Hammoor. Verkehrsbehörde markiert für Bodenuntersuchungen mögliche Trassenführung in Hammoor und schreckt so Gegner einer Nordtangente auf.

Pflöcke, die in einem Feld alle 50 Meter aus dem Boden ragen, markieren eine mögliche Ortsumgehung im Norden der Gemeinde Hammoor. Eine Trasse, die zwei Initiativen und die CDU verhindern wollen. Deshalb erhitzen die Holzpfosten derzeit auch viele der rund 1300 Gemüter in der kleinen Gemeinde. Mitglieder der CDU und zweier Initiative reagierten schnell und hängten Plakate im Dorf auf, um für eine Südumgehung zu protestieren.

Die Pläne zum Bau einer Ortumgehung spalten den Ort – seit Jahren schon. Ein Teil der Menschen ist die eine nördliche Tangente, andere fordern eine Südumfahrung. Es ist teils erbitterter Streit, bei dem es insbesondere um die Interessen von Grundeigentümern und Bauern geht. In einem Punkt sind sich die Menschen im Ort jedoch einige: Der enorme Verkehr auf der Hauptstraße zwischen dem Autobahnkreuz Bargteheide und der Stadt Bargteheide ist für die Anwohner nicht weiter zumutbar.

13.500 Autos fahren pro Tag durch das Dorf

Pro Tag fahren dort mittlerweile rund 13.500 Autos und Lastwagen entlang. Tendenz steigend. Bereits seit 30 Jahren wird über eine Ortumgehung diskutiert. Doch bislang scheiterte das Vorhaben. 2015 fassten die Gemeindevertreter dann den Beschluss, dass der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) in Lübeck mehrere Umgehungsvarianten prüfen und so eine Vorzugstrasse bestimmen soll. Für diese wird dann ein Planfeststellungsverfahren eröffnet.

Die Gemeinde hat dabei kein Mitspracherecht. Laut Bürgermeister Helmut Drenkhahn wäre eine Abstimmung in der Gemeindevertretung auch nicht möglich, weil zu viele Mitglieder befangen sind. So wie Drenkhahn selbst, bei dem die Südtrasse quasi vor dessen Haustür verlaufen würde. Die Allgemeine Wählergemeinschaft Hammoor (AWH), der Drenkhahn angehört und die die absolute Mehrheit in der Gemeindevertretung hat, befürwortet eine Nordumgehung.

CDU widerspricht Gutachter

Der LBV, der jetzt die Planung übernommen hat, informiert die Bürger regelmäßig über die Schritte, die erfolgen, um eine Vorzugsvariante zu ermitteln. So wurde bei einer Einwohnerversammlung im März ein Verkehrsgutachten vorgestellt. Danach würde eine Nordumgehung die Hauptstraße mehr entlasten als eine südliche Umfahrung. Und in einer Prognose für das Jahr 2030 gehen Experten davon aus, dass bei einer Nordtrasse täglich bis zu 2000 Fahrzeuge durch den Ort führen, bei einer Südumgehung rund 9500.

„Das ist absoluter Blödsinn“, sagt Horst Lassen, Fraktionsvorsitzender der CDU, für die nur eine Südumgehung infrage kommt. Denn die Nordtangente bedrohe die Existenz von diversen Bauern. Das entspricht der Argumentation der Initiativen „Sichere Straßen Hammoor“ und „Südumgehung.“

Die nächste Wahl könnte alles verändern

In weiteren Gesprächen im Juli und Herbst sollen die Ergebnisse weiterer Gutachten vorgestellt werden. Für ein Umweltgutachten waren beispielsweise Bodenuntersuchungen nötig, die mit Hilfe der Pflöcke erfolgen. Ende des Jahres will der LBV zu einem Ergebnis kommen. Doch im Mai 2018 könnte sich die politische Machtverhältnisse in Hammoor verschieben. Dann wird eine neue Gemeindevertretung gewählt. Helmut Drenkhahn hat angekündigt, sich nach 27 Jahren nicht erneut als Bürgermeister zur Wahl zu stellen.

Der LBV hat signalisiert, dass er sich nicht quer stellen würde, wenn die Gemeinde die Bauleitplanung selbst übernehmen will und der LBV sie nur berät. Zumal dann nicht mehr so aufwendige Gutachten nötig seien wie jetzt bei einem Planfeststellungsverfahren, das obendrein auch zeitintensiver sei. Für die dritte Initiative im Ort, „Ortumgehung jetzt“ ist eines wichtig. Björn Thiel: „Wir wollen endlich eine Lösung für das Problem an der Hauptstraße.“