Was kommt im nächsten Jahr auf Sie zu? Was sind große und bedeutende Vorhaben? Das Hamburger Abendblatt gibt Ihnen einen Überblick.
Glücklicherweise spielt das größte Problem des Vorjahres, die Unterbringung von Flüchtlingen, im Ausblick auf 2017 nur noch eine kleinere Rolle. Ahrensburg muss diesmal auch nicht kurzfristig seinen Haushalt ausgleichen, kann also mehrfach verschobene Sanierungsprojekte in Angriff nehmen. Außerdem besteht Hoffnung, dass das eine oder andere Langzeitprojekt abgeschlossen wird.
1. Flächennutzungsplan noch vor dem Sommer?
Entgegen der Prognose wurde der neue Flächennutzungsplan, der Ziele der Stadtentwicklung formuliert und den noch immer gültigen von 1974 ablösen soll, 2016 nicht beschlossen. Das Ahrensburger Dauerthema soll nun 2017 noch vor der Sommerpause beendet werden. Zurzeit arbeitet das Rathaus die zahlreichen Einwendungen nach der finalen Offenlegung im Dezember ab. Umstritten ist vor allem, dass der neue Plan Potenzialflächen für 952 Wohneinheiten im Ahrensburger Süden ausweist, ohne dass die Folgen für die Infrastruktur durchdacht wären.
2. Rathaus soll von 2017 an saniert werden
Die Sanierung des Rathauses soll 2017 starten. Die Kosten werden aktuell auf 9,9 Millionen Euro geschätzt. Offen ist, wie viel davon Ahrensburg selbst tragen muss. Bislang war die Stadt davon ausgegangen, dass zwei Drittel von Bund und Land über das Programm Städtebaulicher Denkmalschutz getragen würden. Aber nicht alles, was bei der Sanierung ansteht, ist förderungsfähig. Auch die Frage, ob auch der Vorplatz als Teil des Gesamtensembles saniert werden muss, ist noch unbeantwortet. Zurzeit wird das Nutzungskonzept vom Innenministerium bewertet.
3. 100 Plätze in Reserve für Unterbringung von Flüchtlingen
Etwa 293 Flüchtlinge sind zurzeit in Ahrensburg untergebracht. Provisorische Quartiere wurden aufgegeben. Die Stadt verfügt jetzt sogar über eine Reserve von 100 Plätzen in der Wohncontainer-Anlage am Kornkamp. Hauptaufgabe für die Verwaltung und die Ehrenamtlichen im Freundeskreis ist die Unterstützung der Flüchtlinge, die sich eine neue Existenz aufbauen wollen. Begleitet wird dies durch Deutschkurse der Volkshochschule.
4. Bebauung der Parkplätze Alte Reitbahn und Lindenhof
Beim Bebauungsplan-Verfahren für die Alte Reitbahn ist der Investor am Zug. Die Melchers Group muss ihre Pläne bis zum 30. Juni detailliert entwickeln. Vorgesehen ist auf dem jetzigen Parkplatz gemischte Wohnbebauung (30 Prozent geförderter Wohnraum) mit Einzelhandel. Geplant ist, dass der Edeka-Markt von der Bahnhofstraße in den Neubau zieht. Am Bahnhof will Melchers ein Kino bauen. Sollte alles programmgemäß laufen, könnte 2017 ein Bauantrag gestellt werden, der wohl rasch genehmigt würde. Am anderen Ende des Bahnhofs soll vom Frühjahr an der bisherige Parkplatz Lindenhof mit Wohnungen und Gewerbeflächen bebaut werden.
5. Neubau oder Sanierung: Was wird aus dem Badlantic?
Für das Badlantic steht ein Grundsatzbeschluss an: Sanierung oder Neubau. Ahrensburgs 1983 eröffnetes städtisches Schwimmbad ist in die Jahre gekommen und wird mit jährlich etwa 1,7 Millionen Euro hoch subventioniert. Die Nutzer wurden bereits befragt, die Politik entscheidet wohl im Frühjahr.
6. Nachbar besteht auf südlicher Trasse für Nordtangente
Der Bedarf ist längst erkannt, doch das Problem scheint kaum lösbar. Vor allem die Anlieger der Lübecker Straße fordern eine Nordtangente für Ahrensburg, um die L82 von Schwerverkehr zu entlasten. 19.000 Fahrzeugen nutzen die Landesstraße täglich – Tendenz steigend. Zwei aktuelle Beschlüsse zeigen, wie kompliziert das Thema ist. Für den Flächennutzungsplan wurde eine südliche Trassenführung verworfen, um die Bewohner des Gartenholzes nicht auch noch zu belasten. Der nördliche Nachbar Delingsdorf dagegen besteht auf einer möglichst südlichen Trasse.
7. Noch kein Stadtmarketing, aber ein Zeitplan
Die Entwicklung eines Stadtmarketings aus einem Guss lässt seit Jahren auf sich warten. Im Februar soll jetzt ein detaillierter Zeitplan für die Konzeptentwicklung vorgelegt werden.
8. Die CDU will Steuern senken, die SPD will sie erhöhen
Der Haushaltsplan 2017 wird zwar erst in der Stadtverordnetenversammlung am 23. Januar verabschiedet, doch angesichts eines ausgeglichenen Haushalts sind keine großen Konflikte zu erwarten. Gleichwohl wird es eine Kontroverse in der Steuerfrage geben: die CDU will senken, die SPD erhöhen.
