Glinde. Kunstausstellung im Gutshaus Glinde trägt den Titel „Querschnitt 4“. Die Akteure dahinter könnten unterschiedlicher nicht sein.

Am Montag hat die Norderstedter Künstlergruppe ArtQuarree die Wände in den drei Ausstellungsräumen im Gutshaus Glinde mit ihren Werken bestückt. Dass es dabei nicht zu Diskussionen gekommen ist, liegt zum einen an der Routiniertheit der Akteure, zum anderen daran, dass die vierköpfige Gruppe, bestehend aus Cornelia Diegmann, Detlev Carsten Schmidt, Frank Boje Schulz und Klaus Haase, einfach gut harmoniert. Am Donnerstag, 3. August, wird die Ausstellung – die 272. der vom Kunstverein Glinde und der Sönke-Nissen-Park-Stiftung organisierten Ausstellungsreihe „Kunst im Gutshaus“ – um 19.30 Uhr mit einer Vernissage eröffnet.

Eines der Gründungsmitglieder ist Klaus Haase. Dass die Hängung der Bilder so schnell über die Bühne gegangen ist, ist für ihn keine Überraschung. Er sagt: „Im vorigen Jahr hatten wir fünf Ausstellungen, und in diesem ist es bereits die zweite. Wir haben viel Erfahrung gesammelt und kooperieren sehr gut miteinander.“ Jeder der vier sei mit sechs oder sieben Bildern dabei. Und diese hängen nicht etwa getrennt nach ihren Schöpfern gegliedert, sondern korrespondieren miteinander. Die einzige Herausforderung seien die Wände gewesen, weil diese teilweise recht schmal und durch Fenster unterbrochen sind. „Weil Cornelia Diegmann sehr schmale Bildformate hat und es insgesamt nicht so viele große Bilder gibt, hat aber alles gut gepasst“, sagt er zufrieden.

Das ist das Geheimnis der Künstlergruppe Quarree

Dieses abstrakte Werk von Klaus Haase trägt die Bezeichnung 02-053.
Dieses abstrakte Werk von Klaus Haase trägt die Bezeichnung 02-053. © Klaus Haase

„Wir haben uns schon lang gewünscht, mal in Glinde auszustellen“, sagt Haase. Als Frank Boje Schulz bei der Internationalen Kunstmesse FormA(r)t ausgestellt habe, habe er den Wunsch der Künstlergruppe gegenüber der Vorsitzenden des Veranstalters Kunstverein Glinde, Kirsten D. Milke, geäußert und sei damit auf offene Ohren gestoßen. Die Künstler haben die Schau „Querschnitt 4“ betitelt. Gefragt, woher der Name der Gruppe kommt, verweist Haase mit einem Schmunzeln auf das Offensichtliche: „Weil wir vier Leute sind, und jeder in einer Ecke des Vierecks steht.“

Weniger offensichtlich ist, was Haase mit seinen Werken ausdrücken will, denn im Gegensatz zur Ausstellung tragen sie keinen Titel, der zumindest die Richtung weist, sondern sind lediglich nummeriert. Vielleicht will er den Betrachtern einfach die Freiheit geben, Neues darin zu entdecken. „Jeder soll sich seine eigenen Gedanken dazu machen“, meint der Künstler. Ihn interessiere, was das Publikum in seinen Bildern sehe. Er gehe gern in den Austausch mit den Ausstellungsbesuchern. „Da komme ich noch mal mehr aus mir raus.“

Fotos werden mit dem Computer bearbeitet und verfremdet

„Inspiration Red“ von Detlev Carsten Schmidt
„Inspiration Red“ von Detlev Carsten Schmidt © Detlev Carsten Schmidt

Seine Bilder entstehen mit Acrylfarbe oder in Mischtechnik, außerdem zeigt er in Glinde Fotografien, die er künstlerisch verfremdet hat. „Das sind Bilder, die mit dem Computer bearbeitet wurden, um beispielsweise Wischeffekte zu erzeugen“, erläutert er. Die alten Rahmen habe er auf dem Flohmarkt gekauft und pechschwarz gespritzt als Kontrast zum farbigen Motiv. Die Auswahl der Fotos treffe er danach, ob ihn die Bildkomposition anspreche. Das könnten beispielsweise Landschaftsfotos, Fotos von Bildern oder auch Porträts sein. Die Bearbeitung des Motivs nehme bis zu einen Tag in Anspruch. „Es muss noch fein abgestimmt und nachgeschärft werden. Irgendwann kommt der Punkt, dass ich sage, das ist es jetzt.“

