Ahrensburg. Bei Untersuchungen für die S4 wurden Plätze entdeckt, an den vor Tausenden Jahren Rentier-Jäger ihre Werkzeuge hergestellt haben.

Eine kleine Sensation reiht sich hier an die nächste. Gerade erst haben Archäologen im Ahrensburger Tunneltal Rentierknochen und sehr gut erhaltene Klingen steinzeitlicher Rentierjäger entdeckt. Es sind Überbleibsel von Menschen aus der sogenannten Ahrensburger Kultur (10.760 bis ca. 9.650 v. Chr.), die in dem Gebiet über einen langen Zeitraum hinweg auf die Jagd gingen. Jetzt wird ein neuer, für die Archäologen spektakulärer Fund gemeldet: „Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit haben wir hier zwei Schlagstätten nachgewiesen“, sagt Grabungsleiterin Mirjam Briel. Die Jäger haben hier also vermutlich ihre Klingen und Pfeilspitzen gefertigt.

Die Entdeckung einer solchen Schlagstätte an sich ist schon bemerkenswert. Ungewöhnlich ist in diesem Fall allerdings der tadellose Zustand, alles liegt an seinem Platz. „Es wirkt, als sei der ,Steinschläger’ gerade eben erst weggegangen“, sagt Briel. In der Regel werden solche Plätze nur durch Abfälle, Splitter der Flintsteine nachgewiesen. In diesem Fall befinden sich aber noch zahlreiche Klingen an dem Platz, feinsäuberlich aufgetürmt auf einem kleinen Haufen.

An einem Schlagplatz in der Nähe der Straße wurden weit mehr als 200 Einzelstücke geborgen, an dem zweiten schon etwa 70 einzelne Abschläge, Klingen, ein Werkzeug – und Holzkohle-Rückstände. Die stammen jedoch nicht aus der Epoche, ist sich Briel sicher: „Holzkohle lässt sich nach so langer Zeit eigentlich nicht mehr nachweisen.“ Das deutet darauf hin, dass der Schlagplatz eventuell jünger ist. Steinzeitliche Feuerstellen lassen sich nur durch gebrannte Flintsteine belegen.

Eigentlich war das Team auf der Suche nach Hinweisen auf die ältere Hamburger Kultur (13.700–12.200 v. Chr.), die noch vor der Ahrensburger Kultur in dem Gebiet jagte.

Nur noch etwa zwei Wochen gräbt Briels Team im Tunneltal nach der fernen Vergangenheit im Auftrag der Deutschen Bahn als Teil einer Umweltverträglichkeitsstudie im Rahmen der S 4-Planungen an der Bahnlinie. Mirjam Briel: „Diese Schlagstätten sind eine tolle Sache und eine Belohnung für die Arbeit.“