Erweiterung der Feuerwache an der Klosterbergenstraße ist vom Tisch. Die Reinbeker Verwaltung prüft Neubau an mehreren Orten.

Aus Vier mach Drei: Nachdem nun feststeht, dass die Reinbeker Feuerwache an der Klosterbergenstraße nicht ausgebaut werden kann, richten sich die Blicke auf die Standorte Kampsredder, Baubetriebshof und Mühlenredder. Sie werden von der Verwaltung mithilfe einer speziellen Prüfmatrix erneut untersucht. Im Fokus stehen dabei die Kosten für einen Neubau. Eine Gegenüberstellung soll Klarheit bringen, welche Flächen durchs Raster fallen. Ziel von Bürgermeister Björn Warmer ist es, absolute Transparenz zu schaffen, um den jahrelangen Streit unter den Kommunalpolitikern zu beenden und eine rasche Lösung herbeizuführen. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Thema.

Warum benötigt Reinbek eine neue Feuerwehrwache?

An der Klosterbergenstraße ist die Sicherheit der Feuerwehrleute nicht mehr gewährleistet. Die Wache wurde 1967 fertigstellt, hatte damals 532 Quadratmeter Nutz- und 273 Quadratmeter Wohnfläche. 1994 wurde sie erweitert auf 1217 Quadratmeter Nutzfläche. Gravierende Mängel gibt es in der Fahrzeughalle, die zu wenig Stellplätze hat. Dort ist nicht nur der Abstand zwischen den Fahrzeugen zu klein, sondern auch der zwischen Autos und Pfeilern. Es besteht erhöhte Verletzungsgefahr. Zudem wird von der Stadt geduldet, dass die Kameraden ob der fehlenden Stellplätze mit ihren privaten Autos gegenüber der Wache im Halteverbot stehen. Hinzu kommt: Bei Einsätzen kreuzen die ausrückenden Fahrzeuge den Querverkehr. Der Hanseatischen Feuerwehrunfallkasse Nord (HFUK) sind die Mängel bekannt. Sie fordert seit Langem eine Lösung.


Was ist bei der Standortsuche bisher geschehen?

Die Verwaltung hatte den Sportplatz am Mühlenredder mehrfach für einen Wachenneubau vorgeschlagen. Unterstützung bekam sie aber vorerst nur von einer Partei: der FDP. Alle jetzt ins Visier genommenen Standorte wurden bereits geprüft, allerdings nicht überall die Kosten. Ausschlusskriterium für Kampsredder und Betriebshof war die Hilfsfrist. Sie ist dort im Unterschied zum Mühlenredder nicht einzuhalten. Zehn Minuten nach Alarmierung muss die Wehr jeden Teil von Alt-Reinbek erreichen können. Den Nachweis erbrachte die Feuerwehr bei Probefahrten. Einige Entscheidungsträger zweifeln die Zahlen bis heute an. Im November 2013 beschloss die Politik mehrheitlich den Bau auf dem städtischen Betriebshof. Das lehnte die Fachaufsichtsbehörde des Kreises in einem Erlass ab.

Im Februar 2014 vermittelte der damalige Landrat Klaus Plöger zwischen allen Beteiligten. Schließlich entschied sich die Politik für den Mühlenredder und suchte ein Gebäude aus. Der Knackpunkt sind jedoch die Kosten: Neben der Wache für rund sieben Millionen Euro sollte die TSV Reinbek als Ausgleich einen Kunstrasenplatz für rund eine Million Euro bekommen. Wobei der Verein einen solchen unabhängig von einer Wache fordert, weil der Grandplatz kaputt ist. Auch die Straße müsste umgebaut werden. Vielen Entscheidern war das zu teuer. Deshalb setzte die Politik den Beschluss aus und beauftragte die Verwaltung mit einem neuen Faktencheck für vier Standorte.

Warum eignet sich die jetzige Wache nicht für eine Erweiterung?

Es fehlt an Platz. Eine angrenzende Fläche, die für Autostellplätze der Feuerwehrmänner vorgesehen war, will der Eigentümer gegen Ackerland tauschen. Allerdings verlangt er von der Stadt nach Abendblatt-Information rund 15 Hektar. Deren Wert ist wesentlich höher als das Grundstück an der Klosterbergenstraße. Darauf wird sich Reinbek nicht einlassen. Ein weiteres Grundstück gegenüber der Wache steht nicht zum Verkauf. Daneben ist das Spritzenhaus beheimatet. Es steht jedoch unter Denkmalschutz. Die Chance, es abzureißen, besteht zumindest theoretisch. „Die Stadt könnte klagen, dass es kein Denkmal ist“, sagt Bauamtsleiter Sven Noetzel. Der Gang vor ein Gericht heißt aber nicht, dass Reinbek Recht bekommt. Für Herbert Kaphengst (CDU), Vorsitzender des Feuerwehrausschusses, steht fest: „Die Klosterbergenstraße ist gestorben.“ Auch für den SPD-Vorsitzenden Gerd Prüfer „ist die Sache durch“. Kosten für diesen Standort hat die Verwaltung wegen der mangelnden Flächen nicht aufgelistet.

Was genau beinhaltet der Prüfkatalog?

Ganz oben aufgeführt ist die Hilfsfrist. Erneute Probefahrten lehnt die Wehr, in deren Ausrückbereich 16.501 Reinbeker leben, ab. Um Zahlen zu liefern, greift die Verwaltung laut Sven Noetzel unter anderem auf Daten von Einsatzfahrten der Wehren aus Schönningstedt und Ohe zurück, die zum Beispiel am Kampsredder vorbeigeführt haben. Dazu werden Kosten für Grunderwerb, Abriss vorhandener Gebäude und Errichtung der neuen Wache genannt. Auch die „verkehrliche Realisierung“ sowie die Zeitspanne bis zur Umsetzung sind Punkte.

Wie ist der Fahrplan für die kommenden Wochen?

Am 11. Mai stellt die Verwaltung die Ergebnisse für den Kampsredder vor, am 15. Juni für den Betriebshof – jeweils im Feuerwehrausschuss. Ein Abschlussbericht soll der Stadtverordnetenversammlung am 20. Juli vorgelegt werden. „Somit ebnen wir den Weg für eine Entscheidung nach der Sommerpause“, so Noetzel. Bernd Uwe Rasch (FDP) sagt: „Ich erwarte keine neuen Erkenntnisse.“ Für einen Wachenbau am Kampsredder sieht CDU-Politiker Kaphengst übrigens schwarz: „Das wird zu teuer.“ Für den Grundstückskauf rechne er mit mehreren Millionen Euro.