Vertreter von Gemeinderat und Förderverein sitzen erstmals an einem Tisch, um über eine mögliche Öffnung der seit Juli 2013 geschlossenen St. Johanneskirche zu reden.
Ahrensburg. „Ich bin sicher, dass wir es schaffen werden, die St. Johanneskirche zu öffnen“: Der Schlusssatz von Hans Peter Hansen bei der 33. Freiluft-Andacht vor dem seit Juli geschlossenen Gotteshaus an der Ahrensburger Rudolf-Kinau-Straße spiegelt Zuversicht wider.
Der Optimismus hat einen Grund: Nach monatelanger Blockadehaltung hat der Kirchengemeinderat (KGR) am Freitag erstmals mit dem Förderverein gesprochen. Die KGR-Vorsitzende, Pastorin Anja Botta, und Christian M. Werner, Vorsitzender des Finanz- und Controllingausschusses, saßen mit dem Vereinsvorsitzenden Hans Peter Hansen sowie Vorstandsmitglied Klaus Tuch an einem Tisch.
Über die beim Treffen genannten Zahlen wurde Stillschweigen vereinbart
„Die Kirchengemeinde will keinen Cent mehr für die Johanneskirche zahlen“, sagte Hansen den rund 70 Besuchern, denen bei der Andacht ein kalter Wind um die Nasen wehte. „Unser Förderverein soll alles tragen.“ Es sei eine „immense Summe“ genannt worden, über deren Höhe man wegen der laufenden Verhandlungen Stillschweigen vereinbart habe. Jetzt werde man die Zahlen genau analysieren.
„Wir sind bereit, die laufenden Kosten, die zum Beispiel für Hausmeister und Küster anfallen, zu übernehmen“, so Hansen weiter. Der Förderverein werde sehen, welche Ausgaben er tragen könne, und mit dem Ergebnis ins nächste Treffen gehen. Für Klaus Tuch steht aber fest: „Wir können und werden als kleiner Verein aber nicht ein Gebäude sanieren, das uns nicht einmal gehört.“
Ob die St. Johanneskirche tatsächlich wieder geöffnet wird, hängt in erster Linie davon ab, ob sich beide Seiten über eine Finanzierungsvereinbarung einigen können. Der KGR hat dem Fördervereins-Vorstand einen Entwurf mit konkreten Zahlen übergeben. „Über die Vertragsinhalte wurde absolute Vertraulichkeit vereinbart“, sagt Christian M. Werner. Pastorin Botta ergänzt: „Wir haben vereinbart, dass wir uns innerhalb der nächsten 14 Tage erneut zusammensetzen werden, um hoffentlich zu guten Ergebnissen zu kommen.“ Der Kirchengemeinderat hoffe, dass die nächste Runde schon zu konkreten Vertragsverhandlungen führen werde.
Damit dürfte sie auch den 70 Besuchern aus dem Herzen sprechen, die den vom KGR vor der Johanneskirche aufgestellten Bauzaun geöffnet hatten, um ihre Andacht wenigstens vor der abgesperrten Tür feiern zu können. Sie haben wie jeden Sonntag seit sieben Monaten ein hölzernes Kreuz mitgebracht und in einen Weihnachtsbaumständer gestellt, damit es nicht umfällt. Fünf Klappstühle bieten ebenso viele Sitzplätze, alle anderen Christen stehen.
„Herr hilf uns, dass dein Name wieder in dieser Kirche genannt wird“, sagt Hermann Möller in einem Gebet, während zwei Nordic-Walker auf der Straße vorbeimarschierten. In seiner Ansprache macht Möller Mut, Veränderungen anzunehmen. Er sagt: „Was will Gott mit dieser Veranstaltung? Gott will Gemeinde bauen.“ Zur Gitarrenbegleitung von Hannelore Kleefeld singen die Besucher „Hab ich das Haupt zum Freunde und bin geliebt bei Gott, was kann mir tun der Feinde und Widersacher Rott?“
Förderverein möchte erreichen, dass Pastor Bruns auch mitreden darf
Für das nächste Treffen möchte der Förderverein erreichen, dass auch der für den Bezirk St. Johannes zuständige Pastor Hans-Martin Bruns dabei ist. „Wir haben mit Bedauern und Unverständnis zur Kenntnis genommen, dass er am ersten Gespräch nicht teilnehmen durfte“, sagt Klaus Tuch. Bruns hatte im Oktober die Nachfolge von Pastor Detlev Paschen angetreten.
Unzufrieden ist der Vorstand des Fördervereins zudem darüber, dass noch kein Termin für das von der Bischöfin angekündigten Friedensgespräch genannt wurde. Grundsätzlich sei es aber zu begrüßen, dass der Kirchengemeinderat einen „ersten Schritt in die richtige Richtung“ getan habe.
Der Kirchengemeinderat hatte die St. Johanneskirche geschlossen, weil im Jahresetat mehr als 100.000 Euro fehlten. Wie viel Geld die 1962 eingeweihte und mittlerweile unter Denkmalschutz stehende Kirche genau kostet, ist offenbar schwer zu sagen: Mal ist von 35.000 Euro die Rede, mal von 60.000. Der Förderverein will auf jeden Fall auch selbst nach Einsparpotenzialen suchen.
Am Ende sollen, so hoffen es die Andachtsbesucher, die Glocken der St. Johanneskirche wieder läuten. Noch müssen sie sich damit begnügen, dass das Geläut der katholischen Kirche bis in die Rudolf-Kinau-Straße dringt.