Ahrensburg. Der Steg, der durch den Ahrensburger Erlenbruch-Wald und über das Moor führt, ist marode. Doch für den Neubau fehlt das Geld.

An einem kalten, klaren Januartag ist der Verkehr auf der Moorwanderbrücke im Ahrensburger Westen gelinde gesagt überschaubar. Am Vormittag queren sporadische Spaziergänger, Jogger und Hundebesitzer den Steg, der durch den Erlenbruch-Wald und über das 15 Meter tiefe Moor führt. Meist geht man allein auf der mäandernden Brücke, die zurzeit von streckenweise dichtem Astwerk flankiert wird. In diesem natürlichen Tunnel mit seiner außergewöhnlichen Vegetation stellt sich sofort das Gefühl ein, in einsamer Natur unterwegs zu sein. Einzig das ferne Geräusch von Auto- und Zugverkehr erinnert daran, dass die Stadt nah ist.

An diesem Sonntag wird das ganz anders sein. Dann ist ausnahmsweise wieder Hochbetrieb an diesem ruhigen Ort: der traditionelle Ahrensburger Lümmellauf führt über die Brücke. „1458 Läufer haben sich angemeldet, so viel wie noch nie, 200 mehr als sonst“, sagt Peter Waterstradt vom SSC Hagen, der den Lauf organisiert. Den Grund für den noch stärkeren Andrang weiß er nicht, aber er kann sicher sagen, was der besondere Kick am Lümmellauf ist: „Die Moorwanderbrücke ist die Hauptattraktion. Viele Teilnehmer schwärmen davon, wie einmalig dieser Weg ist. Und das spricht sich herum.“

Sobald ein Defizit drohte, war das Projekt Streichkandidat

Doch gerade der Lümmellauf als Höchstbelastung hat deutlich gemacht, dass die Brücke ein gefährdetes Bauwerk ist. Vor drei Jahren bestand sogar die Gefahr, dass die Brücke für den Lauf gesperrt würde. Diese Ankündigung der Verwaltung wurde durch einen Kompromiss abgewendet: Die Läufer dürfen auf der Brücke nur hintereinander gehen, um die Konstruktion nicht in zu starke Schwingungen zu versetzen. „Auch bei unserem 38. Lauf in diesem Jahr stellen wir wieder Schilder auf, und Streckenposten sorgen dafür, dass auf der Brücke nicht überholt wird“, sagt Peter Waterstradt.

Das Ganze war als Notlösung gedacht, um eine möglichst kurze Zeit bis zum überfälligen Neubau zu überbrücken. Danach gab es zwar eine Planung plus Kostenschätzung für das komplizierte Bauwerk, das an seinen äußeren Ausläufern im Boden fixiert ist, aber ansonsten gewissermaßen im Moor schwimmt. Doch die Umsetzung scheiterte zuverlässig an der Finanzsituation der Stadt Ahrensburg. Denn eine Verbindung stellt die Moorwanderbrücke seither zuverlässig her: die von einem Haushalt zum nächsten. Sobald ein Defizit drohte, war das Bauprojekt einer der ersten Streichkandidaten. Das ist in diesem Jahr nicht anders: 440.000 Euro waren nach einer ersten bereits zurückgestellten Tranche von 280.000 Euro aus dem Vorjahreshaushalt im Finanzplan für den Neubau vorgesehen. Die Verwaltung hat im Nachtragshaushalt eine Verschiebung auf 2019 vorgeschlagen. Der Umweltausschuss hat das Thema auf den 10. Februar vertagt, weil noch Beratungsbedarf in den Fraktionen bestehe. Der definitive Beschluss wird zwar erst mit Verabschiedung des Haushalts 2016 getroffen, vermutlich in der Stadtver­ord­neten-versammlung am 22. Februar. Doch der Tenor ist eindeutig: Alle Fraktionen halten das Ahrensburger Kleinod Moorwanderbrücke für unbedingt erhaltenswert, im Zweifelsfall hat aber die Haushaltskonsolidierung Vorrang. Und noch kann die Lebensdauer der Brücke ja mit Ausbesserungsarbeiten immer weiter verlängert werden.

Sicherheitsuntersuchung durch den Tüv für 2018 geplant

Auf den ersten Blick scheint das so zu sein. Doch der Schein ist trügerisch. „Wir haben die Brücke immer wieder ertüchtigt. Im vergangenen Jahr haben wir sogar zehn Meter im schlimmsten Bereich mit Planken abgesichert. Doch die Unterkonstruktion der Brücke ist marode, das Holz in Teilen morsch“, sagt Annette Kirchgeorg vom Fachdienst Umwelt und Landschaftsplanung der Stadt Ahrensburg. Und sie fügt hinzu, dass die Brücke in diesem Zustand von einem Tag auf den anderen unpassierbar wird und gesperrt werden muss. „Noch ist die Verkehrssicherheit gewährleistet.“ Der Bauhof überwacht die Brücke regelmäßig. Überdies, so sagt Kirchgeorg, sei die Verwaltung angehalten, nicht mehr viel Geld für Ausbesserungen in ein Bauwerk zu investieren, das ohnehin bald abgerissen werden müsse.

Hoffnung auf günstigere alternative Planung

Mehrjährigen Aufschub wird sich die Stadt auch deshalb nicht leisten können, weil für 2018 eine größere Sicherheitsuntersuchung durch den TÜV ansteht. „Dann wird die Unterkon­struktion fachtechnisch geprüft“, sagt Kirchgeorg. Es ist nicht zu erwarten, dass die Moorwanderbrücke im derzeitigen Zustand weiter geöffnet bliebe.

Zunächst soll ein zweites Büro mit alternativer Planung für den komplexen Neubau beauftragt werden – auch in der Hoffnung, dass es günstiger als die veranschlagten 720.000 Euro wird. Gebaut werden könnte ohnehin erst im Frühherbst dieses oder kommenden Jahres. Dann wäre die Moorquerung für etwa ein halbes Jahr gesperrt.