Ahrensburg. Masaki Nakashimas Kunst hat zurzeit einen engen Bezug zum Krieg in der Ukraine. Und noch ein anderes Thema beschäftigt den 80-Jährigen.
Die Bilder des japanischen Malers Masaki Nakashima ziehen Betrachter mit leuchtenden Farben geradezu an. So plakativ die Motive, so filigran hat der Ahrensburger die Details herausgearbeitet. Gute Gelegenheit, sich einen Überblick über das komplexe Gesamtwerk des 80-Jährigen zu verschaffen, besteht bei seiner neuen Kunstausstellung in Ahrensburg.
Sie trägt den Titel „Fantasie 5“ und wird am Sonntag, 10. September, mit einer Vernissage im Peter-Rantzau-Haus eröffnet. Viele seiner rund 100 teils abstrakten, teils gegenständlichen Arbeiten, die dort zu sehen sind, strahlen eine nahezu kindliche Lebensfreude aus, andere wirken fast meditativ. Auf einigen Werken ist die pure Naturidylle dargestellt, wiederum andere thematisieren die Folgen der Reaktorkatastrophe von Fukushima.
Kunstausstellung in Ahrensburg wird mit Vernissage eröffnet
Gleich im Eingangsbereich links hängt ein großformatiges Werk, das eine weiße Friedenstaube inmitten eines kreisförmigen Regenbogens zeigt, darunter viele Sonnenblumen, die ihre Köpfe dem Betrachter entgegenstrecken, als wollten sie ihre ganze Pracht präsentieren. Dem Künstler geht es jedoch weniger um die Schönheit der Blumen als um ihre Symbolik. Denn sie gelten als das Symbol des ukrainischen Widerstands gegen den russischen Angriffskrieg. Auslöser war die Videoaufnahme einer Ukrainerin, die russische Soldaten mit den Worten empfing: „Nehmt Sonnenblumensamen und gebt sie in eure Taschen, damit zumindest Sonnenblumen wachsen, wenn ihr hier alle sterben werdet.“
Das Video wurde millionenfach angeklickt. Seitdem demonstrieren Menschen ihre Solidarität mit dem ukrainischen Volk mit Sonnenblumen: als Blumenkranz im Haar, Emoji oder Accessoire oder setzen sie – wie im Fall von Masaki Nakashima – künstlerisch in Szene. Nakashima sagt dazu: „Mein persönliches Anliegen zur momentanen Situation in Europa habe ich in einigen Bildern durch Symbole zum Ausdruck gebracht.“ Den Menschen in der Ukraine wünsche er, dass sie bald Frieden erleben dürfen. „Die Sonnenblumen sind das nationale Symbol für Liebe, Wärme, Fröhlichkeit und Frieden in der Ukraine. Der Regenbogen mir all seiner Farbenpracht ist das Symbol für Gleichberechtigung, Frieden, Freiheit, Hoffnung sowie Nächstenliebe“, erläutert der Maler. Seine Frau Gerlinde ergänzt: „Das liegt ihm sehr am Herzen.“ Auch die blau-gelbe Flagge der Ukraine tauche in seinem neuem Schaffenszyklus auf.
Masaki Nakashima geht mit akribischer Genauigkeit zu Werke
Typisch für Nakashimas Werke sind kleinteilige geometrische Formen und wie organisch gewachsene Strukturen. Die Szenen, Landschaften und Fantasiegebilde erweckt er mit Acryl, Kreide, Öl und Aquarellfarbe auf Leinwand und Papier zum Leben. Manchmal nimmt er dazu sogar eine Lupe zur Hand. Ob die akribische Genauigkeit seiner früheren Tätigkeit als Chirurg und Lungenarzt geschuldet oder eher ein Wesenszug des Malers ist – vermutlich beides. Nakashimas Frau Gerlinde erinnert sich: „Seine Kollegen haben gesagt: ,So wie er malt, so operiert er auch.‘“
Ihr Mann habe seit seiner letzten Ausstellung im Peter-Ratzau-Haus im Jahr 2019 sehr viel gemalt, so Gerlinde Nakashima. Neben den neuen Werken können Besucher der Ausstellung auch solche aus früheren Schaffensperioden entdecken. „In den 1960er-Jahren hat mein Mann Landschaftsbilder in Aquarelltechnik gemalt.“ Sie beweisen die tiefe Naturverbundenheit des Malers und eröffnen dem Betrachter eine völlig neue künstlerische Perspektive auf das Werk und die Entwicklung des Künstlers. Berge und Wälder sind filigran und scheinbar beiläufig zu Papier gebracht, die zarten Kompositionen bezaubern mit schlichter Schönheit. „Heutzutage malt er wesentlich größer und kräftiger“, sagt die Ahrensburgerin.