Die Werke, die Haase im Gutshaus ausstellt, sind nicht gegenständlich. „Ein paar meiner Experimente sind teilgegenständlich. Ich experimentiere sehr gern, weil ich die Abwechslung brauche.“ Gerade stehen bei ihm Rost- und Blecharbeiten hoch im Kurs. Jeder Künstler habe sein eigenes Atelier. „Wir kommen zusammen, um Ideen zu sammeln und gemeinsame Ausstellungen zu organisieren.“ Aktuell sei die Gruppe auf der Suche nach neuen Ausstellungsräumen. „Der Laden in Norderstedt wurde gekündigt, daher suchen wir Ersatz möglichst im Ort und mit einem Schaufenster, dass wir uns gut präsentieren können“

Laudatio bei der Vernissage hält ein Mitglied der Gruppe

Bei der Vernissage wird Detlev Carsten Schmidt die Laudatio auf die Künstler und ihr Werk halten. Die Gruppe arbeitet seit 2019 zusammen. Schmidt sagt: „Was wir alle schon gemacht haben, sind viele Einzel- und Gruppenausstellungen – und zu manchen nehmen wir auch Freunde mit.“

Lauter farbige Würfel auf Frank Boje Schulzes Werk „Infinite Cube 2022“ ziehen die Blicke der Besucher auf sich.
Lauter farbige Würfel auf Frank Boje Schulzes Werk „Infinite Cube 2022“ ziehen die Blicke der Besucher auf sich. © Frank Boje Schulz

Die Unterschiede zwischen dem künstlerischen Ansatz der Mitglieder fasst er kurz so zusammen: „Cornelia Diekmann malt sehr viel farbige Darstellungen, die Haupttöne sind wie die auf Teneriffa. Haase mag gern Gerhard Richter und hat mittels Computer eine neue Art Kunst geschaffen. Frank Boje Schulz macht Konkret-Konstruktivistisches, setzt auf reduzierte geometrische Formen und hält sich sehr an die farbige Ordnung.“ Er selbst arbeite gern mit verschiedenen Techniken wie Öl und Acryl und setze oft Struktur darunter. Seine Bilder seien hauptsächlich abstrahierte Landschaften oder abstrakte und informelle Motive.

Komposition besticht mit 3-D-Formen und brillanter Farbigkeit

Die Arbeiten von Frank Boje Schulz haben einen hohen Wiedererkennungswert. Der Künstler erläutert den Kniff hinter der Farbbrillanz so: „Die Farbigkeit ist eigentlich der Farbkreis, der durch den grauen Untergrund eine so intensive Wirkung entfaltet. Hinzu kommt, dass man fast keinen Pinselstrich sieht.“ 2021 war Schulz für den 6. Internationalen André Evard-Preis für konkret-konstruktive Kunst der Kunsthalle Messmer nominiert. Die Arbeiten, die der Künstler, der seine Entwürfe am liebsten auf Karo-Papier skizziert, mit nach Glinde gebracht hat, stammen aus den Jahren 2022 und 2023. Darüber, was seine Herangehensweise von anderen Malern unterscheidet, sagt Schulz: „Die Natur ist sehr schön, und viele versuchen, sie darzustellen oder zu kopieren. Bei mir kommt etwas Neues raus, die ganzen Würfel kommen so in der Natur nicht vor.“

„Datenautobahn“ hat Cornelia Diegmann dieses Werk betitelt.
„Datenautobahn“ hat Cornelia Diegmann dieses Werk betitelt. © Cornelia Diegmann

Kunstmalerin Cornelia Diegmann will hingegen mit ihren Bildern Geschichten erzählen. Malen ist für sie von Kindheit an eine große Leidenschaft. Diegmann sagt: „In meine Bilder können die Betrachter hineinlesen und ihre eigene Philosophie hineinlegen.“ Sie tragen Titel wie „Engpass“, „Sprech mit mir“ oder „Ausgelotet“. Zum Motiv „Datenautobahn“ sagt Diegmann: „Da sieht man Häuser, und über unseren Köpfen hinweg schwirren die Infos, E-Mails und Telefonverbindungen.“ Diegmann setzt überwiegend Acryl und Mischtechnik ein. Sie lebt und arbeitet in Deutschland sowie auf Teneriffa. Besucher können sich in der Ausstellung „Querschnitt 4“ einen Überblick über die Arbeiten dieser ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten verschaffen, die sich gegenseitig ergänzen, miteinander kontrastieren und in einen Dialog treten. Wer den Dialog mit den Künstlern sucht, sollte die Vernissage nicht verpassen.

Vernissage Do 3.8., 19.30, Ausstellung bis Fr 29.9., geöffnet Mo 10.00–12.00, Do 14.00–17.00, Fr 10.00–12.00, und nach vorheriger Vereinbarung unter Tel. 040/71 00 04 15, Gutshaus Glinde, Möllner Landstraße 53, Eintritt frei