Was kommt im nächsten Jahr auf Sie zu? Was sind die großen Projekte vor Ihrer Haustür? Das Abendblatt gibt Ihnen einen Überblick.

Thema Nummer eins sind auch in den Gemeinden Ammersbek (etwa 9750 Einwohner) und Großhansdorf (etwa 9350) die Flüchtlinge. Die Bürgermeister Horst Ansén und Janhinnerk Voß haben den gesamten Prozess, vom Bau neuer Unterkünfte bis hin zur Integration der Asylbewerber, transparent moderiert, mit dem Ergebnis, dass die Stimmung den Flüchtlingen gegenüber positiv ist. Gemeinsam ist beiden Gemeinden auch, dass ihre Haushalte durch den Bau zusätzlicher Unterkünfte so stark belastet werden, dass andere Investitionen verschoben oder mit Krediten finanziert werden müssen.

1. In Ammersbek wird sich die Zahl der Flüchtlinge 2016 verdoppeln

Ende 2014 waren 43 Flüchtlinge regis­triert, ein Jahr später sind es 121. Die Gemeinde hat zusätzliche Kapazitäten für die Unterbringung an der Georg-Sasse-Straße und am Schäferdresch geschaffen, außerdem wurden 16 Wohnungen/Häuser angemietet. Bürgermeister Ansén geht für 2016 von einer Zuweisung in ähnlicher Größenordnung aus. Für die Unterbringung bevorzugt Ammersbek Neubauten mit längerer Haltbarkeit und Möglichkeiten der Nachnutzung.

2. Neue Stellen in der Verwaltung, doch ohne Ehrenamt geht es dennoch nicht

Die Zuweisung und Betreuung der Menschen bindet erhebliche Ressourcen in der Verwaltung. Und ohne die ergänzende Arbeit des Freundeskreises für Flüchtlinge wäre die Hilfe bei deren Orientierung nicht zu leisten. Doch Ammersbek will sich nicht zu sehr aufs Ehrenamt verlassen und hat deshalb zwei auf zwei Jahre befristete Stellen geschaffen.

3. Im Januar werden Bürger über den Wohnpark Bredenbek informiert

Für das auf der Rathaus-Rückseite geplante Bauprojekt mit etwa 55 Wohneinheiten, von denen ein kleiner Teil Sozialbindung haben soll, steht ein neuer Bebauungsplan an. Im Zuge der frühzeitigen Bürgerbeteiligung wird es eine Informationsveranstaltung am Montag, 11. Januar, um 19.30 Uhr im Saal des Dorfgemeinschaftshauses geben. Baubeginn ist frühestens 2017.

4. Der Straßensanierungsplan soll abgearbeitet werden

Nach der fachlichen Begutachtung 2015 liegt eine Bestandsaufnahme über den Sanierungsbedarf vor. Die Verwaltung wird mit der Politik konkrete Projekte festlegen. 110.000 Euro stehen im Haushalt für dringende Reparaturen zur Verfügung.

5. Bünningstedter Gerätehaus für die Feuerwehr wird wohl neu gebaut

Die Feuerwehrgerätehäuser in Bünningstedt und Hoisbüttel müssen dringend saniert werden, weil sie nicht den Unfallverhütungsvorschriften entsprechen. Das Gebäude in Bünningstedt ist sogar so marode, dass über einen Neubau nachgedacht wird, wahrscheinlich an anderer Stelle. Eine Richtungsentscheidung über die weitere Planung könnte 2016 fallen, ein B-Plan-Verfahren aber kaum vor 2017 starten. Das Haus in Hoisbüttel ist besser erhalten, sodass eine Umsetzung der baulichen Anforderungen im Bestand möglich ist.

6. Vier Millionen kostet die Sanierung der Grundschule in Bünningstedt

Einen Sanierungsstau gibt es in der Grundschule Bünningstedt. Vor allem wegen des Brandschutzes und aus energetischen Gründen muss groß investiert werden. Die Kostenschätzung inklusive Umbauten liegt bei vier Millionen Euro. Eine Arbeitsgruppe wird sich zu Jahresbeginn mit möglichen Umsetzungsvarianten beschäftigen.

7. Anbieter werden gesucht, die Zugang zum schnellen Internet eröffnen

Bislang hat die Gemeinde noch keinen Anbieter gefunden, der flächendeckend den Breitbandausbau übernehmen will, also allen fünf verstreut liegenden Ortsteilen Zugang zum High-Speed-Internet eröffnen würde. Denkbar wären auch unterschiedliche Anbieter, die grenzübergreifend von Nachbarkommunen aus tätig würden. Zurzeit ist die Verwaltung mit den Vereinigten Stadtwerken im Gespräch.

8. Generationswechsel erfordert viele Um- und Neubesetzungen im Rathaus

Über anderthalb Jahre vollzieht die Verwaltung einen Generationswechsel. Neu besetzt wurden und werden insgesamt acht Stellen, darunter der Posten des Büroleitenden Beamten Holger Peters, den Kämmerer Michael Nehring am 1. Juni übernimmt. Dessen Stelle wird intern besetzt, was weitere personelle Veränderungen nach sich zieht.

