Reinbek. Politiker lehnen Standort Mühlenredder für Bau der Feuerwache ab. Im Interview sagt der Bürgermeister, wie das Problem lösen will.
Der Bau einer neuen Feuerwache in Reinbek als Ersatz für das nicht mehr zeitgemäße Gebäude in der Klosterbergenstraße ist ein Dauerthema und sorgt seit Jahren für jede Menge Zündstoff in der Stadt. Erst lehnte die Politik den von der Verwaltung vorgeschlagenen Grandplatz am Mühlenredder ab, entschied sich 2013 für den städtischen Betriebshof. Dort ist das Projekt nicht machbar, weil die Hilfsfrist – das Zeitintervall zwischen dem Beginn der Notrufabfrage und dem Eintreffen der Hilfskräfte am Einsatzort – bei Testfahrten nicht eingehalten wurde. Das gilt auch für alle anderen Standorte mit Ausnahme des Mühlenredders, dem schließlich doch zugestimmt wurde.
Nachdem sich die Politik für ein Gebäude entschieden hat, mehren sich nun wieder die Zweifel am beschlossenen Standort. Einige Entscheider fürchten Kosten von mehr als zehn Millionen Euro, weil die TSV Reinbek als Ersatz einen Kunstrasen bekommen soll und die Straße für mehrere Hunderttausend Euro umgebaut werden muss. Und bevor der Bebauungsplan nicht geändert ist, kann es nicht losgehen. Das Abendblatt sprach mit Bürgermeister Björn Warmer über die verzwickte Situation, fragte nach, wie er jetzt weiter vorgeht und wie er die Probleme lösen will.
Hamburger Abendblatt: Herr Warmer, Ihrem Vorgänger Axel Bärendorf hat das Thema Neubau der Feuerwache viele graue Haare gekostet. Auch Sie kommen nicht wie gewünscht voran. Nervt das?
Björn Warmer: Nein. Ich bin vor eineinhalb Jahren in das Amt gestartet mit dem Auftrag, das Projekt am Mühlenredder weiterzuentwickeln. Wir haben einen sehr opulenten Wettbewerb durchgeführt und das Haus ermitteln lassen. Das war eine schöne Sache. Im Moment ist der Standort wieder Thema. Jetzt gucken wir mal, was dabei heraus kommt.
Aber zu den Alternativen ist alles gesagt. Baustart sollte 2016 sein. Dieser Termin ist nicht zu halten. Fühlen Sie sich von der Politik im Stich gelassen?
Warmer : Zunächst einmal müssen sich die Fraktionen, die Zweifel haben, endgültig positionieren. Dann werden wir mal nachzählen, ob es nachhaltig eine Mehrheit für den Mühlenredder gibt. Aber wenn man die Kosten kritisiert, muss man gucken, wie es damit an den anderen Standorten aussieht. Das können wir noch nicht genau beziffern.
Aber sie haben ja beim Kampsredder, den einige Politiker favorisieren, einen Kaufpreis erfragt. Das Grundstück gehört einem Landwirt.
Warmer : Ja, und es sieht so aus, dass es dort nicht günstiger als am Mühlenredder wird.
Sie führen gewiss viele Gespräche mit der Politik hinter verschlossenen Türen. Wie ist die Atmosphäre?
Warmer : Interessanterweise gar nicht unangenehm. Ich habe keine Präferenz für einen Standort, gehe vorurteilsfrei in die Debatte. Ich glaube, dass mir das einen Vertrauensvorsprung gibt im Hinblick auf die Einschätzung der Probleme.
Andere Kommunen wie Glinde sind beim Bau ihrer Wachen aber zielstrebiger gewesen. Haben Sie zu wenig Durchsetzungskraft, um das Thema zu forcieren? Oder anders herum: Müssten Sie jetzt nicht einmal ein Machtwort sprechen?
Warmer : Wenn das helfen würde, ja. Auf den Tisch zu hauen und zu versuchen, es so durchzusetzen, ist aber nicht der richtige Weg. Dann wäre ich plötzlich ein Teil der hochaufgeladenen Emotionen. Das müssen wir vermeiden. In der Vergangenheit sollte es ja mit aller Macht durchgesetzt werden. Das hat auch zur jetzigen Situation geführt. Die Frage des Stils scheint mir von entscheidender Bedeutung zu sein. Das klare Argumentieren mithilfe von Fakten und das Beobachten von außen ist viel wirksamer.
Die Feuerwehrleute sind ratlos. Was sagen Sie denen?
Warmer : Dass wir uns zusammen den Prozess in aller Ruhe angucken und ich sie über die nächsten Schritte informiere. Das mache ich mit der Wehrführung vor Ort. Wir werden uns auch dann, wenn wir erneut andere Standorte prüfen sollen, eng abstimmen.
Haben Sie Mitleid mit den ehrenamtlichen Kameraden?
Warmer : Ich habe Verständnis und kann nachvollziehen, dass sie jetzt eine konkrete Perspektive haben wollen. Das möchte ich allerdings auch. Die Kameraden beschäftigt das Thema ja schon viel länger als mich.
Wie sehen die nächsten Schritte der Reinbeker Verwaltung aus und was muss jetzt passieren?
Warmer : Zunächst einmal warte ich die Beratungen der Fraktionen in dieser Woche ab. Was den Haushalt 2017 betrifft, so haben wir ja die Zustimmung des Feuerwehrausschusses für einzelne Kostenpositionen bekommen und können zumindest das Gebäude weiterentwickeln. Ich werde natürlich eruieren, ob es dazu kommt, dass noch weitere Beschlüsse im Hinblick auf den Standort gefasst werden. Die Verwaltung wird sich in Sachen Hilfsfrist und bei anderen Problemen noch rechtlich beraten lassen. Wir halten da Rücksprache mit dem Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein.
Eine Prognose: Wann ist Baustart für die neue Feuerwache und vor allem an welchem Standort?
Warmer : 2017 am Mühlenredder.