Hammoor. Initiative veröffentlicht Details eines Ortstermin und wirft dem Bürgermeister „Verhinderungsplanung“ vor. Dieser widerspricht.

Geht der jahrelange Streit um eine Ortsumgehung in der Gemeinde Hammoor in eine neue Runde? Auf der Internetseite der Bürgerinitiative www.ortsumgehung-hammoor.de wurde jetzt eine stichwortartige Mitschrift eines sogenannten Scoping-Termins aus dem Herbst 2016 veröffentlicht. Darin sieht sich Hammoors Bürgermeister Helmut Drenkhahn mit dem Vorwurf der „Verhinderungsplanung“ konfrontiert. „Der Bau der Ortsumgehung L 89 in Hammoor wird vom eigenen Bürgermeister immer wieder verzögert“, sagt Wolfgang Krecker von der Bürgerinitiative. Gemeint ist die Planung eines Neubaugebietes, das die Trassenführung verhindern würde.

Helmut Drenkhahn, Bürgermeister der Gemeinde Hammoor, widerspricht diesem Vorwurf, diese Mitschrift sei kein „offizielles Protokoll“. „Es besteht kein Anlass, von einer Verhinderungsplanung zu sprechen. Die Gemeinde hat sich bereits jetzt dafür ausgesprochen, der späteren Vorzugstrasse zuzustimmen“, sagt Drenkhahn.

Das Planfeststellungsverfahren wurde vor zwei Jahren gestoppt

Bürgermeister Helmut Drenkhahn
Bürgermeister Helmut Drenkhahn © Julia Sextl

Zum Hintergrund: Das Planfeststellungsverfahren für die Ortsumgehung mit einer südlichen Trassenführung wurde vor zwei Jahren eingestellt. Die damalige Begründung von Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) lautete: „Nicht gerichtfest im Falle einer Klage“. Seit diesem Zeitpunkt wird um eine neue Trassenführung gerungen. Nach wie vor habe Meyers Aussage, die Ortsumgehung Hammoor als einziges Neubauvorhaben einer Landesstraße in Schleswig-Holstein zu realisieren, Bestand. In der Zwischenzeit hat die Gemeinde auf der ehemaligen südlichen Trassenführung einstimmig ein mögliches Neubaugebiet ausgewiesen. Dies sei der Grund für den Vorwurf der Verhinderungsplanung.

„Eine Umgehungsstraße hat beim Bau immer Vorrang vor einem Neubaugebiet“, weist Drenkhahn den Vorwurf zurück. Im Sommer 2016 hatten das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie sowie der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) zu einer öffentlichen Bürger-Inforunde eingeladen. Abermals wurde deutlich, dass die Verkehrssituation für die knapp 1300 Einwohner zählende Gemeinde unerträglich ist. Lärmbelästigung, hohe Schadstoffemissionen und die allgemeine Gefährdung durch den Verkehr zerren an den Nerven vieler Bürger. „In der Zeit von 6 bis 18 Uhr fährt jede Minute ein 7,5 Tonnen schwerer Lastwagen durch den Ort“, sagte damals ein aufgebrachter Bürger.

An den Plänen für dieses Neubaugebiet scheiden sich in Hammoor die Geister
An den Plänen für dieses Neubaugebiet scheiden sich in Hammoor die Geister © HA | LBV

Die Notwendigkeit zum Bau einer Ortsumgehung wird auch seitens des Ministeriums gesehen. Der Vorschlag des Landesbetriebs Verkehr: Anstelle eines langwierigen Planfeststellungsverfahrens hätte die Gemeinde die Möglichkeit, einen B-Plan zu erstellen und ihre Ortsumgehung selbst zu gestalten. Das wurde abgelehnt. Zu zerstritten seien die Beteiligten.

Während der Infoveranstaltung wurden die Anwohner gebeten, ihre Wunsch-Umgehung in eine Karte einzuzeichnen. Mehr als 210 Rückläufer kamen beim LBV an. Die Auswertung der Befragung wird auf einem nächsten Treffen – vermutlich im Frühjahr – bekanntgegeben. Bei dem sogenannten Scoping-Termin – eine Besprechung vor Ort, an der alle beteiligten Bürgermeister, Gemeindevertreter, Vertreter des Straßenbauamtes und Mitglieder der Bürgerinitiative mit Unterstützung durch ihren Anwalt teilnahmen – wurden die regionalen Begebenheiten in Augenschein genommen.

Auch die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn übt Kritik

Besprochen wurden auch Fragen zur Umweltverträglichkeit. Bevor eine endgültige Trassenführung festgelegt wird, müssen eine Umweltverträglichkeitsprüfung, eine verkehrliche sowie eine wirtschaftliche Prüfung vorgenommen werden. Diese Planung kann noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Doch so lange will die Gemeinde Hammoor mit ihrer Entwicklung nicht warten, so zumindest die Aussage des Bürgermeisters. Die Bürgerinitiative kontert: „Wie kann der Bürgermeister so gegen die Interessen, das Wohlergehen und die Gesundheit der Anwohner und das wichtigste Vorhaben der jüngeren Dorfgeschichte agieren? 12.000 Kraftfahrzeuge pro Tag – wir halten das für einen Skandal“, heißt es von Seiten der Initiative. Auch die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) übt scharfe Kritik. „Die Ortsumgehung ist die Voraussetzung für ein Gewerbegebiet an der A 1, das wir schon seit acht Jahren umsetzen wollen“, sagt Geschäftsführer Detlev Hinselmann. Ferner bestehe jetzt die Gefahr, dass auf dem für das Gewerbegebiet vorgesehenen Areal Windkraftanlagen aufgestellt werden. Denn dies sieht nun der Regionalplan der Landesregierung für die bislang ungenutzte Fläche vor.

Die Grundstücksverhandlungen für das südliche Neubaugebiet ruhen derzeit. Drenkhahn sagt, sein Vorschlag, bei den Planungen einen Korridor für eine Umgehungsstraße freizuhalten, sei nicht berücksichtigt worden.