Nach Kirchenleitung stimmt auch Förderverein der Finanzierungsvereinbarung über geschlossene Ahrensburger Kirche zu. Der Verein muss künftig die Nutzungs- und Erhaltungskosten tragen.
Ahrensburg. Hans-Peter Hansen ist Architekt von Beruf. Doch er hat auch ein besonderes rhetorisches Talent, das sich gut für Predigten eignen würde, nämlich die Gabe, in sehr anschaulichen Bildern zu sprechen. „Wir haben als Aktionsgruppe unseres Fördervereins seit der Gründungsversammlung am 23. Mai 2013 fast jede Woche einmal getagt, und ich habe ausgerechnet, dass dabei insgesamt etwa 3500 Stunden zusammengekommen sind. Damit lässt sich ein Haus errichten. Und das haben wir ja in gewisser Weise auch, denn wir haben unsere Kirche wieder aufgebaut“, sagte Hansen, der als Vorsitzender des Fördervereins St. Johannes Ahrensburg dessen Mitgliederversammlung im Peter-Rantzau-Haus eröffnete.
Tatsächlich haben die Vereinsmitglieder fast schon ihr Ziel erreicht: die Schließung ihres Gotteshauses rückgängig zu machen und seine Entwidmung zu verhindern. Sie akzeptierten auf ihrer vorzeitig einberufenen ersten ordentlichen Mitgliederversammlung eine Nutzungs- und Finanzierungsvereinbarung, die von Experten des Fördervereins und des Ahrensburger Kirchengemeinderats ausgehandelt worden war. Der Gemeinderat hatte diesem Entwurf bereits zuvor zugestimmt. Heute Mittag könnte nun der Vertrag unterschrieben werden.
Der Vertragsentwurf liegt dem Abendblatt vor, Details aber sollen noch nicht veröffentlicht werden. Deshalb vorerst nur so viel: Der Förderverein verpflichtet sich, die Kosten für Betrieb und Erhalt der Kirche aufzubringen, zum Großteil durch Geld, aber auch durch umfangreiche ehrenamtliche Arbeit wie Küsterdienste, Reinigung der Gebäude, Gartenpflege und Gestaltung des Kirchenraums. Der Vertrag hat zunächst eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2019.
St. Johannes soll am Ostersonntag feierlich mit einem Gottesdienst von Propst Hans-Jürgen Buhl und Pastor Hans-Martin Bruns wiedereröffnet werden. Der Förderverein würde die Schlüssel für die Kirche zwei Tage danach, am 22. April, in Empfang nehmen.
Ein Mitglied stimmt gegen den Vertrag
Zwar gab es auch Kritik an der Vereinbarung – „in der Euphorie zu viele Kompromisse gemacht“ –, und es wurde sogar die Nachverhandlung in einigen Punkten gefordert, doch der positive Tenor – „wir haben jetzt einen Fuß in der Tür“ – war dominant, was sich auch im eindeutigen Abstimmungsverhältnis der 87 Stimmberechtigten ausdrückte: Nur ein Fördervereinsmitglied votierte gegen den Entwurf.
Wenn der Vertrag heute unterzeichnet wird, kommt ein lange währender Streit doch noch zu einem guten Ende. Die 1962 geweihte St. Johanneskirche war – aus Kostengründen – zum 1. Juli 2013 geschlossen worden und sollte entwidmet werden. Die Gemeindemitglieder, die mit dieser Entscheidung nicht einverstanden waren, hatten rasch einen Förderverein gegründet und als Protest unter anderem Andachten – bis heute etwa 40 – vor der verschlossenen Kirche organisiert und sich nicht einmal von einem im Januar installierten Bauzaun davon abhalten lassen. Im Februar bot der Kirchengemeinderat Verhandlungen an: Wenn der Förderverein die Kosten für Unterhalt und Betrieb der Kirche an der Rudolf-Kinau-Straße „nachhaltig“ aufbringe, werde St. Johannes wieder geöffnet und der Beschluss zur Entwidmung aufgehoben.
Die etwa 200 Mitglieder haben bislang ungefähr 21.000 Euro an Mitgliedsbeitägen, Spenden und Kollekten für den Erhalt der Kirche aufgebracht. Sie werden noch mehr brauchen. „Jetzt, wo wir ein klares Ziel vor Augen haben, werden wir auch das wuppen“, sagte Hans-Peter Hansen und fügte hinzu: „Wir haben mit der Wiedereröffnung unserer Kirche ein Etappenziel erreicht, aber es gibt noch viel zu tun. Wir brauchen eine Kirchengemeinde, die aus vielen Menschen besteht, die ihre Ärmel hochkrempeln und sich aktiv für das Ganze einsetzen.“