Ahrensburg. Serie zum Flächennutzungsplan (6): Im Rathaus-Foyer werden Bürger über den Stand der Planung informiert. Sie können ihre Meinung äußern

Ein Plan ist eine Sache, die Wirklichkeit eine andere. Gleichwohl müssen Menschen planen, wollen sie die Entwicklung ihres Lebens steuern. Das Gleiche gilt für Städte. Der Paragraf 5 des Baugesetzbuches verpflichtet auch Ahrensburg dazu, für sein gesamtes Stadtgebiet im Flächennutzungsplan und im Landschaftsplan darzulegen, wie entsprechend den voraussehbaren Bedürfnissen der Stadt und der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung die künftige Bodennutzung gesteuert werden soll. Die Pläne sollten idealerweise alle 15 Jahre erneuert werden, weil nur über diesen Zeitraum seriöse Prognosen und Planungen möglich sind. Ahrensburgs noch aktueller Flächennutzungsplan stammt aus dem Jahr 1974. Es wurde also höchste Zeit, neu zu planen.

Ahrensburgs künftiger Flächennutzungsplan, an dem inklusive der Vorbereitungen in Zukunftswerkstatt und Integriertem Stadtentwicklungskonzept bereits seit 2007 gearbeitet wird, liegt bislang erst im Vorentwurf vor. Doch der Plan hat schon klare Konturen und Zielvorstellungen.

Das überalterte Ahrensburg braucht eine Frischzellenkur

Neuer Wohnraum muss geschaffen werden, vorzugsweise durch Nachverdichtung. Möglichst viele bezahlbare Wohnungen und Häuser braucht es, damit der Bevölkerungsmix stimmt und das stark alternde Ahrensburg – 30 Prozent der Bevölkerung sind älter als 60 Jahre – eine Frischzellenkur bekommt. Neue Gewerbeflächen sollen gewonnen werden, sowohl durch Nachverdichtung wie durch Ausweisung neuer Flächen. Der Verkehr soll so gesteuert werden, dass die Stadt entlastet wird, aber das intakte Geschäfts- und Dienstleistungszentrum im Herzen der Stadt nicht Schaden nimmt. Die Innenstadt soll gestalterisch aufgewertet werden, unter anderem dadurch, dass die barocken Achsen zwischen Schloss und Bahnhof sichtbar und belebt werden. Kurz gesagt: Ahrensburg soll zukunftsfähig gemacht werde, dabei aber seinen eigenen Charakter bewahren.

Um all diese Planungsziele umzusetzen, bedarf es größtmöglichen Konsenses aller Beteiligten. Die Politik scheint mit dem Vorentwurf, wie er zurzeit vorliegt, im Großen und Ganzen einverstanden zu sein. Keine Frage, dass es zum Teil noch erhebliche Differenzen bei Detailfragen gibt, zum Beispiel bei der Förderung sozialen Wohnraums, in der Verkehrsfrage, insbesondere in der Innenstadt. Und es gab auch Unstimmigkeiten darüber, ob alles, was den Planern sinnvoll erscheint, weil es der Stadt künftig größere Handlungsspielräume eröffnet, auch tatsächlich im Plan festgeschrieben sein sollte.

Besonders geärgert hat viele Stadtverordnete, dass die Ausweitung des Neubaugebiets Erlenhof-Nord bis an die Grenze von Delingsdorf-Nord sich noch im Plan fand, nachdem sich eine politische Mehrheit dagegen ausgesprochen hatte. Konsequenz war „eine kleine Revolte“, wie der WAB-Stadtverordnete Peter Egan sagt. Politiker forderten, dass ihre Beschlüsse in den Plan eingearbeitet würden, bevor er öffentlich diskutiert werde. Das führte dazu, dass neben Erlenhof-Nord einige Planungsziele gestrichen wurden.

Kritik: Externe planen an der Realität vorbei

Peter Egan formuliert in diesem Zusammenhang grundsätzliche Kritik:“Der Plan wurde wesentlich von externen Planern erstellt. Das bereitete mir Bauchschmerzen, weil Planungslogik oft stärker war als die Befindlichkeiten vor Ort. Wenn nur Externe planen, entstehen Ideen, die mit der Realität nicht viel zu tun haben.“

Planer und Politik sind sich inzwischen insoweit einig, dass der Flächennutzungsplan die nächste Stufe nehmen kann, nämlich die erneute öffentliche Beteiligung, die sich heute mit einer Infoveranstaltung direkt an die Bürger wendet. Für Bürgermeister Michael Sarach ist dieser Termin besonders wichtig: „Wir gehen in Offenlage, damit sich jeder, der sich betroffen fühlt, äußern kann. Es geht um Sensibilisierung. Die Ziele der Stadtentwicklung werden konkretisiert. Die Bürger können ihre Haltung dazu artikulieren. Auch das trägt zur Identifikation mit ihrer Stadt bei.“

Stadtplanerin Juliette Schickel sagt über den neuen Flächennutzungsplan: „Er ist wie ein Puzzle, das sich Stück für Stück zusammensetzt.“ Heute im Rathaus kann man dabei sein und am Bild vom neuen Ahrensburg mitwirken.

Infoveranstaltung zur frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit, 29. April, 19 Uhr, Rathaus Foyer