Ahrensburg. Projekt im Tunneltal soll knapp eine Million Euro kosten. Politiker wollen dennoch zustimmen. Verwaltung hofft auf Fördergeld.
Die gute Nachricht zuerst. Dem Ahrensburger Umweltausschuss liegt für seine kommende Sitzung am Mittwoch, 10. Mai, endlich eine konkrete Vorplanung für den Neubau der Moorwanderwegbrücke im Tunneltal vor. Und im Gegensatz zu einem längst verworfenen Vorgänger von 2013/14 wird dieser mit dem Ahrensburger Bauamt abgestimmte Entwurf von allen Fraktionen im Umweltausschuss grundsätzlich gutgeheißen.
Leider enthält die fortgeschrittene Planung auch eine unerfreuliche Überraschung. Der neue Entwurf könnte deutlich kostspieliger werden als sein Vorgänger, der von der Politik schon als zu teuer bezeichnet wurde. Die Gesamtkosten für den Neubau werden von dem Hamburger Büro 51 auf 942.000 Euro geschätzt. Im Haushalt 2017 stehen für die Moorwanderwegbrücke jedoch nur 720.000 Euro bereit. Gleichwohl ist davon auszugehen, dass der Ausschuss der Verwaltungsvorlage zustimmen wird, damit endlich Schwung in das überfällige Brückenbauprojekt kommt.
Die mehr als 30 Jahre alte Holzkonstruktion ist marode
Es ist unstrittig, dass die Moorwanderwegbrücke dringend erneuert werden muss – und als Unikat in einer spektakulären Landschaft als Ahrensburger Besonderheit auch erhalten werden soll. Die mehr als 30 Jahre alte Holzkonstruktion, die 320 Meter durch die Vegetation des Moores nahe dem U-Bahnhof Ahrensburg-West mäandert, ist so marode, dass sie trotz wiederholter Ausbesserungsarbeiten des Bauhofs nur noch eingeschränkt benutzbar ist.
Dennoch wurde das Projekt seit 2013 von Haushalt zu Haushalt geschoben – dadurch begünstigt, dass kein konsensfähiger Entwurf vorlag. Das ist jetzt anders. Die Architekten vom Büro 51 greifen die bewährte Konstruktion einer Schwimmbrücke auf, die an beiden Enden am Ufer fixiert ist und in ihrem verschwenkten Verlauf von Schwimmkörpern stabilisiert wird. Das Plus des neuen Entwurfs ist ein variables Bausteinprinzip: Die Brücke besteht aus 58 Eichenholz-Brückensegmenten von je vier Meter Länge und 2,30 Meter Breite mit o,90 Meter hohem Geländer.
Fonds der Europäischen Union haben Fördermöglichkeiten signalisiert
Jedes Modul hätte vier Schwimmkörper mit einer Hülle aus Edelstahlblech, die mit Polyurethan-Hartschaum gefüllt würde. Hauptposten in der aktuellen Kostenschätzung sind die 58 Brückensegmente (307.100 Euro) sowie 228 Schwimmkörper (406.980 Euro). Dass Ahrensburg gute Chancen habe, 50 oder sogar 53 Prozent der Kosten aus den EU-Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) beziehungsweise Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) gefördert zu bekommen, betont das Bauamt in seiner Beschlussvorlage für den Umweltausschuss. Auch die Verwendung höherwertiger Materialien wie Stahlblech und Eichenholz sei im Sinne der Fördergeber zu empfehlen, weil sie nachhaltiger seien.
Außerdem erleichtere die größere Umweltverträglichkeit von Stahlblech (gegenüber Kunststoff) die Genehmigung nach Naturschutz- und Wasserrecht. Das Bauamt rechnet zudem vor, dass die von den Fördergebern signalisierte Unterstützung höher als bislang angenommen sei und die Kostensteigerung deshalb weniger hoch zu Buche schlage. Das Bauamt empfiehlt, der Vorplanung zuzustimmen und das Büro 51 mit der Entwurfs- und Genehmigungsplanung zu beauftragen.
Verwaltung hat Fraktionen vorab in geheimer Sitzung informiert
Um einer hitzigen öffentlichen Debatte im Ausschuss vorzubeugen, hat das Bauamt die Planung und die Kostensteigerung in einer nichtöffentlichen interfraktionellen Sitzung erklärt und diskutiert – mit dem Ergebnis, dass alle fünf Fraktionen im Ausschuss der Vorlage zustimmen werden, weil sie vom Entwurf überzeugt sind, aber mehr oder minder starke Kostenbeschränkung im weiteren Verfahren verlangen.
„Wir hoffen, dass sich durch positive Förderbescheide der Kostenanstieg relativiert“, sagt Tobias Koch (CDU). „942.000 Euro sind zu viel. Es muss gelingen, die Kosten zu senken. Wenn wir wissen, wie hoch die Förderung ist, entscheiden wir weiter“, sagt Marleen Möller (SPD). Christian Schmidt (Grüne) findet den Entwurf unterstützungswürdig. Thomas Bellizzi (FDP): „200.000 Euro mehr als angenommen, das ist schon heftig. Unsere Zustimmung ist kein Freibrief für das weitere Verfahren.“ Peter Egan (WAB) sieht Einsparpotenziale (etwa Reduzierung von Schwimmkörpern), will aber zustimmen: „Wir wollen alles vermeiden, was das Projekt weiter verzögert.“
Dennoch halten Politiker den Zeitplan des Bauamts für „sehr sportlich“ (Bellizzi). Es sei nicht realistisch, das Projekt im Schnelldurchlauf zur Baureife zu bringen und nach Ausschreibung bereits im Dezember mit dem Brückenneubau zu beginnen. Wahrscheinlicher ist, dass Ahrensburg bis 2019 auf eine neue Moorwanderwegbrücke warten muss, denn im Tunneltal darf nur von Dezember bis Februar gebaut werden.