Grosshansdorf. Bürger, Betriebe und Kliniken beklagen zu langsamen Datenfluss – und auch Bürgermeister Janhinnerk Voß sieht massiven Handlungsbedarf.
Zwei Jugendliche schauen sich einen Film im Internet an. Das klappt zwar, doch immer wieder bleibt das Bild stehen. Ein Haus weiter muss ein Firmenchef dringend seine E-Mails abrufen. Das klappt nicht. Die Internetleitung ist überlastet. Das geschieht häufig in der Waldgemeinde Großhansdorf. Und das muss sich ändern – sagen nicht nur viele Einwohner, sondern auch Kommunalpolitiker.
Die Lösung wäre ein neues Glasfasernetz mit deutlich höherer Kapazität. Die Gemeindevertreter haben jetzt beschlossen: Zunächst wird der Bedarf bei Bürgern und Firmen geprüft, dann bei Netzbetreibern recherchiert, ob diese einen Netzausbau planen. Möglich ist auch eine europaweite Ausschreibung für ein schnelles Internet.
„Wir wollen nicht auf der Strecke bleiben“, sagt der Bürgermeister
„In Großhansdorf werden im Durchschnitt nur bis zu 16 Megabit pro Sekunde übertragen“, sagt Angelika Poggensee von der Firma Koordinet. Optimal wäre eine Übertragungsrate von bis zu 30 Megabit pro Sekunde. Poggensee berät die Gemeinde in Sachen Breitbandausbau, informiert über die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen. Großhansdorf sei umgeben von Gemeinden, die bereits über ein schnelles Internet verfügen oder mit der Planung begonnen haben. „Nur Ammersbek und Großhansdorf haben noch nicht gehandelt.
Bei Glasfaserverbindungen werden Daten nicht mittels Strom, sondern durch Lichtimpulse übertragen. Dies geht nicht nur schneller, sondern ist auch weniger störanfällig. Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß sieht Handlungsbedarf: „Wir wollen nicht auf der Strecke bleiben.“ Für Projektleiterin Poggensee ist das eine richtige Erkenntnis, denn der Bedarf an Breitbandversorgung wachse deutschlandweit pro Jahr um etwa 50 Prozent. „Außerdem dauert es mindestens drei Jahre von der Planung bis zur Verlegung der Glasfasern“, so die Koordinatorin. Der Vorteil der Glasfasern sei, dass sich nicht mehrere Kunden einen Anschluss teilen müssten. Denn auch das habe Einfluss auf die Geschwindigkeit der Übertragung von Daten.
Mehrere Möglichkeiten für das weitere Vorgehen
Entschließt sich die Gemeinde dazu, ein eigenes Glasfasernetz zu verlegen, gäbe es laut Poggensee mehrere Möglichkeiten für das weitere Vorgehen. Die wahrscheinlichste wäre eine europaweite Ausschreibung. Ist ein Betreiber gefunden, zahlt die Gemeinde den Ausbau, wäre somit Eigentümer. Im Anschluss würde ein Pächter für das Netz gesucht. Poggensee: „Der Betreiber pachtet dann für 25 bis 30 Jahre das Netz von der Gemeinde. Meist ist der Pächter auch gleichzeitig der Betreiber.“ Durch die Pacht nähme die Gemeinde Geld ein, bekäme einen Teil der Kosten zurück.
Das ist ein wichtiger Aspekt. Denn der Ausbau des Netzes schlägt nach Experten-Schätzung mit sechs bis acht Millionen Euro zu Buche. Darin enthalten sind der Tiefbau, das Verlegen von Leerrohren, das Legen der Glasfaserkabel, Kosten für Bauleitung und Überwachung. Der Betreiber selbst zahlt etwa 25 Prozent zusätzlich, um die Geräte für die Kunden zu beschaffen. Im Gegenzug nimmt er durch die Kundenverträge wieder Geld ein und macht Gewinn. Über die Frage der Finanzierung wurde bei der Sitzung der Gemeindevertreter nicht gesprochen.
Anschlussgebühren pro Haushalt lägen einmalig bei 900 bis 1000 Euro
Und welche Kosten kommen auf die Großhansdorfer zu? Üblich seien 35 Euro für einen Internet- und Telefonanschluss, sagt die Projektberaterin. Die Anschlussgebühren pro Haushalt lägen einmalig bei 900 bis 1000 Euro. Die übernehme meistens die Kommune. Das Geld sei bereits in den Investiotionen der Gemeinde einberechnet. Nur wer sich nach Abschluss des Projektes für einen Glasfaseranschluss entscheide, werde zur Kasse gebeten.
In der Gemeindevertretung wurde deutlich, dass das Interesse an einem schnellen Internet groß ist. Bürgermeister Voß sagt: „Wir wollen doch nicht die Gemeinde sein, die das schlechteste Internet hat. Junge Familien, die von Hamburg nach Großhansdorf ziehen, sind schnelles Internet gewohnt, wollen das auch hier haben. Außerdem haben die Kliniken großes Interesse angemeldet.“
Das bestätigt der Leiter der EDV der LungenClinic, Peter Rudzik: „Ich bin froh, dass sich die Gemeinde mit dem Thema befasst. Wir sind auf eine schnelle Internetverbindung angewiesen.“ 2014 habe die Gemeinde angefragt, welche Anforderungen die Klinik an den Internet-Zugang stelle. „Für die Personalverwaltung, den Datenaustausch mit anderen Kliniken und die interne Kommunikation werden bereits heute zunehmend Online-Dienste genutzt“, sagt Rudzik. Diese Entwicklung werde sich fortsetzen.
Auch die Park-Klinik hält den Ausbau des Netzes für „extrem sinnvoll“
Derzeit nutzt die LungenClinic sieben verschiedene Internetanschlüsse, um den Betriebsablauf zu gewährleisten. Optimal sei das nicht, sagt EDV-Leiter Rudzik. „Die Kommunen müssen mehr investieren, denn eine schlechte Internetanbindung ist ein klarer Standort-Nachteil.“ Auch die Park-Klinik Manhagen sieht einen richtigen Schritt in die richtige Richtung. Verwaltungsleiter Jan Zabel sagt auf Anfrage der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn: „Der Ausbau des Netzes ist extrem sinnvoll.“ (Isabella Sauer)