Reinbek. Bau einer neuen Wache wird wegen erneuter Standortprüfung rund eine Million Euro teurer. Politiker spricht von Steuerverschwendung.
Der Reinbeker Feuerwehrstreit ist noch immer nicht beendet, doch ein Verlierer steht schon jetzt fest: der Steuerzahler. Durch die Aussetzung des Beschlusses zum Neubau einer Wache auf dem Grandplatz am Mühlenredder und die erneute Prüfung von Alternativstandorten verzögert sich das Projekt. Dadurch entstehen der Stadt hohe Kosten.
Das Gebäude, das sich bei einem Architekturwettbewerb durchgesetzt hatte und an dem festgehalten werden soll, wird teurer. Statt 2016 zu beginnen, wie es angedacht war, geht die Verwaltung nun davon aus, dass die Errichtung erst 2019 startet. Sie rechnet mit einer Kostensteigerung von rund einer Million Euro. Bei einer Zeitspanne von exakt drei Jahren sind das für die Bürger pro Tag rund 900 Euro mehr. Der fraktionslose Stadtverordnete Klaus-Peter Puls sagt: „Das Projekt Feuerwehrneubau ist ein Musterbeispiel kommunalpolitischer Steuergeldverschleuderung.“ Ginge es nach dem Politiker, hätten die Arbeiten am Mühlenredder längst begonnen. Genauso denkt die FDP. Doch sie stellen die Minderheit. Vielerorts in Stormarn herrscht ob des politischen Meinungsbildungsprozesses bei diesem Thema Kopfschütteln.
Ein Rückblick auf den Streit in Reinbek
Rückblick: Dass die Sicherheit der Feuerwehrleute in der Wache an der Klosterbergenstraße nicht mehr gewährleistet ist, wissen Reinbeks Politiker seit Langem. Gravierende Mängel gibt es unter anderem in der Fahrzeughalle, die zu wenig Stellplätze hat. Die Hanseatische Feuerwehrunfallkasse Nord (HFUK) fordert eine Lösung.
Die Verwaltung schlägt den Sportplatz am Mühlenredder mehrfach für einen Wachenneubau vor, prüft zudem die Standorte Kampsredder und Betriebshof. Dort ist jedoch im Unterschied zum Mühlenredder die Hilfsfrist nicht einzuhalten. Zehn Minuten nach Alarmierung muss die Wehr jeden Teil von Alt-Reinbek erreichen können. Den Nachweis erbringt die Feuerwehr bei Probefahrten. Viele Entscheidungsträger zweifeln daran.
Politikern sind die Kosten am Mühlenredder zu hoch
2013 beschließt die Politik mehrheitlich den Bau auf dem städtischen Betriebshof. Das lehnt die Fachaufsichtsbehörde des Kreises in einem Erlass ab. Dann vermittelt der damalige Landrat Klaus Plöger zwischen allen Beteiligten – und Reinbek entscheidet sich 2014 tatsächlich für den Mühlenredder, legt sich später auf ein Gebäude fest. Die Feuerwehrleute hatten an dem Konzept mitgearbeitet.
Also alles gut? Nein. Politikern sind die Kosten am Mühlenredder zu hoch. Neben der Wache für sieben Millionen Euro soll die TSV Reinbek als Ersatz einen Kunstrasen für rund eine Million Euro bekommen. Das Verkehrskonzept wird auf 1,5 Millionen Euro geschätzt, wobei nur 330.000 Euro unmittelbar mit dem Wachenneubau zusammenhängen. „Durch den Großteil des Betrags könnten feuerwehrunabhängig seit Jahren vorhandene Verkehrsprobleme gelöst werden“, sagt Klaus-Peter Puls. „Das darf den Neubaukosten nicht zugerechnet werden.“ Auch ist der Grandplatz marode. Die TSV Reinbek fordert ohnehin einen Kunstrasen, der ganzjährig bespielbar ist und mehr Nutzungsstunden ermöglicht.
Jetzt ist auch der Kampsredder aus dem Rennen
Im November vergangenen Jahres setzt die Stadtverordnetenversammlung den Standortbeschluss aus und entscheidet sich für eine erneute Prüfung der Standorte Kampsredder, Betriebshof und Klosterbergenstraße. Dabei geht es um einen Kostenvergleich. Die Verwaltung erstellt eine spezielle Prüfmatrix. Im April präsentiert sie Ergebnisse zum Ausbau der Wache an der Klosterbergenstraße. Der ist nicht möglich (wir berichteten).
Im jüngsten Feuerwehrausschuss stellte Bauamtsleiter Sven Noetzel nun den Kampsredder vor. „Es ist das herausgekommen, was zu erwarten war“, sagt Puls. Der Standort ist erneut durchgefallen, auch wegen der Hilfsfrist. Diese berechnete Noetzel mithilfe dreier Methoden, unter anderem nutzte er ein Modul der Landesfeuerwehrschule und wertete Einsatzprotokolle der Ortswehr Schönningstedt im Gebiet der Reinbeker Wehr aus. „Das ist ein schlüssiges Verfahren der Verwaltung“, sagt SPD-Fraktionschef Volker Müller. „Nach der Klosterbergenstraße ist nun auch der Kampsredder aus dem Rennen.“
Der Bau des Kunstrasens dürfte ebenfalls teurer werden
Die Feuerwehr hatte sich übrigens geweigert, die von der Politik gewünschten Testfahrten in Sachen Hilfsfrist zu machen. Diese sind nicht zulässig. Das geht aus einem Schreiben des Verkehrsministeriums in Kiel hervor.
Am 15. Juni will die Verwaltung Ergebnisse zum Standort Betriebshof vorlegen. Einen Abschlussbericht erhalten die Stadtverordneten auf der Sitzung am 20. Juli. Nach der Sommerpause sollen sie sich für einen Standort entscheiden. Es deutet nach Abendblatt-Informationen einiges daraufhin, dass auch der Betriebshof erneut durchs Raster fällt und der Mühlenredder als einzige Lösung bleibt. Mit einer Million Euro Mehrkosten wird Reinbek dann aber wohl nicht auskommen. Denn auch der Bau eines Kunstrasenplatzes dürfte teurer werden als noch 2016.