Grosshansdorf. Bischöfin Kirsten Fehrs und Ballett-Star John Neumeier waren in der Kirche dabei.Instrument wurde weitgehend mit Spenden finanziert.

Wer zögert, ob er mal wieder in einer Kirche vorbeischauen sollte, hat nun einen gewichtigen Grund mehr. Dieser Grund befindet sich in der Auferstehungskirche Großhansdorf, schimmert silbern, hat 2174 Pfeifen und verfügt über eine klangliche Vielfalt, die weit und breit ihresgleichen sucht. Es handelt sich um die neue Orgel, die die Kirchengemeinde 800.000 Euro kostete und die am Sonntagmorgen mit einem feierlichen Gottesdienst eingeweiht wurde.

Rund 600 Besucher kamen zur Orgelweihe, darunter der in Barcelona lebende Orgelbauer Gerhard Grenzing, der das Instrument mit seinem Team in den vergangenen zwei Monaten eingebaut hatte. Unter den Gästen war auch John Neumeier, der international renommierte Chefchoreograf des Hamburger Balletts. Er hatte die Schirmherrschaft für die Spendenaktion übernommen, bei der bisher 650.000 Euro zusammenkamen. Den Gottesdienst gestalteten die Großhansdorfer Pastoren Wolfgang Krüger und Christoph Schroeder sowie Bischöfin Kirsten Fehrs und Propst Hans-Jürgen Buhl. Die Großhansdorfer Kantorei und das Großhansdorfer Kammerorchester unterstützten musikalisch.

Kantor Clemens Rasch zeigte die klangliche Bandbreite der neuen Orgel

Es war an den beiden Großhansdorfer Pastoren, das Instrument symbolisch zu erwecken. Sie richteten Sätze wie „Wache auf, Orgel, Gleichnis der Schöpfung. Du wirst das Lob Gottes, unseres Vaters, erklingen lassen!“ an das Kunstwerk auf der Empore. Kantor Clemens Rasch, der das Instrument während des gesamten Gottesdienstes spielte, antwortete mit kurzen Improvisationen – die sollten die Bandbreite der Orgel zeigen. Anschließend sangen die Kirchenbesucher mit „Nun danket alle Gott“ den ersten von der neuen Orgel begleiteten Choral.

 Bischöfin Kirsten Fehrs mit John Neumeier
Bischöfin Kirsten Fehrs mit John Neumeier © HA | Claas Greite

Bischöfin Kirsten Fehrs begann mit Dankesworten: Diese richtete sie an alle, die das Projekt möglich gemacht hatten. Sie hob noch einmal Hamburgs Ballettdirektor hervor, mit dem sie während der Spendenaktion eng zusammengearbeitet hatte: „Danke Dir, lieber John Neumeier, dem wunderbarsten, einsatzbereitesten Schirmherrn, den man sich nur denken kann!“. In ihrer Predigt verband sie anschließend die Weihe der Orgel mit dem einen Tag zurückliegenden Reformationstag und auch mit dem aktuellen Flüchtlingsthema.

„Musik ist ein Geschenk Gottes. So vertreibt sie auch die Teufel und macht die Menschen fröhlich“, zitierte Bischöfin Fehrs Martin Luther. Dann berichtete sie von ihrem Besuch in einem Flüchtlingsheim in Jordanien, in dem Menschen leben, die vor dem Krieg in Syrien geflohen sind. In dem Heim hätten die Organisatoren von der UN die Essensrationen verringern müssen, weil das Geld ausgegangen sei. „Auch EU-Staaten sind säumig geworden, zugesagtes Geld in Milliardenhöhe zu zahlen. Das ist ein Skandal!“, so Fehrs.

Sie erzählte von ihrem Besuch bei einer muslimischen Familie mit sechs Kindern. Diesen habe sie eine Playmobil-Figur des Reformators geschenkt, die sie zufällig in ihrer Handtasche hatte. „Wohl selten in der Welt ist Luther so begeistert empfangen worden wie von diesen Kindern“, sagte die Bischöfin unter Gelächter. Dabei sei es irrelevant, ob die Kinder wussten, wen die Figur darstelle. „Wichtig ist es, sich einander zuzuwenden.“ Und so sollten Christen auch gegenüber Flüchtlingen handeln, die nach Deutschland kommen. Sie sollten „mit ihnen, die hier in unserem Land Ängste empfinden, freundlich reden.“ Die Kraft, freundlich zu sein, könne nicht zuletzt die Orgel in der Auferstehungskirche geben: „Musik ist ein Kraftfeld, damit wir gestärkt hinausgehen ins Leben. Wir sollen singen, Gottes Ton hinausbringen in die Welt. Deshalb diese Orgel.“

Propst Hans-Jürgen Buhl ehrte nach Fehrs’ Predigt ein Großhansdorfer Gemeindemitglied, das sich besonders verdient um die Sanierung der Kirche und den Einbau der neuen Orgel verdient gemacht hatte. Joachim Schmidt bekam von ihm das Ansgarkreuz verliehen. Am Ende des Gottesdienstes bat Pastor Christoph Schroeder noch einmal darum, weiterhin zu spenden. Schließlich fehlen der Kirche noch 150.000 Euro zur Finanzierung der Orgel, sie hat dafür ein Darlehen aufgenommen.

Kai Greve, Vorsitzender des Orgelvereins, richtete nach dem Gottesdienst noch einmal seinen Dank an John Neumeier und erzählte auch, dass in eine der Pfeifen – nämlich der für das tiefe Cis – Neumeiers Name eingraviert sei. Der reagierte bescheiden: „Dafür, dass mein Name da steht, habe ich keine Worte. Ich habe mit vollem Herzen mitgemacht, weil ich das als rührend empfinde, wie Kunst und Glaube hier zusammenfinden.“

Besucher waren beeindruckt von dem neuen Instrument

Beim Sektempfang vor der Kirche zeigten sich viele Besucher sehr beeindruckt. „Ich war sehr überrascht, was so eine Orgel alles hergeben kann“, sagte etwa Elsbeth Lück, die selbst Geld gespendet hatte. „Die Töne sind wunderbar. Wir können stolz sein“, sagte Erika Lembke. Kantor Clemens Rasch sagte: „Ich bin sehr glücklich, dass ich dieses Instrument spielen darf.“ Vergleichen mit der alten Orgel von 1965, die nicht mehr repariert werden konnte, könne man es nicht. „Die war eher ein Gebrauchsgegenstand. Was wir jetzt haben, ist ein großes Kunstwerk.“ Stormarner haben jetzt ausreichend Gelegenheit, den Klang dieses Kunstwerkes kennen zu lernen. Denn die Orgelweihe war zugleich der Auftakt für die Großhansdorfer Orgelwochen, die bis zum 28. November dauern werden.