mittwoch, 13. September, 19.30 Uhr, Peter-Rantzau-Haus, Manfred-Samusch-Straße 9