Ahrensburg. Masaki Nakashima greift in seiner Bildern Themen aus Umwelt, Politik und Natur auf. Jetzt gibt er einen Überblick über sein Werk.

Filigraner Pinselstrich, liebevoll in Szene gesetzte Details, leuchtende Farben – und dann wieder exakte grafische Formen und plakative Farbflächen: Die Bilder des japanischen Malers Masaki Nakashima sind höchst unterschiedlich, tragen aber eine unverkennbare Handschrift. Von Sonntag, 14. Juli, bis Freitag, 20. September, können sich Besucher seiner Ausstellung im Peter-Rantzau-Haus in Ahrensburg einen umfassenden Eindruck von den vielschichtigen abstrakten und gegenständlichen Arbeiten verschaffen. Etwa 120 seiner Werke aus allen Schaffensperioden werden dort zu sehen sein.

1988 zog Masaki Nakashima mit seiner Frau Gerlinde und den drei Söhnen nach Ahrensburg. Eine Woche vor der Vernissage ist sein Haus mit Bildern regelrecht geflutet, sie hängen und lehnen an Wänden, stapeln sich im Wohn- und Kaminzimmer sowie in seinen beiden Atelierräumen. Er muss eine Auswahl für die Schau treffen. „Ich könnte 200 Bilder aufhängen“, sagt er. Doch dafür fehle der Platz. „Wenn er könnte, hätte er sogar noch ein drittes Atelier“, fügt Gerlinde Nakashima schmunzelnd hinzu.

Bis 2008 arbeitete er als Chirurg in der Lungenklinik

Bereits als Zehnjähriger erhielt er von seinem Onkel – einem Kunstprofessor an der Hochschule Sendai – den ersten Unterricht. Immer wieder musste er aufs Neue den menschlichen Torso und eine Büste zeichnen. Wenig kindgerecht, möchte man meinen, und ein anderer Schüler hätte vielleicht an diesem Punkt aufgegeben. Nicht jedoch der kleine Masaki. Der gelehrige und talentierte Schüler entwickelte seine Fertigkeiten rasant. Als 13-Jähriger legte er bei einem Wettbewerb ein ausdrucksstarkes Ölgemälde vor, das den aktiven japanischen Vulkan Sakurajima aus seiner Heimatregion im Süden des Landes zeigt. Rot und unheilvoll leuchtet er gegen den Himmel an. Das Bild wurde jedoch nicht zum Wettbewerb zugelassen. „Sie glaubten mir nicht, dass ich das Bild selbst gemalt hatte“, erinnert sich der Künstler.

Aus Familientradition studierte er Medizin

Seiner Hinwendung zur Malerei tat dies keinen Abbruch. Sein Onkel hätte es gern gesehen, wenn sein Neffe die Kunst zum Beruf gemacht hätte. Nakashima selbst tendierte zu einem Literaturstudium. Doch letztlich gab die Familientradition den Ausschlag. „Wir hatten bereits sieben Ärzte in der Familie“, sagt Nakashima. Auf Wunsch seines Vaters begann er ein Medizinstudium in Kyoto. Zusätzlich nahm er Privatunterricht an der dortigen Kunsthochschule.

Masaki Nakashima in seinem Atelier.
Masaki Nakashima in seinem Atelier. © Elvira Nickmann | Elvira Nickmann

Durch den Verkauf von Bildern und die Gestaltung von Filmplakaten, Zeitschriften und Postern habe er die Kosten für seine Reisen und Restaurantbesuche mit Freunden bestritten, so Nakashima. Er engagierte sich schon in den 60er-Jahren gegen Atomkraft. Bei einer Demonstration gegen den Besuch eines amerikanischen Atom-U-Bootes in Kobe sei er von Polizisten geschlagen worden.

Ein Münzwurf entschied zwischen den USA und Deutschland

Nach dem Studium wollte er Erfahrungen im Ausland sammeln. Weil er sich nicht zwischen den USA und Deutschland entscheiden konnte, warf er eine Münze – mit bekannten Folgen. Bis zur Pensionierung 2008 war Naka­shima Chirurg in der Lungenklinik in Großhansdorf. Auch in Deutschland engagierte er sich gegen Atomkraft, besonders nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011. Dieses Thema und verheerende Naturereignisse, deren Opfer sowie im Gegensatz dazu die Bewahrung der Natur und Hoffnung auf Besserung spielen eine große Rolle in seinem Gesamtwerk, das so feinsinnig wie tiefgründig ist. Der Künstler setzt es mit Acryl, Aquarellfarbe, Kreiden und Öl auf Papier und Leinwand in Szene.

Bei Vernissage im Rantzau-Haus beantwortet er Fragen

Ein in zarten Pastelltönen gehaltenes Motiv wirkt auf den ersten Blick so dekorativ wie spielerisch, entpuppt sich beim zweiten Blick als die Entlarvung eines Missstands in der Art einer Karikatur. „Lügner, Schwätzer, Gespenster, Politiker – Sie stecken miteinander unter einer Decke“ lautet der Titel. Völlig anders die sich wie bei einem ins Wasser fallenden Tropfen kreisförmig ausbreitenden grünen und weißen Linien. Sie stellen die Tsunami-Flutwellen als Vorboten der Katastrophe dar. Zur Farbgebung sagt Nakashima: „Wenn ein Tsunami kommt, erscheint das Wasser nicht blau, sondern grün und die Gischt weiß.“

Aquarelle zeigen die Schönheit unberührter Natur

Idyllisch geht es dagegen bei seiner „Tiefsee-Fantasie“ zu, einer farbigen Hymne an den Reichtum des Lebens mit dem Untertitel „Wir möchten die schöne Natur wieder zurückhaben“. Die Schönheit unberührter Natur zeigen Aquarelle, die bei seinen Reisen entstanden sind.

Besucher der Ausstellung sollten sich Zeit nehmen, um die Botschaften der Bilder zu entschlüsseln. Oder sie sprechen mit dem Künstler bei der Vernissage am Sonntag, 14. Juli (11 bis 13 Uhr) im Peter-Rantzau-Haus, Manfred-Samusch-Straße 9. Der Eintritt ist frei.