Reinbek. Der Beschluss für den Neubau am Mühlenredder wird bis Ende März 2017 ausgesetzt. Jetzt sollen umfangreiche Gutachten erstellt werden.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben – so lässt sich das Ergebnis beim Reizthema Neubau der Feuerwehrwache in Reinbek nach der Stadtverordnetenversammlung zusammenfassen. Denn mehrheitlich stimmten die Politiker einem Antrag von SPD und Bündnis 90/Die Grünen zu, den Beschluss, am Mühlenredder ein neues Gerätehaus zu bauen, bis zum 31. März 2017 auszusetzen.
Bis dahin soll die Verwaltung erneut die Alternativstandorte am Kampsredder und an der Hermann-Körner-Straße (Betriebshof) prüfen. Auch soll erneut untersucht werden, ob vielleicht doch der jetzige Standort an der Klosterbergenstraße beibehalten werden könne. Für diese drei Standorte sowie den Grandplatz am Mühlenredder soll die Verwaltung eine Übersicht erstellen, aus der hervorgeht, was der Bau am jeweiligen Standort koste. Diese Beträge sollen nach Kriterien wie „Kauf eines Grundstücks“ oder „Abriss vorhandener Gebäude“ aufgeschlüsselt werden.
Politiker möchten Testfahrten
Zudem soll das Bauamt ermitteln, wann die Bauarbeiten je Standort beginnen könnten. Ferner möchten die Politiker, dass Testfahrten gemacht werden – um zu ermitteln, ob von jedem Standort die vorgeschriebene Hilfsfrist eingehalten werde. Zu klären sei, ob jeder Teil Alt-Reinbeks innerhalb von zehn Minuten nach Alarmierung zu erreichen ist und mit welchen verkehrlichen Maßnahmen dies zu optimieren wäre. Am Ende soll den Politikern dann eine Entscheidungsvorlage präsentiert werden. „Nur wenn wir die Kosten vergleichen, können wir eine Entscheidung treffen“, begründet Gerd Prüfer (SPD) den Antrag. 19 Mandatsträger stimmten dem zu, zehn lehnten ab.
Für die Feuerwehr dürfte dies wie blanker Hohn klingen. Denn schon seit mehr als sechs Jahren werden genau diese vier Standorte diskutiert und immer wieder geprüft. Zahlreiche Gutachten sind von unabhängigeren Experten erstellt worden, immer mit dem gleichen Ergebnis: Die Flächen am Kampsredder und der Hermann-Körner-Straße sind ungeeignet, weil von dort aus nicht für ganz Alt-Reinbek die Hilfsfrist eingehalten werden könne – unter anderem nicht für so neuralgische Orte wie das Krankenhaus und ein Seniorenheim.
Jetziger Standort berge Gefahren
Auch den jetzigen Standort bezeichnen Experten als ungeeignet, weil dort die Verkehrssituation viele Gefahren berge und eine Entschärfung dieser Situation nicht möglich sei.
„Alles, was sie fragen, ist bereits bekannt und bis zum Gehtnichtmehr ausgelotet“, sagt Hans-Helmut Enk (CDU). Günther Herder-Alpen (Grüne) entgegnet, dass die Politik eben nicht alles wisse und seine Fraktion den Mut habe, Dinge kritisch zu hinterfragen.
Bürgermeister ruft Politiker zur Räson
Für Bernd-Uwe Rasch (FDP) ist dies quasi ein Schlag ins Gesicht der Feuerwehrleute. Denn die Kameraden hätten Testfahrten gemacht, die jetzt infrage gestellt würden. „Somit wird ihnen nicht vertraut“, sagt Rasch.
Beim Stichwort Vertrauen in die Feuerwehr sagt Gerd Prüfer (SPD): „Ein Feuerwehrmann hat mal gesagt: ,Wenn ich nicht ankommen will, komme ich nicht an.’“ Es ist gerade diese Diskussion, die Bürgermeister Björn Warmer scharf kritisiert. „Es ist schwierig zu arbeiten, wenn das Vertrauen fehlt“, sagt Warmer. Er kritisiert, dass die Verwaltung mit Unterstützung des Kreises oder des Innenministeriums Fakten heranschaffe, diese aber als unwahr abgetan werden.
Sicherheitsmängel im Gerätehaus
Bei der Diskussion gehe es auch nicht mehr um Fakten, so Warmer, sondern um Personen, denen man nicht mehr glaubt. „Diese werden regelrecht verbrannt“, sagt der Bürgermeister. „An unserer Diskussionskultur muss sich mächtig etwas ändern.“ Auf einer sachlichen Ebene könnte dann endlich eine Lösung gefunden werden. Denn bei all den Anfeindungen und gar Manipulationsvorwürfen gehe das eigentliche Problem unter: Im jetzigen Feuerwehrgerätehaus gibt es erhebliche Sicherheitsmängel. Zudem lasse die Statik des Gebäudes sowie die Deckenhöhe keine schweren, modernen Fahrzeuge zu. Eigentlich hätten schon drei Fahrzeuge ersetzt werden müssen. Ein Sprecher der Feuerwehr spricht beim Vorgehen der Politik von Hinhaltetaktik.
Zudem können die Ehrenamtlichen die Diskussion schon lange nicht mehr nachvollziehen. Denn im April 2014 hatte sich die Stadt nach zahlreichen Gutachten für den Neubau am Mühlenredder entschieden. Jetzt distanzieren sich die meisten Entscheidungsträger wieder davon. Der Grund: zu teuer. Dabei kommt jede Fraktion auf eine andere Summe: die Grünen auf zehn Millionen Euro, die FDP auf sieben Millionen Euro.
Fest steht jedoch, dass die Stadt bislang Zehntausende Euro für Gutachten ausgegeben hat. Hinzu kommt, dass bereits 500.000 Euro für die Planung am Mühlenredder ausgegeben wurden. Würde die Wache dort nun doch nicht gebaut werden, wäre es umsonst ausgegeben. Jetzt werden erneut teure Gutachten in Auftrag gegeben.