Ahrensburg. Die Stadt investiert in ihre Zukunft. Ein Überblick über Baustellen von Schulen bis zur Unterkunft für Geflüchtete.
Nach fast vier Jahren ist die Sanierung des Ahrensburger Rathauses auf der Zielgeraden. „In der zweiten Septemberhälfte sollen die letzten Mitarbeiterumzüge innerhalb des Gebäudes erfolgen“, sagt Bürgermeister Eckart Boege. Auch für den Verwaltungschef selbst ändert sich der Ausblick über die 34.500-Einwohner-Stadt: Er zieht aus dem Ausweichquartier im sechsten Stock ins traditionelle Bürgermeisterbüro im ersten Stock.
Die Sanierung des 1970 eingeweihten Rathauses ist bei Weitem nicht die einzige Großbaustelle der Stadt. Bei einer Rundtour mit Achim Keizer, dem Leiter des Fachdienstes Zentrale Gebäudewirtschaft, verschaffte sich Eckart Boege jetzt einen Überblick über den jeweils aktuellen Stand. Denn in einigen Bereichen ist gerade die Urlaubszeit auch die Hauptarbeitszeit. „An Schulen können größere und laute Arbeiten nur in den Ferien erledigt werden, um den Unterricht nicht zu stören“, so Boege.
Ahrensburg: Ein Überblick über sechs große Projekte der Stadt
Achim Keizer ergänzt: „Jede Baustelle ist anders, überall müssen wir auf individuelle Gegebenheiten Rücksicht nehmen.“ Zudem gebe es bis hin zur Bundesebene vom Umweltschutz bis zur Inklusion immer mehr gesetzliche Vorschriften, die zu beachten seien.
Der Fortschritt bei den einzelnen Projekten stimmt Bürgermeister Boege durchaus zuversichtlich. „Das ist nur möglich, weil wir uns auf erfahrene und engagierte Beschäftigte verlassen können, die auch untereinander zwischen den Abteilungen gut zusammenarbeiten“, sagt er. Zumal die Personalsituation in einigen Bereichen nach wie vor angespannt ist.
Rathaus: Das vom Architekten Karl-Heinz Scheuermann entworfene Gebäude steht seit 2014 unter Denkmalschutz. Das bringt einerseits immense Zuschüsse für die Modernisierung, andererseits aber auch strenge Auflagen. Eine davon ist auf dem Vorplatz zu begutachten, auf dem Container standen und der jetzt neu gepflastert wird. „Die schwarzen Platten aus Basaltsplitt gab’s nicht mehr, die mussten wir extra nachmachen lassen“, sagt Achim Keizer. 600 Quadratmeter wurden bei einer Fachfirma bestellt.
Das schwarz-weiße Muster – diese Kombination findet sich an vielen Stellen wieder – ist streng vorgegeben. So führen die schwarzen Linien genau auf die ebenfalls schwarzen Pfeiler an der Eingangsfront zu. Erlaubt haben die Denkmalschützer eine Photovoltaikanlage auf den Dach des länglichen Traktes, sodass die Verwaltung nun ihren eigenen Strom produzieren kann. „Das ist möglich, weil die Solarmodule von außen nicht zu sehen sind“, so Keizer.
Bürger werden nächstes Jahr durchs sanierte Rathaus geführt
Unter anderem wurden der Brandschutz und die Dämmung verbessert und die komplette Technik erneuert. An der Rückseite steht jetzt eine Metalltreppe als zweiter Fluchtweg für den Brandfall. Etliche Details wie Lampen, Lichtschalter und Steckdosen durften dagegen nicht verändert werden. Die Bürger können sich nächstes Jahr ihr eigenes Bild machen: Beim Tag der Städtebauförderung im Mai und am Tag des deutschen Denkmals im September macht das Rathaus mit.
Zum Sanierungsstart im Herbst 2019 hatten die Verantwortlichen noch gehofft, Ende 2021 fertig zu sein. Doch dann kamen die Corona-Pandemie und der Krieg gegen die Ukraine mit Materialengpässen dazwischen. In der Folge stiegen auch die Kosten von zunächst geschätzten 10,5 auf jetzt mehr als 13,5 Millionen Euro.
