Barsbüttel. Thomas Schreitmüller befürwortet eine Sanierung des Rathauses. Seine Partei nicht. Daraus zieht der Verwaltungschef Konsequenz.
Thomas Schreitmüller ist richtig angefressen, seine Miene wie versteinert. Plötzlich steht Barsbüttels Bürgermeister mitten in der Gemeindevertretersitzung in der Aula der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule auf. Mit einem Zettel in der Hand nähert er sich dem CDU-Vorsitzenden Volkmar Dietel, der nur drei Meter neben ihm sitzt. Der Verwaltungschef beugt sich kurz nach vorn und legt ihm das Schriftstück auf den Tisch. Dann dreht er wieder ab. Der Inhalt ist brisant. Der 47-Jährige sagt zum Abendblatt: „Ich habe die Konsequenzen gezogen und meinen Austritt aus der Partei erklärt.“
Was war passiert? Kurz zuvor hatten die Politiker über die Formulierung einer Stellungnahme der Gemeindevertretung zum Bürgerbegehren über den Rathaus-Neubau gestritten. Sie wird der Bevölkerung samt Wahlunterlagen zugeschickt. Klarheit, ob das Projekt vorangetrieben oder das marode Verwaltungsgebäude saniert wird, bringt ein Bürgerentscheid am 29. November. In dem von CDU und SPD entworfenen Papier heißt es am Ende: „Damit der Bürgermeister diese Schritte umsetzen kann, ist ein klares Nein beim Bürgerentscheid erforderlich.“ Schreitmüller bat darum, das Wort Bürgermeister durch Gemeinde zu ersetzen. Seinem Wunsch entsprachen Christ- und Sozialdemokraten nicht. Sie verfügen im Gremium über eine Mehrheit. „Für mich ist das nicht nachvollziehbar“, sagt der Verwaltungschef.
Bürgermeister Schreitmüller ist Befürworter einer Rathaus-Sanierung
Nun der Parteiaustritt wegen eines Wortes? Für den stellvertretenden Bürgermeister Wolfgang Böckmann (CDU) ist das eine unverständliche Reaktion. „Wir alle waren erstaunt .“ Das Ablehnen von Schreitmüllers Wunsch rechtfertigt der Politiker so: „Er ist das ausführende Organ der Gemeinde, deswegen konnte der Satz nicht geändert werden.“ Böckmann hofft, den Bürgermeister umstimmen zu können. „Wir müssen auf jeden Fall noch einmal darüber reden.“ Die beiden kennen einander gut, Schreitmüller ist mit den meisten CDU-Politikern per Du. Auf der jüngsten Jahreshauptversammlung der Christdemokraten wurde der Bürgermeister noch für 25 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Doch Einigkeit zwischen ihm und der Partei besteht beim Thema Rathaus-Neubau nicht. Thomas Schreitmüller ist Befürworter einer Sanierung des 40 Jahren alten Rathauses, die CDU favorisiert genauso wie die SPD einen Neubau, der mindestens sechs Millionen Euro kostet.
Den lehnen die Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB), Grüne, FDP und die fraktionslose Gemeindevertreterin Hedwig Wieczorreck ab. Sie halten eine 2,5 Millionen Euro teure Sanierung für ausreichend und sind damit auf einer Linie mit der Bürgerinitiative Ortsmitte, die das Bürgerbegehren initiiert hat.
Neben Schreitmüller ist auch der BfB-Fraktionsvorsitzende Rainer Eickenrodt sauer auf Christ- und Sozialdemokraten. Er wollte, dass in der Stellungnahme der Gemeinde die Vorstellungen des Quartetts explizit erwähnt werden: „Um den Barsbüttelern eine repräsentative Meinung des Gremiums zu vermitteln.“ Auch dieser Vorschlag wurde abgeschmettert. Eickenrodt: „Wir sind fest davon überzeugt, dass diese von CDU und SPD bewusst gefilterte Information von den Bürgern nicht honoriert wird.“
Bürgerinitiative attackiert SPD-Fraktionschef Hanser
Rainer Eickenrodt wies darauf hin, dass die Gemeindevertretung eine Sanierung im vergangenen Jahr abgesegnet hatte. Der Beschluss wurde jedoch zurückgenommen. Er und Grünen-Fraktionschef Joachim Germer lieferten sich einen verbalen Schlagabtausch mit Christ- und Sozialdemokraten. Und dann mischte auch noch die Bürgerinitiative mit. Sprecherin Margarete Hoffmann attackierte den SPD-Fraktionsvorsitzenden Hermann Hanser: „Ich weiß nicht, welcher Teufel Sie geritten hat. Es ist unglaubwürdig, wenn Sie sagen, einen Neubau nur prüfen zu wollen.“ Hanser sagt, er sei erschrocken gewesen über die Art der Auseinandersetzung. „Das vergiftet die Kommunalpolitik.“
CDU und SPD haben noch keinen Neubau-Beschluss gefasst, sondern Bürgermeister Schreitmüller damit beauftragt, nach einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung einen Kosten-, Finanzierungs- und Durchführungsplan vorzulegen. Derzeit geht es damit aber nicht voran. Die Gemeinde muss den Bürgerentscheid abwarten.
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