Ahrensburg. Experten stellen im Rathaus-Foyer Entwürfe von Flächennutzungsplan vor. Zahlreiche Bürger aus Großhansdorfer protestieren.
Man hätte gut einen Flächennutzungsplan für das Foyer des Rathauses gebrauchen können, die Stuhlbedarfsplanung ließ nämlich anfangs zu wünschen übrig. Die Verwaltung hatte die Resonanz auf ihre Informationsveranstaltung zur frühzeitigen Bürgerbeteiligung für den Ahrensburger Flächennutzungsplan und den Landschaftsplan offenbar unterschätzt.
Bauamtsleiter Ulrich Kewersun erinnerte daran, dass bei der ersten Veranstaltung zum Thema am 17. November 2011 nur 15 Bürger in die Stormarnschule kamen – diesmal waren es mehr als 150. Offenbar haben viele erkannt, dass es bei den Plänen für Ahrensburgs Entwicklung in den nächsten 15 Jahren auch um ihre Lebenswirklichkeit geht und Mitsprache bei der Gestaltung erwünscht ist. Einige hatten sich den umfangreichen Flächennutzungsplan sogar ausgedruckt.
Die Bürger sind keine berechenbare Planungsgröße
Landschaftsplanerin Christiane Buchwald vom Büro Entwicklung und Gestaltung von Landschaft (EGL) und Sebastian Stegemann von WRS Architekten & Stadtplaner skizzierten zunächst die Vorentwürfe ihrer Pläne, die sie über Jahre im Auftrag der Stadt entwickelt haben. Dass Planung Entwicklungen nicht immer realistisch abbildet, zeigte sich schon hier: Für jeden Vortrag war eine halbe Stunde eingeplant – es wurden insgesamt mehr als zwei Stunden daraus, weil die Bürger sich als nicht planbare Größe erwiesen. Einige Zuhörer hielten sich nicht daran, nur Verständnisfragen zu stellen, sie unterbrachen immer wieder mit Einwänden zu Detailproblemen – und griffen so der finalen Aussprache vor.
Zudem kritisierten Bürger den Vortragsstil. Christiane Buchwald wurde von einem Zuhörer ungehalten gebeten „Können Sie das mal verorten, das ist nur hübsch, erklärt aber nichts“, als sie einen vielfarbigen Plan zeigte, der genau so gut ein Pop-Art-Kunstwerk mit Roy-Lichtenstein-Raster wie die Kartografierung Ahrensburger Landschaften hätte sein können.
Viele Bürger aus Großhansdorf waren dabei
Sebastian Stegemann veranschaulichte den planerischen Druck, unter dem die Stadt steht, mit Prognosen, die entsprechend der Bevölkerungsentwicklung von zusätzlich 2000 Wohneinheiten mit 38,5 Hektar Flächenbedarf ausgehen und für die Gewerbegebietserweiterung 47 Hektar ansetzen. Kommentar eines Bürgers: „Was ist so schlimm daran, wenn die Stadt nicht wächst? Wer Wohnraum sucht, kann das bitte woanders.“ Derartige Einwände signalisierten, dass es einigen nur um Eigeninteressen ging. Insbesondere die zahlreichen Gäste aus Großhansdorf wollten wissen, was es mit einer Wohnungsbaupotenzialfläche an der Grenze zu Schmalenbeck auf sich habe. „Wenn Sie versuchen, uns in die Gärten zu kommen, aktivieren wir alles, um zu verhindern, dass Sie so bauen“, drohte ein aufgebrachter Großhansdorfer.
Planer Stegemann konterte nach wiederholten Angriffen mit der süffisanten Frage: „Sind hier auch Ahrensburger?“ Danach wies er darauf hin, dass es um Optionen gehe, denen nicht zwangsläufig ein Bebauungsplan folgen werde. Und er sagte, dass Ahrensburg als Mittelzentrum eine überörtliche Verantwortung für Wohnen und Gewerbe trage, die die Stadt mit dem veralteten Flächennutzungsplan von 1974 schon lange nicht mehr erfülle.
Etwas unglücklich wirkte in der Debatte, dass die Verwaltung das Feld seinen Planern überließ und selbst diskret im Hintergrund blieb – abgesehen von Ulrich Kewersuns Einleitung und der souveränen finalen Moderation der Bauamtsmitarbeiterin Stefanie Mellinger. Viele hatten erwartet, dass die Verwaltung auch in der Außendarstellung stärker die Verantwortung übernimmt und sich nicht zu sehr auf die beauftragten Experten verlässt.
Manche Potenzialflächen bieten auch viel Konfliktpotenzial
Klar wurde, dass manche Potenzialfläche auch Konfliktpotenzial bietet. Und dass es auch zwischen Landschaftsplanern und Städteplanern Kontroversen gibt, etwa um eine Gewerbegebietserweiterung östlich der Strusbek. Umstritten waren Entscheidungen der Politik, einige Planungen ersatzlos zu streichen: die Südtangente, die Wohnungsbebauung am Erlenhof-Nord und am Rosenweg.
Nach gut drei Stunden hingen etwa 30 gelbe Zettel mit Fragen und Einwänden an einer Pinnwand, die von Verwaltung und Politik abzuarbeiten sind – ebenso wie die schriftlichen Anregungen, die bis Mitte Mai im Rathaus angenommen werden. Ende 2016 könnte das Verfahren – nach einer weiteren öffentlichen Beteiligung – in einen Beschluss für den Flächennutzungs- und den Landschaftsplan münden. „Das ist die Minimalzeit, die wir uns nehmen sollten“, sagte Sebastian Stegemann.