Ahrensburg. Gegen den Entwurf zum neuen Flächennutzungsplan der Stadt liegen zahlreiche Einwendungen vor. Anlieger aus Ahrensfelde protestieren.
Er soll einen Überblick darüber geben, wie die Flächen in Ahrensburg aktuell und in Zukunft genutzt werden: der neue Flächennutzungsplan der Stadt. Wohngebiete, Grünflächen und Gewerbegebiete, diese und andere Areale sind in ihm dargestellt. Doch der gültige Flächennutzungsplan von Ahrensburg wurde im Jahr 1974 aufgestellt und diverse Male geändert. Seine städtebaulichen Ziele sind vielfach nicht mehr aktuell. Höchste Zeit also für die Ahrensburger Politik, einen neuen Plan zu beschließen.
Nach jahrelangem Vorlauf liegt nun tatsächlich ein Entwurf für einen neuen Flächennutzungsplan vor. Für ihn endeten mittlerweile die öffentliche Auslegung und die sogenannte Einwendungsfrist, innerhalb derer Stellungnahmen zu dem Planwerk abgegeben werden konnten. Und es zeigt sich, dass einige der Festlegungen im Entwurf auf Widerstand stoßen.
Nach Angaben der Verwaltung liegen 50 Einwendungen vor
So sind nach Angaben der Stadtverwaltung rund 50 Einwendungen eingereicht worden, von Bürgern, Vereinen und Verbänden. „Sie betreffen vor allem die Verteilung von Wohnbaupotenzialflächen. Es gibt Bedenken wegen des Landschaftsbildes und des Landschaftsschutzes“, sagt Stefanie Soltek, Stadtplanerin im Bauamt. Wohnbaupotenzialflächen sind Flächen, auf denen grundsätzlich in der Zukunft Wohnraum gebaut werden kann, vorausgesetzt, noch zu beschließende Bebauungspläne erlauben dies endgültig.
Andere Einwendungen betreffen zwei vieldiskutierte Ahrensburger Reizthemen, die Nord - und die Südtangente. Letztere wird im Flächennutzungsplan nur in der Begründung erwähnt, nicht aber mit einem Verlauf bei den Flächen dargestellt. Die Nordtangente wiederum erscheint mit zwei Varianten als Option im Plan.
Viele Einwendungen kommen aus dem Süden der Stadt
Ein Großteil der Stellungnahmen und Einwendungen kommt aus dem Ahrensburger Süden. Viele Anwohner aus dem Waldgut Hagen, der Siedlung Am Hagen und Ahrensfelde kritisieren neben der nicht berücksichtigten Südtangente vor allem die im aktuellen Planentwurf vorgesehenen Wohnbaupotenzialflächen im Süden. Dargestellt sind dort Flächen für 952 Wohneinheiten, verteilt auf derzeit noch freie Areale an den Straßen Spechtweg, Starweg, Vogelsang, Ginsterweg sowie Up’n Barg. Dies bedeutet einen Anstieg gegenüber den Vorentwürfen des Flächennutzungsplans, in denen in Ahrensburgs Süden nur 514 mögliche Wohneinheiten eingeplant waren.
„Weil am Ahrensburger Redder und in Erlenhof-Nord Flächen politisch nicht gewollt waren, mussten im Süden Potenzialflächen für Wohnbau hinzukommen und verdichtet werden“, erklärt Andrea Becker, für Stadtplanung zuständige Fachdienstleiterin, den Anstieg. „Die Stadt muss im Flächenplan Wohnbaugebiete für die vorhergesagte Bevölkerungszunahme nachweisen.“
Anwohner kritisieren Antrag der Ahrensburger FDP
Gegen den Planentwurf wehren sich unter anderem die Anwohner der Straße Up’n Barg 1 bis 27 im Stadtteil Ahrensfelde. Rückwärtig zu ihren Häusern wird im Entwurf des Flächennutzungsplans eine Potenzialfläche für 27 Wohneinheiten ausgewiesen. Einen entsprechenden Antrag der Ahrensburger FDP haben Bau- und Umweltausschuss im Mai 2016 angenommen. Die Anwohner haben daraufhin eine Stellungnahme mit Fragen sowie eine Liste mit 46 Unterschriften von ihnen an Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach übersandt, die nun als eine der Einwendungen behandelt wird.