9. 700.000 Euro Haushaltsdefizit, aber zunächst keine neuen Kredite

Ammersbek muss einen Spagat bewältigen, nämlich in seine Infrastruktur investieren, obwohl die Unterbringung von Flüchtlingen finanzielle Spielräume stark einschränkt. 2016 wird das Haushaltsdefizit 700.000 Euro betragen. Bis auf die Hundesteuer sind für 2016 keine Steuererhöhungen geplant.

10. Die Kirche Hoisbüttel soll als Quartierszentrum erhalten werden

Die Kirche soll im Dorf bleiben. Wegen des Sparzwangs der Nordkirche steht die Kirchengemeinde Hoisbüttel zur Disposition. Rathaus und Politik möchten Kirchengebäude und Gemeindezentrum langfristig als Quartierszentrum sichern und planen, die soziale Infrastruktur zu erhalten.

11. Großhansdorf erwartet weitere 150 bis 200 Flüchtlinge

130 Flüchtlinge hat Großhansdorf bis lang aufgenommen. Bürgermeister Janhinnerk Voß erwartet weitere 150 bis 200. Prognosen seien schwierig, das erschwere die Planung neuer Quartiere. Unterkünfte sind über die Gemeinde verteilt. Neben den Standorten Kortenkamp, Radeland, Am Roseneck und Reha-Gelände kommen wohl im Laufe des Jahres Container für jeweils 24 Menschen an der Alten Landstraße, am Wöhrendamm, im Radeland und Waldreiterweg hinzu.

12. Neues Amt soll Verwaltung die Arbeit erleichtern und Flüchtlingen helfen

Im Rathaus von Großhansdorf ist fast jeder Mitarbeiter mit Flüchtlingen beschäftigt. Um das Tagesgeschäft zu sichern und Asylbewerbern besser helfen zu können, wird am 1. März überwiegend durch Umbesetzungen ein Flüchtlingsamt mit acht Mitarbeitern eröffnet – ein Novum in Stormarn.

13. Schwierigster Haushalt in der Amtszeit von Bürgermeister Voß

Ein Minus von 480.000 Euro bei den laufenden Ausgaben (Verwaltungshaushalt) und dringende Investitionen in Höhe von 5,8 Millionen Euro belasten den Haushalt der Waldgemeinde. Das Ganze soll vor allem über Kredite finanziert werden. Die kommunalen Steuern werden nicht erhöht.

14. U-Bahn-Linie 1 vier Monate gesperrt, Fahrstuhl für Bahnhof Schmalenbeck

Die U 1 wird vom 2. Juli bis zum 30. Oktober wegen der Streckensanierung von Volksdorf bis Großhansdorf komplett gesperrt. Als Ersatz werden Busse fahren. Die Zwangspause wird für den barrierefreien Umbau des Bahnhofs Schmalenbeck genutzt.

15. Bau eines neuen Supermarkts in Schmalenbeck verzögert sich

Planer-Vision ist ein Rewe-Markt mit viel Fläche und Parkdeck, der die örtliche Filiale der Raiffeisenbank einbezieht. Klar ist zurzeit aber nur, dass es keine ganz große Lösung mit Integration des benachbarten Penny-Markts geben wird. Auch die Beteiligung der Raiffeisenbank ist nicht sicher.

16. Größere Investitionen in zwei Schulgebäude werden notwendig

Für den Erweiterungsbau der Friedrich-Junge-Schule wurden 800.000 Euro veranschlagt. Die Sanierung des Emil-von-Behring-Gymnasium könnte 1,2 Millionen Euro kosten.

17. Rathaussanierung wird trotz Spargebots nicht aufgeschoben

Sanierung und Erweiterung des Rathauses durch einen Anbau werden trotz des drückenden Haushaltsdefizits zu Zeiten des Zinstiefs mit Kreditfinanzierung begonnen. Kostenschätzung: 1,7 Millionen Euro.

18. Der Bedarf für schnelles Internet soll ermittelt werden

Großhansdorf hat nicht zuletzt wegen zweier Kliniken großes Interesse am raschen Breitbandkabelausbau. Die Gemeinde ist mit zwei Anbietern im Gespräch. Demnächst wird es eine Informationsveranstaltung geben. Die Investitionskosten werden auf acht Millionen Euro geschätzt. Bei ausreichender Nachfrage könnte der Ausbau bereits 2016 beginnen.

19. Kita-Gebühren steigen, zusätzliche Plätze für Kinder von Flüchtlingen

Als Folge des Tarifstreiks der Erzieher werden die Kita-Gebühren erhöht, aber nach einem betriebswirtschaftlichen Schlüssel gerechter berechnet. Wegen der Zuzüge junger Familien und der Kinder von Flüchtlingen werden mindestens eine Elementargruppe und ein bis zwei Krippengruppen zusätzlich eingerichtet, entweder durch die Gemeinde oder mit einem freien Träger.

