Ahrensburg. Architekt Sebastian Hoyer würdigt Substanz des Ahrensburger Rathauses. Weil wenig gemacht wurde, blieb Schutzwürdiges erhalten.

Was hat der Eiffelturm mit Ahrensburg zu tun? Welche tiefgehenden Ideen verbergen sich hinter scheinbar schlichten Waschbetonplatten? Warum kann sich ein Sanierungsstau als Glücksfall erweisen? Und was verbindet die Menschen, die ihre Wartezeit an der Info­thek und im schmalen Gang vor dem Einwohnermeldeamt der Stadt Ahrensburg absaßen, mit denen, die sich zeitgleich im Foyer des Rathauses darüber informierten, wie das sanierte Rathaus aussehen könnte und welche ihrer Wünsche in die Planung einfließen könnten? Fragen über Fragen, deren Antworten eng miteinander zusammenhängen, wie sich bei einer Diskussion im Foyer zeigte.

Beteiligung der Öffentlichkeit ist eine Voraussetzung für die volle Förderung

Bürgermeister Michael Sarach hatte die Bürger eingeladen, um über den Planungsstand in Sachen Rathaussanierung zu informieren. Zur Erinnerung: Seit Februar 2014 steht das Ahrensburger Rathaus unter Denkmalschutz. Die Stadt selbst hatte den Antrag gestellt, vorangegangen waren dem kon­troverse Debatten in der Stadtverordnetenversammlung und eine knappe Mehrheit für die Initiative. Die damals im Raum stehende Frage, ob Abriss und Neubau die Stadt nicht günstiger käme als eine aufwendige Sanierung des am 13. November 1970 eingeweihten Gebäudes, hat sich längst erledigt. Denn der Denkmalschutz sorgt dafür, dass die etwa 6,6 Millionen teure Generalüberholung des Rathauses (inklusive Brandschutz und energetischen Umbauten) zu zwei Dritteln von Bund und Land getragen werden könnte, weil Ahrensburg in das Städtebauförderprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ aufgenommen wurde. Voraussetzung für die volle Förderung der Rathaussanierung als ersten Teil des Innenstadt-Programms ist ein in Kiel bewertetes Verfahren, zu dem auch die jetzt anberaumte Information und Beteiligung der Öffentlichkeit gehört.

Der Einladung des Bürgermeisters, waren am sommerlich warmen Mai-Abend kaum mehr als 20 besonders interessierte Besucher gefolgt – in etwa so viele, wie nebenan zeitgleich vor dem Einwohnermeldeamt warteten. Zunächst wurden Bürger im Foyer animiert, ihre Meinung zum Rathaus auf Stellwänden zu notieren und auch eigene Wünsche zu artikulieren, die als Anregungen in die Planung eingehen könnten, wie zum Beispiel leichter gängige Türen, sicherere Handläufe an Treppen oder eine besser sichtbare Infothek, die das Foyer belebt.

Verwaltung braucht 500 Quadratmeter mehr, als zurzeit zur Verfügung stehen

Carolin Wandzik und Heidrun Gerresheim von Big-Städtebau präsentierten danach den Stand des Nutzungskonzepts, das sie für die Stadt erarbeiten. Dabei ging es vor allem darum, die Verwaltung organisatorisch effizient und servicefreundlich neu auf das Gebäude zu verteilen. Passend der Hinweis, dass stark frequentierte Bereiche wie das Einwohnermeldeamt großzügigere Wartebereiche benötigen – die Notwendigkeit war direkt nebenan zu besichtigen. Bürgermeister Sarach wies darauf hin, dass der Raumbedarf trotz verbesserten Zuschnitts der Arbeitsbereiche 500 Quadratmeter größer als die Kapazitäten des Rathauses sei – es müsste also Zusatzraum außerhalb geschaffen werden.

Herzstück der Veranstaltung war der Vortrag des Architekten und Ingenieurs Sebastian Hoyer von der TU Braunschweig, der bereits ein Gutachten für den Denkmalschutz des Gebäudes geschrieben und dabei den tieferen Sinn der Pläne des Architekten Karl-Heinz Scheuermann vom demokratischen Rathaus in bester Bauhaus-Tradition recherchiert hatte. Hoyer erinnerte daran, wie wenig akzeptiert der Eiffelturm zur Zeit seiner Entstehung in Paris war und übertrug den Wandel in der Wertschätzung geschickt auf das Ahrensburger Rathaus, indem er an zahlreichen Beispielen zeigte, wie wohlüberlegt Scheuermanns Ästhetik und Konstruktion bis in die kleinsten Details hinein ist.

Ingenier Sebastian Hoyer hält Sanierungsstau für einen Glücksfall

Den Sanierungsstau bezeichnete Hoyer als „Glücksfall“. Hätte Ahrensburg bereits in den denkmalpflegerisch wenig zimperlichen 80er- oder 90er-Jahren gehandelt, wäre wohl einiges an originaler Substanz zerstört worden. Alles Wertige könne jetzt wiederhergestellt werden – aber es sei auch höchste Zeit. Applaus für den Fachmann, der anschließend in einer Kurzführung vom Bürgermeisterzimmer bis zum obersten Balkon in der Abendsonne einige verborgene Schätze zeigte.

Der Ahrensburger Rüdiger Schmidt sprach für viele, als er sagte: „Früher war ich gegen die Sanierung. Jetzt aber, wo mir vieles erklärt wurde, sehe ich unser Rathaus mit anderen Augen. Es gefällt mir sehr gut.“