9. Plan für Moorwanderwegbrücke überzeugt nicht alle
Geld für den Neubau der maroden Moorwanderwegbrücke liegt bereit, und es wurde neu geplant – gute Voraussetzungen dafür, das Projekt endlich zu beginnen. Doch es gibt Zweifel am Plan, der Kritikern zu simpel erscheint. Im Februar soll die Detailplanung Klarheit bringen, auch über die Kosten.
10. Politik fordert bezahlbaren Wohnraum auf VW-Gelände
Auf dem Grundstück des ehemaligen VW-Geländes sollen sieben Gebäude mit insgesamt 81 Wohneinheiten errichtet werden. 24 davon sollten geförderter Wohnraum sein, fordert der Bauausschuss. Der Investor ist jedoch nur bereit, neun geförderte zu bauen. Ausgang offen.
11. Anliegerprotest gegen Sanierungspläne im Spechtweg
Der Spechtweg im Waldgut Hagen ist das größte Straßensanierungsprojekt 2017. Es gibt jedoch Proteste der Anwohner, die kritisieren, dass die Fahrbahn zu breit und der Fußweg zu schmal geplant werde. Außerdem befürchten sie, dass auf der unbebauten Seite ihrer Straße ein großes Wohngebiet entstehen könnte, das den frequentierten Spechtweg zusätzlich belastet.
11. Ahrensburger Wunschliste für Innenstadtkonzept in Kiel
Ahrensburg hat für sein Innenstadtkonzept, das mit Hilfe des Städtebaulichen Denkmalschutzes finanziert wird, ein Paket von Vorschlägen beim Innenministerium eingereicht. Was förderfähig ist, wird in Kiel entschieden. Was Ahrensburg umsetzt, entscheidet die Stadt selbst. Begonnen wird mit der Rathaussanierung, danach ist wohl die Hamburger Straße an der Reihe.
12. Mehr Durchblick in Sachen S 4 dringend erwünscht
Die erste S-Bahn wird vermutlich erst Ende der 2020er-Jahre nach Ahrensburg fahren. Dennoch wird der Ausbau des Bahnnetzes für die S 4 und mehr Güterverkehr die Stadt im kommenden Jahr verstärkt beschäftigen, denn die Planung wird konkreter. Alarmiert wurden die Ahrensburger kürzlich durch eine Visualisierung der möglichen Lärmschutzwände, die bis zu sechs Meter hoch sein könnten und den Durchblick in der Innenstadt verhindern würden. Mit Bürgerinformationsveranstaltungen ist 2017 zu rechnen.
Das sagen Ahrensburger über ihre Stadt
Claudia Hermann: Parkplätze fehlen
Claudia Herrmann arbeitet in Ahrensburg. Sie ist oft mit dem Auto unterwegs und empfindet die Parkplatzsituation als unbefriedigend. „Ich habe das Gefühl, dass es schwieriger geworden ist, stadtnah zu parken. Und das wird sicherlich noch komplizierter, wenn der Lindenhof und die Alte Reitbahn bebaut werden. Für Einheimische, die Park and Ride nutzen, dürfte es dann noch unbequemer werden. Und auch für den Einzelhandel in der Innenstadt ist das problematisch. Ahrensburg hat im Zentrum noch viele inhabergeführte Geschäfte, aber die Aufgabe von Traditionsläden und die sichtbaren Leerstände zeigen, dass sich auch hier manches nicht zum Besseren verändert. Es besteht die Gefahr, dass die Innenstadt an Attraktivität verliert. Auch am Erscheinungsbild sollte Ahrensburg arbeiten. Das Rathaus präsentiert sich sehr unvorteilhaft.“
Beatrice und Sascha Hauck: zu unübersichtlich
Die Eheleute Beatrice und Sascha Hauck sind Ahrensburger aus Überzeugung. Die beiden leben am Stadtrand, am Sandweg im Grünen, wo ausreichend Raum für Auslauf mit Hündin Luna ist. Nur mit Ausflügen ins Ahrensburger Zentrum sei das so eine Sache, sagt er: „Mit dem Auto ist das nicht immer schön. Es fehlen Parkplätze, wo man mal kurz andocken kann, um schnell etwas zu erledigen. Außerdem finde ich, dass die Verkehrsführung hier viel zu unübersichtlich ist. Wer nicht ortskundig ist, verliert rasch die Übersicht. Und selbst Leute von hier müssen ab und zu ihr Navi benutzen.“ Beatrice Hauck ärgert sich mehr darüber, wie sich Teile der Innenstadt präsentieren: „Der Rathausplatz ist in einem katastrophalen Zustand. Und außerdem braucht die Stadt einen richtigen Weihnachtsmarkt, nicht nur ein paar zusammengewürfelte Buden auf dem Rondeel.“
Jutta Tödt: desolate Radwege
Jutta Tödt,Verkäuferin, lebt seit mehr als 30 Jahren in Ahrensburg, und das sehr gern. Dennoch listet sie sofort einiges auf, was sie für verbesserungsbedürftig hält: „Die Fahrradwege sind zum Teil in einem schrecklichen Zustand, so dass man besser auf die Straße ausweicht – das ist besonders für Kinder gefährlich. In der Innenstadt ärgern sich viele, dass es unbequem ist, mit dem Auto zum Einkaufen zu fahren. Klar, dass es nicht mehr Parkplätze vor der Tür geben kann. Aber es fehlt die Möglichkeit zum Kurzparken, eine Brötchentaste an der Parkuhr. Ansonsten finde ich, dass Ahrensburg eine niedliche kleine Stadt ist. Das sagen auch Kunden von außerhalb. Keine Frage, es gibt Bausünden. Am CCA kann man ja leider nichts mehr ändern. Und was mir gerade einfällt: Ich wünsche mir einen schöneren Weihnachtsmarkt, so wie früher beim Schloss.“