Ahrensburg. Polizei geht bei Präventionsaktion durch Ahrensburg und zeigt Hausbesitzern, wo bei ihnen Schwachstellen sind. Sie finden viele.

Mit den Augen eines Einbrechers durch die Wohngebiete streifen – das hatte sich die Polizei am Dienstagabend vorgenommen. Ziel der Aktion: Ahrensburger auf Schwachstellen an ihrem Haus aufmerksam machen. Zwischen 16 und 20 Uhr sind sieben Teams durch die Wohnviertel im Stadtgebiet gelaufen und haben auf überfüllte Briefkästen, offene Garagen oder gekippt stehende Fenster geachtet.

„Ihre Mülltonne bietet Einbrechern eine optimale Aufstiegshilfe auf die Garage“, sagt Carsten Ewert zu einer Hausbesitzerin und zeigt auf die Mülltonne. „Von dort können die Täter dann durch ein Fenster im Obergeschoss einbrechen.“ Doch es ist nicht der einzige Mangel, den der Beamte an dem Einfamilienhaus feststellt. Im Erdgeschoss steht ein Fenster auf Kipp. „Auch dies ist eine Einladung für Einbrecher“, so Ewert. Der 45 Jahre alte Beamte ist mit Birte Swart, 29, einer angehenden Kriminalbeamtin, im Ahrensburger Villenviertel unterwegs. Die Häuser, die unter anderem an der Park-, Roon-, oder Kaiser-Wilhelm-Allee stehen, sind bei Einbrecher beliebte Objekte.

Kriminelle nutzen früher einsetzende Dunkelkeit

„Erfahrungsgemäß steigen die Einbruchszahlen mit der dunklen Jahreszeit“, erklärt Jörg Marienberg, stellvertretender Revierleiter in Ahrensburg. 2015 registrierte die Polizei 1281 Einbrüche in Stormarn. Allein im Dezember waren es 315 Taten, während im Juli nur 47 Einbrüche gezählt wurden. Laut Polizei nutzen die Kriminellen die früher einsetzende Dunkelheit, weil die meisten Menschen dann noch bei der Arbeit sind. Auch die Polizei nutzte für ihre Aktion die Dämmerung.

Gerd Dietel, Leiter Prävention (l.) und Jörg Marienberg, Vizechef Ahrensburg
Gerd Dietel, Leiter Prävention (l.) und Jörg Marienberg, Vizechef Ahrensburg © Polizei | Polizei

Mit einer Taschenlampe leuchtet Carsten Ewert in eine offen stehende Garage. Auch das mit Gold verzierte Metalltor steht weit offen. Im Lichtschein entdecken er und Swart zwei Golftaschen, aus denen zahlreiche Schläger gucken. „Diebe haben hier leichtes Spiel“, sagt der Beamte, der bei der Polizeidirektion in Ratzeburg in der Abteilung Prävention arbeitet. Als er den Hausbesitzer darauf anspricht, ist dieser zunächst skeptisch, ob denn die echte Polizei vor ihm steht. Der Mann sagt, sein Haus sei gut gegen Einbrecher gesichert und er habe die Garage lediglich vergessen zu schließen.

Leichtes Spiel für Einbrecher bei offenen Garagen

Auch vor einem weiteren Einfamilienhaus bleibt Ewert stehen. Die Pforte steht offen, die Zeitungsrolle ist voll, im Haus brennt kein Licht. Genau auf solche Objekte haben es Einbrecher laut Ewert abgesehen. Er und die Polizeiauszubildende klingeln an der Tür, doch niemand öffnet. Der Polizist holt einen DIN-A-4-Zettel raus, einen Vordruck mit der Überschrift „Machen Sie es Einbrechern nicht zu leicht“. Ewert kreuzt die Mängel an. Plötzlich öffnet doch eine Frau die Tür. Die Polizisten erklären ihr, warum sie auf das Haus aufmerksam geworden sind und wie gefährlich eine solche Situation werden kann. „Für Einbrecher sieht das Haus verlassen aus. So kann es passieren, dass ein Täter im Haus plötzlich vor Ihnen steht“, sagt der Polizist. Und: „Man weiß nie, ob dieser sofort die Flucht ergreift oder vielleicht sogar angreift.“

Leichtes Spiel hätten Einbrecher auch bei einem älteren Ehepaar gehabt, bei dessen Haus die Garage offen steht. Denn diese hat einen direkten Zugang zum Haus. „Wir wollen gleich los, deswegen ist die Garage auf“, sagt der 78-Jährige, der die Aktion der Polizei gut findet und sich bei den Beamten für ihr Engagement bedankt.

Schwachpunkt Villenviertel: Grundstücke nicht einsehbar

Am Ende der Streife durch das Villenviertel zieht das Polizeiduo eine positive Bilanz. „Die meisten Häuser haben Alarmanlagen, Fenster sind vergittert, sogar im Obergeschoss, wenn man dort über die Garage herankommt“, sagt der Beamte. Als Schwachpunkt sieht er jedoch, dass viele Grundstücke in dem Nobelviertel nicht einsehbar sind. „Einbrecher sind dort quasi ungestört.“

Auch wenn es eine einmalige Präventionsaktion war, will die Polizei in Ahrensburg jetzt wieder mehr Präsenz zeigen. Jörg Marienberg: „Dort, wo Polizei gesehen wird, wird nicht eingebrochen.“ Auch am Dienstagabend, als die Fußstreifen unterwegs waren, kam es laut Polizei zu keinem Einbruch in Ahrensburg. Allerdings kurz davor: Gegen 15.50 Uhr stellte ein Hausbesitzer an der Adolfstraße fest, dass bei ihm Einbrecher im Haus waren.