Sophie Nakashima stellt gemeinsam mit Schwiegervater aus
Bereits als Kind erhielt Nakashima Privatunterricht von seinem Onkel, der als Kunstprofessor an der Hochschule Sendai tätig war. Als er mit 13 Jahren ein Ölgemälde bei einem Wettbewerb einreichen wollte, zweifelten die Organisatoren aufgrund der Qualität des Bildes seine Urheberschaft an. Obwohl sein Onkel dem talentierten Neffen zu einer Karriere im Kunstbetrieb riet, gab die Familientradition den Ausschlag bei seiner Berufswahl: Neben dem Medizinstudium absolvierte er aber weiterhin Kurse und nahm Privatunterricht an einer Kunsthochschule in Kyoto. Bereits zu dieser Zeit engagierte er sich gegen Atomkraft. Einen Protest, den er nach der Fukushima-Katastrophe mit künstlerischen Mitteln fortsetzte. 1988 zog er mit seiner Frau und den beiden Söhnen nach Ahrensburg. Seine vielfach prämierten Werke wurden bereits bei 20 Ausstellungen in Japan gezeigt, in Deutschland bislang in Berlin, Baden-Baden und in Ahrensburg, davon viermal im Peter-Rantzau-Haus.
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Seine Leidenschaft für Kunst teilt er mit seiner Schwiegertochter Sophie. Die 37 Jahre alte Grafikdesignerin ist mit Nakashimas älterem Sohn Alexander verheiratet. Sophie Nakashima sagt: „Ich male schon seit meiner Kindheit.“ Wie zuvor schon Mutter und Großvater. „Malerei und Design – das war schon immer mein Ding.“ Wegen Job und Kinderbetreuung habe sie ihr Hobby eine Zeit lang zurückgestellt, doch inzwischen sei wieder mehr Raum dafür, so die ausgebildete Mediengestalterin. Für ihre Bilder verwende sie Acrylfarbe und Strukturpaste für den Untergrund. Ihre Themen seien musikalischer oder politischer Natur oder bezögen sich auf Kindheitserlebnisse. „Mein Schwiegervater hat mir angeboten, einige Bilder zur Ausstellung beizusteuern“, sagt Sophie Nakashima. Bei der Vernissage beantwortet sie Fragen zu ihren Bildern. Zwei Generationen, zwei unterschiedliche Herangehensweisen, die miteinander harmonieren.
Der Aufwand für eine Ausstellung dieser Art ist immens
Die große Auswahl an Bildern dürfte die Zusammenstellung der Ausstellung nicht gerade erleichtert haben. Wie groß der organisatorische Aufwand für eine derartige Kunstschau ist, lässt sich schon daran ablesen, dass die Hängung zwei Tage in Anspruch genommen hat – trotz Unterstützung von insgesamt sechs Helfern. Dass die Kunst ankommt, hat sich schon beim Aufbau gezeigt. Gerlinde Nakashima: „Da wollte gleich einer ein Bild kaufen.“
Doch das ist erst bei der Eröffnung der Kunstausstellung am Sonntag möglich. Dann können die Besucher die Werke der beiden Künstler näher in Augenschein nehmen und gegebenenfalls ihr Kaufinteresse bekunden. Gerlinde Nakashima führt die Besucher durch die Ausstellung. „Unsere Enkelkinder verkaufen die restlichen Veranstaltungsplakate“, kündigt sie an. Der Erlös geht an das SOS Kinderdorf in Norderstedt.
Vernissage So 11.9., 11.00–13.00, Ausstellung Mo 11.9.–Fr 15.12., Mo–Fr 9.00–17.00, Peter-Rantzau-Haus, Manfred-Samusch-Straße 9, Eintritt frei