Ahrensburg. In Sachen Einbruchskriminalität erreicht der Kreis den niedrigsten Wert seit sieben Jahren. Die Polizei setzt vor allem auf Prävention.

„Wir haben recht erfreuliche Nachrichten.“ Mit diesen Worten fasst der neue Leiter der Polizeidirektion Ratzeburg, Jürgen Funk, die Entwicklung bei Einbrüchen in Häuser und Wohnungen zusammen. 778 Taten zählten die Ermittler 2016 in Stormarn und damit 503 Einbrüche weniger als noch im Vorjahr. Damit erreicht der Kreis den niedrigsten Wert seit sieben Jahren. Und: 2016 ist Stormarn bei der Einbruchskriminalität nicht mehr an der Spitze im landesweiten Vergleich, sondern belegt hinter Pinneberg und Segeberg Platz drei. Wobei auch dort die Zahl der Einbrüche gesunken ist, genauso wie im Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg.

Doch woran lässt sich dieser Erfolg festmachen? „Eine Antwort darauf können wir nicht eindeutig geben“, sagt Hans-Jürgen Köhnke, Chef der Kriminalpolizei in Stormarn, bei der Vorstellung der Kriminalstatistik am Freitag. Denn Prävention lasse sich nicht statistisch erfassen. Er könne also nicht sagen, wie viele Taten durch eine erhöhte Polizeipräsenz verhindert wurden.

Die Prävention ist dabei eine von drei Säulen im neuen Konzept der Polizei gegen Einbruchskriminalität. Beamte gehen durch Wohngebiete und machen Bewohner auf Schwachstellen am Haus aufmerksam oder informieren bei gezielten Aktionen, wie sich Menschen besser vor Einbrechern schützen können. Diese Art der Prävention ist offenbar erfolgreich. Denn von den 778 registrierten Einbrüchen waren etwa die Hälfte (48,7 Prozent) Versuchstaten. „Die Menschen schützen sich besser“, sagt Funk und spricht von technischer Prävention. Im Vorjahr gelang es bei 40,1 Prozent der bekannten Taten den Einbrechern nicht, in das Haus oder die Wohnung einzudringen.

Aufklärungsquote ist immer noch erschreckend niedrig

Die beiden anderen Säulen des Konzepts sind die Verstärkung ziviler Streifen und zwei Ermittlungsgruppen in Ahrensburg und Reinbek. Die Mitarbeiter dort sind unter anderem auf die Sicherung von Fingerabdrücken oder DNA-Spuren spezialisiert. Doch konnte diese Einheit auch mehr Taten aufklären? Das ernüchternde Ergebnis: Nein. Oder wie der Leitende Polizeidirektor Funk sagt: „Da ist noch Luft nach oben.“

Denn die Aufklärungsquote bei Einbrüchen liegt bei 6,3 Prozent und ist im Vergleich zum Vorjahr (6,2 Prozent) nahezu gleich geblieben. In absoluten Zahlen sind jedoch damit deutlich weniger Taten aufgeklärt worden. So konnten die Beamten 2016 nur 49 Einbrüche aufklären, 2015 waren es noch 30 Taten mehr.

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Dennoch spricht die Polizei beim neuen Konzept von einem Erfolg, weil mehr Täterspuren gesichert würden. „Zudem ist zu beachten, dass wir einen hohen Versuchsanteil haben und in solchen Fällen Täter weniger Spuren hinterlassen“, sagt Köhnke. Ferner hätten die Ermittler dann auch nicht die Möglichkeit Diebesgut zu verfolgen.

Im Vergleich der Städte ist Ahrensburg weiter die Hochburg der Einbrecher, allerdings mit deutlich weniger Taten. 2015 zählte die Polizei dort 312 Taten, vergangenes Jahr waren es 184 Einbrüche. „Ein Rückgang dürfte mit der Sperrung der U-Bahn-Linie zwischen Juli und Oktober zusammenhängen“, vermutet Köhnke. Denn im dritten Quartel registrierten die Beamten nur 13 Taten. In den anderen Quartalen war der Wert drei- bis fünfmal so hoch. Auch Großhansdorf profitierte offenbar davon: Im dritten Quartal 2016 wurden 39 Taten angezeigt, im gleichen Zeitraum 2015 waren es 80.

Jeder vierte gefasste Täter ist ein Ausländer

Die allgemeine Kriminalität ist in Stormarn ebenfalls gesunken – um 791 Taten auf 13.775 registrierte Fälle. Die Aufklärungsquote hat sich Dank der rückläufigen Einbrüche auf 43,6 Prozent verbessert. Damit hat Stormarn aber weiterhin landesweit die niedrigste Quote. 2015 hatte der Kreis sogar mit 41 Prozent bundesweit die schlechteste Aufklärungsquote.

Auch wenn die Zahl der Straftaten rückläufig ist, gibt es in einigen Bereichen einen Anstieg. So ist mit 61 Widerstandshandlungen gegen Polizisten die Zahl um knapp 70 Prozent gestiegen.

Einen Anstieg verzeichnet die Polizei auch bei Beleidigungen auf sexueller Basis. In Stormarn waren es 80 Taten, doppelt so viele wie im Vorjahr. Insbesondere in Bad Oldesloe hat sich die Zahl verdreifacht. Tatort war überwiegend das Jugendheim und die Täter junge Flüchtlinge. Köhnke: „Allerdings gehen wir nicht von einem Anstieg der Taten aus, sondern davon, dass gegen Ausländer eher Anzeige erstattet wird.“ Allgemein war jeder vierte ermittelte Täter in Stormarn ein Ausländer – bei den gefassten Einbrecher sogar drei Viertel.