DAS SAGEN DIE BÜRGER

Markus Klingenberg, 35, der mit Sina Webering, 31, „Dein Café“ in der Georg-Sasse-Straße 16 in Ammersbek betreibt: „Unser größtes Problem ist der Eingang zur Georg-Sasse-Straße. Das ist quasi das Entree zur Ammersbeker Haupteinkaufsstraße, sieht aber eher wie eine Baustelle aus. Darunter leidet das Geschäft. Seit Jahren wird über Neubauprojekte geredet, aber es kommt zu keiner Einigung mit den Eigentümern der Grundstücke. Wir können nur weiter hoffen. Ansonsten finde ich überzeugend, wie Politik und Verwaltung die Unterbringung der Flüchtlinge moderieren und lösen. Alles ist transparent, es gab Informationsveranstaltungen. Besonders freut mich, wie viele Ammersbeker sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe als Paten und Unterstützer engagieren. Das dürfte uns auch vor überzogenen Negativreaktionen wie anderswo bewahren.“

Karin Brandt, 76, Rentnerin aus Großhansdorf-Schmalenbeck: „Was die Einkaufsmöglichkeiten in Schmalenbeck betrifft, fühlen wir uns stiefmütterlich behandelt. Schon im Jahr 2014 war die Rede davon, dass wir neben unserem Penny-Markt an der Sieker Landstraße einen großen Supermarkt mit vollem Sortiment bekommen. Davon habe ich leider schon lange nichts mehr gehört. Für uns bedeutet das eingeschränkte Angebot bei vielen Einkäufen, dass wir anderswohin fahren müssen. Beschwerlicher wird das noch, wenn im Sommer die U-Bahn bis Volksdorf wegen der Umbauten drei Monate lang nicht fährt. Gut daran ist aber für ältere Menschen, dass der Bahnhof in Schmalenbeck dann endlich einen Aufzug bekommt. Das erleichtert die U-Bahn-Fahrten für meinen Mann und mich sehr – und es ist auch gut für die vielen älteren Besucher des Ärztezentrums an unserem Bahnhof.“

Walther Kaspar-Sickermann, 85, Rentner aus Großhansdorf: „Meine Frau und ich leben seit 15 Jahren hier und sind sehr zufrieden. Wir haben richtig entschieden: Wir wohnen direkt am Wald, beim Einkaufszentrum, haben gute Nachbarn und kommen schnell mit der U-Bahn nach Hamburg, was will man mehr? Meine Erfahrungen mit der Großhansdorfer Verwaltung sind gut, auch mit dem Bürgermeister kommt man schnell in Kontakt. Die Gemeinde hat zwar große Projekte und ziemliche finanzielle Belastungen, aber einen Vorschlag für eine kleine Verbesserung möchte ich doch machen: Aus Gründen der Verkehrssicherheit sollte es einen Fußpfad zwischen dem Edeka-Gelände und dem Wanderweg am Mühlenteich geben. Das sind etwa 25 Meter Wegstrecke. Damit könnten manche Fußgänger das Überqueren der hier nicht sehr übersichtlichen Hansdorfer Landstraße vermeiden.“

Was wurde aus den Projekten der Agenda 2015?

Städtebaulich ist das Entree in Ammersbeks Haupteinkaufsmeile höchst unbefriedigend, doch die Gemeinde hat wenig Einflussmöglichkeiten, daran rasch etwas zu ändern. Das 9000 Quadratmeter große Grundstück zu beiden Seiten der Einmündung in die Georg-Sasse-Straße beim U-Bahnhof Hoisbüttel, das unzeitgemäß bebaut ist und zum Teil brachliegt, ist Eigentum einer Erbengemeinschaft, was Verhandlungen potenzieller Investoren über das attraktiv gelegene Areal schwierig gestaltet. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

Bei einem anderen Problemgrundstück ist Ammersbek dagegen deutlich vorangekommen. Es gibt einen rechtsgültigen Bebauungsplan für das Nordufer der Timmerhorner Teiche im Ortsteil Schäferdresch/Rehagen, im Frühjahr soll mit der Erschließung des Geländes begonnen werden. Mehr als die Hälfte der angebotenen zwölf Flächen wurden bereits verkauft.

Auch Großhansdorf beschäftigt sich schon längere Zeit mit einem vielversprechenden Areal. Das Reha-Gelände, das der Deutschen Rentenversicherung Nord gehört, soll nach dem Willen der Gemeinde moderat bebaut werden. Doch vorerst gibt es eine Zwischenlösung. Großhansdorf hat noch vorhandene Gebäude für drei Jahre – mit Option auf zwei weitere – angemietet, um 50 Flüchtlinge dort unterzubringen. Für die Grundinstandsetzung werden 180.000 Euro investiert.

Vorerst erledigt hat sich ein gut gemeintes Projekt, das die Großhansdorfer Grünen vorgeschlagen haben. Ein Waldkindergarten wird nicht gegründet, weil das Interesse gering war und die finanzielle Lage ohnehin angespannt ist.