„Wir fragen den Bürgermeister, ob es nicht bessere Möglichkeiten gibt, in Ahrensburg Bauland und Wohnraum zu schaffen“, sagt Ernst-Jürgen Gehrke, einer der Grundstückseigentümer am Up’n Barg, die gegen den Entwurf des Flächenplans protestieren. Er und seine Mitstreiter gehen davon aus, dass an der Straße in Ahrensfelde höchstens elf Bauplätze für 44 Personen entstehen können. „Das ist wenig Wohnraum für wenig Bürger“, sagt Gehrke. Dafür bedürfe es einer zusätzlichen Straße und einer Erschließung der Wohnbaufläche, etwa für Wasser, Strom und Gas, die mehrere Millionen Euro kosten könnten. „Diesen Aufwand halten wir Anwohner für elf Grundstücke für nicht vertretbar.“
Ahrensfelde soll seinen dörflichen Charakter behalten
Die Anwohner verweisen auch darauf, dass Ahrensfelde ein bekanntes Reiterdorf ist, dass sich seinen dörflichen Charakter erhalten hat. „Die benötigten Weideflächen sind bereits knapp. Mit der vorgeschlagenen Bebauung würden weitere Weideflächen im Dorf zerstört“, zählt Ernst-Jürgen Gehrke einen weiteren Kritikpunkt der Anwohner am Up’n Barg auf. Diese sorgen sich zudem um seltene Tierarten, die in dem betroffenen Areal vorkommen sollen. In ihrem Schreiben an den Bürgermeister erwähnen sie unter anderem Störche, Kraniche und Rehe.
Zu der Stellungnahme gehört auch die Frage, ob der Eigentümer der vorgesehenen möglichen Wohnbaufläche „in politischen Gremien in Ahrensburg tätig ist“. Eine rhetorische und bewusst provokative Frage, denn die Anwohner kennen den Eigentümer der Fläche. Es ist der Stadtverordnete Heino Wriggers (CDU), Mitglied im Umweltausschuss. „Das gibt der geplanten Ausweisung als Wohnbaufläche einen Geruch, ein bisschen Geschmack“, sagt Ernst-Jürgen Gehrke gegenüber dem Abendblatt.
Politiker nahm an Debatte und Abstimmung nicht teil
Heino Wriggers selbst will auf Abendblatt-Anfrage zu der Kritik keine Auskunft geben. Er verweist allerdings darauf, dass er an der Sitzung des Umweltausschusses, in der über die Wohnbaufläche Up’n Barg abgestimmt wurde, nicht teilgenommen hat. Und bei der abschließenden Debatte und Abstimmung über den Entwurf des Flächennutzungsplans im Oktober 2016 habe er wegen Befangenheit vorher den Raum verlassen.
Die FDP wiederum, die den Antrag gestellt hatte, die Wohnbaufläche Up’n Barg in den Planentwurf aufzunehmen, verteidigt auf Abendblatt-Nachfrage ihr Anliegen. „Die im Stadtteil Ahrensfelde vorhandenen Flächen eignen sich sehr gut, um dort Einfamilienhäuser zu errichten“, sagt FDP-Fraktionsvorsitzender Thomas Bellizzi. „Dort können Familien eine neue Heimat finden und der dörfliche Charakter des Stadtteils würde nicht gefährdet werden.“ Im Hinblick auf geschützte Tiere im Wohnbaugebiet habe die Stadtverwaltung erklärt, dass dies für einen späteren Bebauungsplan ohnehin geprüft würde. Bellizzi betont: „Nur weil eine bestimmte Fläche im Flächennutzungsplan eingezeichnet ist, muss es nicht zwingend zur Realisierung dieser Variante kommen.“ Ahrensburg benötige im übrigen neue Wohngebiete, um attraktiv zu bleiben und um auf Dauer nicht zu vergreisen. „Wenige und keine neuen Flächen auszuweisen und nur auf Innenverdichtung zu setzen, wäre ein Fehler“, begründet Bellizzi den damaligen FDP-Antrag.
Die Stellungnahme der Up’n Barg-Anwohner wird unterdessen wie alle eingegangenen Einwendungen zum Flächennutzungsplan von der Ahrensburger Bauverwaltung geprüft. „Jede Einwendung wird berücksichtigt und beantwortet“, sagt Stadtplanerin Stefanie Soltek. Danach muss letztlich die Politik entscheiden, ob und wie eine Stellungnahme sich auf den Planentwurf auswirkt. Die Verwaltung rechnet damit, dass der endgültige Beschluss des Flächenplans erst im April 2017 möglich sein wird.