Reinbek. Björn Warmer will Standortstreit in Reinbek beenden, doch die Politik macht es ihm schwer.
Ihm eilte der Ruf eines Hoffnungsträgers voraus. Weil er diplomatisch ist, sich vorurteilsfrei den Dingen zuwendet, dadurch Probleme lösen kann und als Kommunalpolitiker in seiner Heimatgemeinde Wentorf gelernt hat, wie das Zusammenspiel mit der Verwaltung funktioniert. Deshalb wurde Björn Warmer zum Reinbeker Bürgermeister gewählt und ist seit September 2014 im Amt. Der Jurist ist kein Mann der lauten Worte, sondern einer, der mit Argumenten überzeugen will.
Im Streit um die Standortsuche für den Neubau der Feuerwache scheint ihm das nicht so recht zu gelingen. Obwohl der 42-Jährige alles in Bewegung setzt, um für Klarheit zu sorgen und jeden Entscheidungsträger mitzunehmen. Das könnte für Warmer gefährlich werden. Denn er muss liefern, um wiedergewählt zu werden. In diesem konkreten Fall bedeutet das: Abschluss des Projekts. Davon kann derzeit keine Rede sein. „Solche Sachen werden immer am Bürgermeister festgemacht, obwohl er die Beschlüsse nur vorbereitet und ausführt“, beschreibt der fraktionslose Stadtverordnete Klaus-Peter Puls das Dilemma des Rathauschefs. Insofern habe Warmer einen undankbaren Job.
Derzeitige Gebäude der Feuerwache nicht mehr zeitgemäß
Der 74-Jährige weiß, wovon er spricht. Puls verfügt über reichlich Erfahrung in der Politik, hat mit mehreren Bürgermeistern zusammengearbeitet. Er war früher SPD-Landtagsabgeordneter und kann den Meinungsbildungsprozess bei Bürgern beurteilen. Der Pensionär trat übrigens wegen des Feuerwehrstreits 2013 aus der SPD aus. Er sagt: „Der Bürgermeister ist machtlos, wenn das Wissen von Experten ersetzt wird durch das Besserwissen der Politiker.“
Als Björn Warmer seinen Dienst im Rathaus antrat, war alles vorbereitet für einen Wachenbau. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Stadtverordneten den Grandplatz am Mühlenredder beschlossen. Das derzeitige Gebäude der Reinbeker Ortswehr an der Klosterbergenstraße ist nicht mehr zeitgemäß.
Wut und Frustration bei Bürgermeister Warmer
Vorausgegangen war jahrelanges Gezanke. Die Verwaltung hatte auch Alternativstandorte geprüft. Dort ist jedoch im Unterschied zum Mühlenredder die Hilfsfrist nicht einzuhalten. Zehn Minuten nach Alarmierung muss die Wehr jeden Teil von Alt-Reinbek erreichen können. Trotzdem beschloss die Politik 2013 mehrheitlich den Betriebshof, wurde aber von der Fachaufsichtsbehörde des Kreises zurückgepfiffen. Dann schwenkte man auf den Mühlenredder um, den Puls und auch die FDP immer befürwortet hatten.
Im September 2016 wurde der Beschluss ausgesetzt. Viele Politiker fürchteten zu hohe Kosten. Warmer bekam den Auftrag, noch einmal die anderen Standorte zu prüfen. Das tat er detailliert – mit dem Ergebnis, dass sie erneut durchgefallen sind. Auf der jüngsten Sitzung des Feuerwehrausschusses präsentierte die Verwaltung die Fakten für den Betriebshof. Ein parteiübergreifendes Signal, die Wache am Mühlenredder zu bauen und damit auch Warmers Arbeit zu würdigen, gab es nicht. Von den Grünen hagelte es sogar Kritik an der Untersuchung. Wer in diesem Moment das Mienenspiel des Bürgermeisters beobachtete, mag erahnen, was in ihm vorging: Sein Gesichtsausdruck dokumentierte Wut und Frustration. Er unterdrückte es aber, den Emotionen freien Lauf zu lassen.
Keine Vprentscheidung zum Mühlenredder bei den Grünen
Der Verwaltungschef ging sogar auf den Wunsch der Grünen ein, einen Weg am Betriebshof in die Untersuchung einzubeziehen, der vorher nicht berücksichtigt worden war – obwohl das Nichteinhalten der Hilfsfrist an dem Standort schon ein Ausschlusskriterium ist. In spätestens vier Wochen werden die Stadtverordneten einen Abschlussbericht erhalten, um dann nach der Sommerpause zu entscheiden.
„Wir führen den Auftrag aus, und dann ist Schluss“, sagt Warmer. Er könne danach für keine neuen Erkenntnisse mehr sorgen. Der Bürgermeister fordert eine zeitnahe Entscheidung, „ansonsten müssen wir deutlicher miteinander sprechen“. Grünen-Fraktionschef Günther Herder-Alpen sagt zum Abendblatt: „Für uns ist keine Vorentscheidung für den Mühlenredder gefallen.“ Deutlicher wird Heinrich Dierking, Forum-21-Fraktionsvorsitzender: „Bislang steht unser Nein zu dem Standort.“ Die Wählergemeinschaft fordert eine neue Strategie für die Gemeindefeuerwehr, bevor etwas gebaut wird. Dierking sagt: „Wir wollen eine zentrale Wache und drei Löschgruppen mit je einem Fahrzeug an den jetzigen Standorten.“ In der SPD und auch der CDU gibt es Befürworter und Gegner des Mühlenredders. Sozialdemokrat Volker Müller findet die Ergebnisse von Warmers Untersuchung „einleuchtend“, sagt aber auch: „Es sind noch dicke Bretter zu bohren. Ich könnte mir vorstellen, dass es Leute gibt, die versuchen, den Mühlenredder über Bürgerproteste zu blockieren.“