Bund und Land finanzieren die Renovierung des Bruno-Bröker-Hauses zu 90 Prozent
Bruno-Bröker-Haus: Das Gebäude, das seit der Einweihung 1953 ein Jugendtreff ist, wird von Grund auf saniert. Die Abbrucharbeiten sind innen abgeschlossen. Nun erneuern Handwerker die Sohle, errichten Stahlkonstruktionen und Mauern. Der große Saal mit Bühne bleibt erhalten. Im ehemaligen Umkleidetrakt der Fußballer entsteht unter anderem eine Fahrradwerkstatt.
Auf das neu eingedeckte Dach kommt eine PV-Anlage. Die Modernisierung des Hauses mit einer Bruttogeschossfläche von rund 850 Quadratmetern ist nur möglich, weil Bund und Land über ein Förderprogramm 90 Prozent der Kosten von etwa drei Millionen Euro übernehmen. Wenn alles glatt läuft, will das „Bruno“ seinen 70. Geburtstag im kommenden Jahr mit dem Rückzug ins Haus nachfeiern. Zurzeit ist der Jugendtreff in die frühere Fritz-Reuter-Schule ausquartiert.
Umkleidehaus Stormarnplatz: Das im April eingeweihte Umkleidehaus, das sich die drei Vereine Ahrensburger TSV, FC Ahrensburg und Roter Stern Kickers teilen, hat nun auch eine PV-Anlage aufs Dach bekommen. „Auch wenn die Ausrichtung nicht optimal ist, rechnet sich das“, sagt Keizer. Rund 79.000 Euro wurden zusätzlich investiert. Die 35 Module kommen auf eine Leistung von 14,7 Kilowatt-Peak (kWp) und sollen jährlich 11.150 Kilowattstunden (kWh) erzeugen. Ein Batteriespeicher mit zwölf kW ergänzt das Paket.
Stormarnschule: Die denkmalgeschützte Museumsturnhalle bekommt für rund 200.000 Euro neue Dachpfannen. Für weitere 180.000 Euro werden die vier Treppenhäuser und Flure im Rundbogentrakt renoviert. Handwerker tauschen den abgenutzten Bodenbelag aus, streichen Wände und Decken.
Durch den Einbau von zusätzlichen Wänden entstehen in der ersten Etage sogenannte Differenzialräume, die flexibel genutzt werden können. Für die Herbstferien ist die Erneuerung einer Stützwand am Mensa-Übergang vorgesehen. Eingang und Lehrerzimmer sollen 2024 folgen.
Hausmeister darf in der Grundschule Am Aalfang wohnen bleiben
Grundschule Am Aalfang: Nach dem Abriss des alten Hausmeisterhauses ist mit dem Anbau, der rund 2600 Quadratmeter Bruttogeschossfläche hat, begonnen worden. Maurer ziehen die Wände im Keller hoch. „Weil das Grundwasser so hoch steht, muss es während der Arbeiten abgepumpt und auf die andere Straßenseite in einen Teich geleitet werden“, sagt Sjarai de Vries, Architektin im Rathaus.
Auf zwei Geschossen entstehen zudem neue Räume für Unterricht und die Angebote der Offenen Ganztagsschule (OGS). Eine Besonderheit ist, dass auch eine neue Hausmeisterwohnung integriert wird. Das sei ein ausdrücklicher Wunsch der Schule gewesen, weil diese Kombination dort außerordentlich gut funktioniere. Außerdem entstehen ein grüner Innenhof und eine Dachterrasse für die sogenannte Starterklasse.
Die Kosten liegen mittlerweile bei etwa zehn Millionen Euro. Der Neubau soll Ende nächsten Jahres komplett fertig sein.
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Geflüchtetenunterkunft am Reeshoop: Wo einst zwei Notunterkünfte standen – eine war im Sommer 2019 abgebrannt – ist jetzt ein massiv gebautes Haus mit 476 Quadratmetern Bruttogeschossfläche in die Höhe gewachsen. In den neun Wohnungen, die ein und zwei Zimmer sowie Küche und Bad haben, sollen Geflüchtete untergebracht werden. „Der Platz ist für uns extrem wichtig, denn es wurden uns noch nie so viele Menschen zugewiesen wie dieses Jahr“, sagt Bürgermeister Boege.
Der gesamte Rohbau ist inklusive Putzarbeiten fertig. Elektroleitungen sind verlegt, die Zargen der Innentüren montiert. Auf dem Schrägdach steht eine PV-Anlage für Strom und eine Solarthermieanlage für warmes Wasser. Nun folgen die Fenster- und Trockenbauarbeiten. Das rund 2,38 Millionen Euro teure Gebäude soll noch in diesem Jahr bezugsfertig sein.